ein paar kleine Anmerkungen (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Thursday, 08.03.2007, 02:23 (vor 6473 Tagen) @ Sabrina

Ich bin noch nicht barfuss kontrolliert worden. Wenn es beanstandet würde und ich einen Bußgeldbescheid bekäme, würde ich den wahrscheinlich bezahlen und keine Rechtsmittel dagegen einlegen - schon deshalb nicht, um mich bei den hiesigen Richtern, die mich ja alle kennen und mit denen ich ständig beruflich zu tun habe, nicht lächerlich zu machen. Aber deswegen fahre ich doch nicht schon im vorauseilenden Gehorsam nur mit Schuhen Auto.
Liebe Grüße
Oliver S.


Jetzt kann ich aber nur heftig mit dem Kopf schütteln. 'nen Anwalt, der wirklich was kann, sollte sich selbst zu helfen wissen. Oder schämst Du Dich etwa, so nach dem Motto "der Richter darf bloß nicht wissen, daß ich barfuß ertappt worden bin". Da überzeugen mich die Ausführungen von Markus U., der uns allen hier in verständlicher Form erklärt hat, daß barfuß Auto fahren nicht verboten ist (hab' ich selber nicht gewußt - ich habs einfach gemacht), viel mehr. Und wenns nicht verboten ist, dann kann einem auch keiner deswegen was wolen bzw. man kann was dagegen machen. Und außerdem sind die Richter doch zur Verschwiegenheit verpflichtet, nicht?

wie seine Kollegen Aquajeans und Markus U. Rechtsanwalt, aber im Gegensatz zumindest zu letzterem im Beruf nicht nur fest beschuht, sondern auch bestrumpft und fast immer mit Anzug und Krawatte.

Da gefallen mir aquajeans und Markus U. viel besser, zumindest Markus U. ist ja eigentlich ziemlich locker drauf. Zu so einem steifen Herrn mit fetten Schuhen und Socken, Anzug und Krawatte kann ich halt nur schwer Vertrauen fassen, aber wenn der Anwalt so sympathisch rüberkäme wie Markus U., könnte ich mir echt meinen Kummer von der Seele reden und wüßte die Angelegenheit in guten Händen. Bisher hatte ich aber noch keinen Anwalt nötig, und ich hoffe, daß das auch so bleibt.
Liebe Grüße und nix für ungut,
Sabrina

Hi Sabrina,

ob solch wundervoller komplimente wird mir ja fast schwindlig, aber natürlich freue ich mich sehr darüber. Allerdings kannst Du Dich Deinerseits freuen, mich nicht nötig zu haben, denn es kann je nach Streitwert und Schwierigkeitsgrad überaus kostspielig sein, sich beim Anwalt (juristischen) Kummer von der Seele zu reden. "Guter Rat ist teuer!"

Steif und langweilig möchte ich bei der Arbeit keinesfalls rüberkommen, und es schmerzt mich auch, daß dieses Klischee gerade dem Anwaltsberuf - leider sogar mit einer gewissen Berechtigung - nachhängt. Da gibts nur zwei Möglichkeiten: Man kann drüber jammern (und nix bewirken), oder man versucht im Rahmen des Möglichen, sich aus der Dekkung hervorzuwagen und vorsichtig auszuprobieren, was geht. Und da habe ich auch bei Kollegen manch Bemerkenswertes gesehen, etwa einen Kollegen, der oberhalb der Fußknöchel recht unspektakulär gekleidet war (cremefarbener Anzug, weißes Hemd, Krawatte), aber an den nackten Füßen Birks trug, fener eine Kollegin, die zu einem verwaschen wirkenden Sommerkleid irgendwelche Schlappen trug, sowie eine Richterin in Flipflops (alles freilich an außerordentlich heißen Sommertagen). Nun ist eine Richterin in Flipflops sicherlich lokkerer drauf als ein fett beschuhter & besockter Richter, aber am meisten kommt es mir immer noch auf eine der Mandantschaft günstige Entscheidung an. Es gibt freilich auch Richter, die in puncto Kleidung wenig Spaß verstehen. So vergaß ich einmal, meine Robe mitzunehmen und mußte erleben, daß meine Ausrede, sie sei gerade in der Reinigung, auf den Richter einen unangenehmen Eindruck machte (dennoch wurde die Klage abgewiesen [ich hatte den Beklagten vertreten]). Und im Sommer las ich gar in der FAZ, daß in München ein Richter einen Anwalt, der unter seiner Robe nur ein einfaches weißes T- Shirt trug, nicht zur Verhandlung zuließ. Ich selbst trage, da man mit solchen Eventualitäten auch außerhalb Bayerns rechnen muß, zu Gerichtsverhandlungen stets eine Krawatte und bin auch noch nie in Sandalen aufgetreten, aber Loafers, Dockers oder Sabots sind sokkenlos kein Problem. Und im Büro trage ich zumeist Jeans und ein Hemd und habe die Erfahrung gemacht, daß es sie mnadanten nicht nur nicht stört, sondern sogar Hemmungen abbaut, denn ich will ja nicht wie ein Froschkönig vor ihnen sitzen, sondern ihr Vertrauen gewinnen. Ich kenne die nämlich die Rechtslage, sie aber den Sachverhalt, und auf dessen rechtlich sorgfältig aufbereitete Darstellung kommt es an, oder anders ausgedrückt: Die Mandanten wollen mit meiner Hilfe zu ihrem Recht kommen, und ob ich dabei Sokken und eine Krawatte trage, ist nicht wichtig. Es gibt große Kanzleien mit einer "Kleiderordnung" für die Anwälte, aber da möchte ich gar nicht arbeiten, weil ich mir das Betriebsklima nur als miserabel und von ständigem Druck geprägt vorstellen kann. Bei mir im Büro kann ich hingegen sogar unterm Schreibtisch die Sabots abstreifen, wenn ich allein bin...

Barfüßige Frühlingsgrüße vom heimischen PC,
Markus U.


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