Winter im Herbst (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Tuesday, 31.12.2002, 09:18 (vor 7930 Tagen) @ RainerL

Hi Rainer,

... Ich glaube, daß ich bei Glatteis keinen Schritt vor die Türe setzte! Andererseits denke ich, daß man bei Glatteis barfuß besser vorwärts kommt als mit Schuhen. Die praktische Erfahrung fehlt mir jedoch, da ich bei Glatteis noch nie draußen war.

Würde mich auch mal interessieren wie man auf Glatteis barfuß läuft. Vor allem interessiert mich dabei wie hoch das Risiko ist Frostblasen zu bekommen. Wenn das Risiko niedrig ist kann man es ja mal probieren.

Das Risiko, Frostblasen zu bekommen, dürfte bei Glatteis nicht größer sein als sonst bei Minustemperaturen; also dürfte das barfüßige Gehen auf Glatteis bis -5° C unbedenklich sein. Ich nehme an, daß es sich darauf ahnlich laufen läßt wie auf einem kühlen Glasboden, nur eben etwas rutschiger. Ich bin aber davon überzeugt, daß man barfuß einen besseren Halt haben müßte als mit Schuhen, wie wir ja auch mit bloßen Händen einen besseren Halt an den Gegenständen, die wir anfassen, haben als mit Handschuhen.

Bei meiner größten Frostblase löst sich schon seit ein paar Tagen die alte Haut ab und drunter sieht man die rosige neue Haut. Bin Heute mal eine kleine Runde von einer viertel Stunde draußen barfuß gelaufen bei 5 Grad plus im Regen und es hat Spaß gemacht allerdings sind die Füße augekühlt und die "Fußheizung" ist nicht so schnell angesprungen (im Haus habe ich aber schnell wieder warme Füße bekommen). Da sieht man mal was so eine Trainingszwangspause ausmacht. Inzwischen ist innerhalb von ein paar Stunden die Temperatur auf 2.5 Grad gefallen und es schneit dicke Flocken. Da muß ich doch an mein schönes Schneeerlebnis zurückdenken, traue mich aber noch nicht wieder in den Schnee zudem die neue Haut noch etwas empfindlich ist.

Du verhältst Dich genau richtig. Trainiere beständig, aber vorsichtig, und schone Deine Füße, solange die neue Haut noch zart und rosig ist. Ich denke, daß Du in einer Woche wieder voll barfuß laufen kannst, als sei nichts passiert.

...In Eurer Region war jedoch das Eis dermaßen schlimm, daß auch die Bahn keine Alternative war.
Richtig. Habe mir sogar eine Zeitung mit Eisfotos aufgehoben. Die Bahn hatte Verspätungen und es sind auch Züge ausgefallen.

Da kann ich ja doppelt froh sein, daß ich nicht in Eurer Gegend lebe. Es gibt sechs Bundesländer, in denen ich nicht leben möchte: Schleswig- Holstein, Hamburg, Mecklenburg- Vorpommern, Bremen, Niedersachsen und Sachsen- Anhalt. Auch im westfälischen Teil unseres Bundeslandes würde ich mich nicht wohl fühlen. Das Klima ist dort rauher als bei uns, und die Menschen sind im allgemeinen kühler, mürrischer und verschlossener.

Ich würde die einzelnen Länder nicht pauschal aburteilen. Es kommt dabei auch ganz darauf an wie man auf die Menschen zugeht, wie die auf einen zugehen und auf einzelne Begegnungen und Erlebnisse an. Ich habe mich z.B. im Raum schwäbische Alb in der ich mal gelebt habe mit vielen dort ganz gut angefreundet während meine Mutter mit den "Schwaben" überhaupt nicht warm wurde während sie sich jetzt in Bayern ganz wohl fühlt. Dazu kommt noch ob man in einem (Bundes-)Land in der Stadt oder auf dem Land lebt.

Da hast Du sicherlich recht. Auf den Dörfern und in kleinen Städten sind die "Alteingesessenen" zumeist lieber unter sich und grenzen ihre Kreise gegenüber Neuzugängen im allgemeinen strikt ab. Im Süden kommt es sicherlich auch ein Stückweit darauf an, ob man die Mundart der dort lebenden Menschen und ihren Akzent, der sich beim Sprechen nie verliert, mag oder nicht. Möglicherweise spielt auch die traditionelle konfessionelle Prägung einer bestimmten Gegend eine wichtige Rolle. Jede deutsche Region hat ihre Besonderheiten, die es in dieser Form nur dort und nirgendwo sonst gibt. Für mich ist der Westen Deutschlands die vertraute Heimat, und im Süden fühle ich mich wohl.

Ich finde es zwar bedauerlich, daß Du meine Ansichten insoweit nicht teilst. Andererseits sind politische Diskussionen auch wahrlich nicht der Gegenstand dieses Forums. Ich bin halt ein Mensch,der seine Meinung nicht verbirgt, sondern stets offen sagt, was er meint.

Ist ja auch in Ordnung nur will ich in diesem Forum nicht unbedingt politische Diskussionen führen. Eine ähnliche Thematik birgt der Film "Sieben Jahre in Tibet" von 1997 mit Brad Pitt in der Hauptrolle, den ich gestern gesehen habe (Wiederholung läuft Heute Morgen auf Pro7 9.40 bis 12.10 Uhr) Vielleicht kennst du ja den Film, es ist mit jedenfalls sehr nahe gegangen als am Ende im Abspann erwähnt wurde daß die Chinesen bei der Besetzung Tibets 1 Million Menschen getötet und 6000 tibetanische Klöster vernichtet haben. Der Film handelt von der Freundschaft des Dalai Lama mit Heinrich Harrer einem Bergsteiger der den "Nanga Parbat" den "Schicksalsberg" der Deutschen im Jahr 1939 bezwingen wollte und in britische Gefangenschaft gerät. Nach mehreren mißlungenen Fluchtversuchen schafft er es doch und schlägt sich in die "verbotete Stadt" Lhasa durch in der er dann die Bekanntschaft mit dem Dalai Lama macht.

Den Film habe ich einmal gesehen, und er beruht auch auf historischen Tatsachen. Der geschichtliche Hintergrund ist freilich komplizierter, als die meisten Europäer ahnen. Tibet geriet schon im 18. Jahrhundert unter chinesische Oberhoheit, und der Vertrag von Simla aus dem Jahre 1913 bestätigte die "Suzeränität" der Chinesen in Tibet. In den folgenden Jahrzehnten war China von Bürgerkriegen zerrissen, so daß Tibet sich ungehindert von der chinesischen Herrschaft freistrampeln konnte. Im Jahre 1950 hat Mao Zedong die chinesische Herrschaft in Tibet wiederhergestellt. Die Flucht des Dalai Lama erfolgte erst nach einem mißglückten Aufstand der Tibeter im Jahre 1959, und die Deportation vieler Menschen sowie die Zerstörung der meisten Klöster erfolgte erst im Rahmen der Kulturrevolution (ab 1966), welche in ganz China wütete.

Interessante Hintergründe. Wußte ich so noch nicht. Befasst Du dich im Rahmen deines Studiums mit solchen Dingen oder hat dich die Thematik so mal interessiert ?

Ich interessiere mich sehr für Geschichte, unter anderem auch für chinesische Geschichte sowie für die geschichte Innerasiens, die sehr interessant und wechselvoll, in Europa aber fast unbekannt ist. Geschichte hat mich von jeher interessiert, sowohl im persönlichen Rahmen als auch im Weltmaßstabe. Nach meiner Überzeugung ist ein Mensch bzw. die Welt das, was die Geschichte daraus gemacht hat. Ein Mensch ist genau so, wie er ist, weil er eine ganz bestimmte Geschichte hat.

Es ist schon eigenartig, daß man sich nicht traut, die Leute offen dazu anzuhalten, draußen barfuß zu laufen.

Das liegt daran daß die meisten Leute selbst viele Orthopäden selbst keine Erfahrungen mit dem Barfußlaufen haben und vermutlich auch der Verfasser des Artikels nur Barfußlaufen am Strand (und in einer Kiste Maiskörner) kennt.

Das ist das altbekante Dilemma: Jene Menschen, denen die Allgemeinheit Kompetenz zuschreibt, haben keine Erfahrung mit dem Barfußlaufen und wissen deshalb auch nichts darüber, und jene, die es tun und die entsprechende Erfahrung haben, werden entweder überhaupt nicht wahrgenommen oder als skurrile Gestalten, die man bestaunen kann, ansonsten aber nicht weiter ernst zu nehmen braucht, betrachtet.

Weiter steht dort daß die heutigen Laufschuhe mit Ihrer übertriebenen Dämpfung zu Achillessehnenbeschwerden führen können (Entzündungen an der Achillessehne): "Wenn jedoch die Kissen zu hoch sind nehmen am Fuß die Geschwindigkeit und die Hebelkräfte der seitwärts gerichteten Abrollbewegung zu" warnt Sportwissenschaftler Stefan Grau von der Universität Tübingen "Dadurch wird die Achillessehne stark belastet". Achillessehnenbeschwerden führen nicht selten zu monatelangen Trainingspausen.
Wenn das nicht indirekt Werbung für das barfüßige Joggen ist !

Leider eben nur indirekt! Ich fürchte aber, daß kaum jemand die richtigen Schlußfolgerungen zieht, und von denen, die darauf kommen, wird keiner tatsächlich barfuß gehen, "weil es niemand macht." Selbst wenn die Leute beispielsweise anläßlich eines Wintertreffens mit dem Anblick einer barfüßigen Gruppe im Winter konfrontiert werden, bietet das Anlaß zur Verwunderung sowie zu teilweise rechr sonderbaren Vermutungen über die Beweggründe, solches zu tun, aber leider nicht zur Nachahmung, obwohl genau das die richtige Reaktion wäre!

Und selbst bei Sommerbarfußtreffen gab es ja wohl leider keine Nachahmer obwohl warme Temperaturen doch wohl eher zum Barfußgehen animieren.

Das beschuhte Denken steckt so stark in den Köpfen drin, daß ich auch fast nicht mehr weiß, wie man dagegen vorgehen kann. Das Forum ist sicher auch kein angemessener Ort dafür, denn hier sind ja nur solche präsent, die bereits vom Barfußlaufen überzeugt sind. Jemandem wie Lorenz oder Franz braucht man nicht mehr zu sagen, wie herrlich es ist, zu jeder Jahreszeit draußen barfuß zu gehen, weil sie es bereits wissen und auch praktizieren.

Übrigens hat mir meine Mutter mitgeteilt daß sie nach Bayern gezogen ist ungefähr 150 km von München entfernt. Sie ist da in die Nähe meiner Schwester gezogen damit Sie dort dieser helfen kann Ihren Bandscheibenvorfall auszukurieren. Wenn ich da mal hinfahre kann ich den Weg über München machen und dich dort mal besuchen.

Ist Deine Mutter erst kürzlich nach Bayern gezogen? Dann hättest Du ja wirklich einen Anlaß, hin und wieder gen Süden zu fahren, und wir könnten uns in München treffen.

Richtig meine Mutter ist erst kürzlich dort hin gezogen und schon jetzt begeistert von der Freundlichkeit der Leute da. Wenn ich dort mal hinfahre besuche ich dich gerne mal in München.

Ja, die Menschen in Bayern sind wirklich sehr freundlich! Ich habe den Eindruck, daß sie ihre Mitmenschen eher nach deren Wesen als nach ihrem Äußeren beurteilen. Deswegen kann man dort auch im Winter recht unbehelligt draußen barfuß gehen.

Da giltst du dann wohl eher als "Naturbursche" während du im Rheinland dann wohl eher als Spinner oder Exzentriker gehalten wirst ?

Richtig! Genau so verhält es sich.

Meine Verwandten kleiden sich eher nach denm Kalender als nach der Witterung. Mit anderen Worten: Es ist für meine Verwandten kleidungsmäßig ein Unterschied, ob das Thermometer im Juli oder im Dezember 15° C anzeigt.

Scheint bei den meisten Menschen so zu sein daß sie sich nach dem Kalender kleiden. Aber im Winter sind die Sommersachen ja schon oft irgendwo ausgelagert und man müßte sie irgendwo suchen für die paar Tage an denen es im Winter "warm" ist. Und Wärme beginnt bei vielen ja erst jenseits der 20-Grad-Marke.

Daran habe ich nicht gedacht, aber auch das wird eine Rolle spielen. Meine Verlobte räumt auch zweimal im Jahr ihre Kleidung um. Anfang Oktober hat sie die Sommersachen in den Keller gebracht und die Wintersachen in den Kleiderschrank gehängt. Bei mir hängen im Kleiderschranke Sommerkleidung und Winterkleidung ganzjährig einträchtig nebeneinander. Auf diese Weise kann ich mich stets dem Wetter entsprechend kleiden, wenngleich ich von den "totalen Wintersachen" wie Schal, Wintermantel etc. keinen Gebrauch mehr mache, obwohl sie durchaus noch vorhanden sind. Ich weiß allerdings manchmal nicht, ob sich ein bestimmtes Kleidungsstück gerade in München oder in Ratingen befindet.

Meine Mutter ist auch der Ansicht, daß helle Kleidung im Winter nicht angebracht sei, obwohl helle Kleidung gerade im Winter besser ist, weil man dann bei Dunkelheit im Straßenverkehr besser gesehen wird. Aber das kann man meiner Mutter leider nicht klarmachen.


Barfüßige Wintergrüße und ein schönes neues Jahr 2003
Rainer

Barfüßige Wintergrüße und auch Dir und Deiner Familie ein schönes neues Jahr 2003

Markus U.


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