Und nun noch ich (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Friday, 14.07.2006, 23:37 (vor 6711 Tagen) @ Andi35

Oh je, oh je, ist das ein umfangreicher Thread geworden. Gestern Abend habe ich angefangen ihn zu lesen, nun bin ich endlich durch. Ich musste ja heute auch arbeiten. Auf alles was geschrieben wurde will und kann ich nicht eingehen, dazu fehlen mir Zeit und Lust. Da ich aber doch mehrfach erwähnt wurde, und eine bedauerliche Streiterei um die Wegqualität entstanden ist, bei der ich auch zitiert wurde, halte ich es für unverzichtbar auch noch meinen Senf dazu zu geben.
Als erstes will ich Eva für ihre Mühe und ihre Gastfreundschaft danken. Ich freue mich sie zu kennen und mit ihr und ihrer Familie eine schöne Zeit verbracht zu haben und sage deshalb noch mal "Danke!"
Auch die Wanderung am Rheinsteig war landschaftlich wunderschön, der Weg war aber doch deutlich schwieriger als ich dachte. Das war aber zum großen Teil auch mein Fehler, denn ich hatte Evas Warnung, dass ungeübte sicherheitshalber ein paar Schuhe mitnehmen sollten, durchaus gelesen, hielt mich aber für gut genug trainiert damit fertig zu werden. Ich wurde es ja schließlich auch, wenn auch mit Mühe und zusammengebissenen Zähnen. Ich nahm an, ich wäre gut trainiert, hatte aber nicht bedacht, dass ich in meiner sandigen Heimat gar nicht die Möglichkeit habe auf so anspruchsvollen Wegen zu trainieren. Warnungen an Barfußanfänger sicherheitshalber Schuhe mitzubringen äußert die Barfuß-Initiative-Berlin schließlich auch, ohne das ich hierzulande so was nötig hätte.
Eva hat einen wunderschönen Weg ausgesucht, dessen Qualität aber offensichtlich umstritten ist. Gestritten wurde hier schließlich schon genug. Zu einer perfekten Wanderung gehört aber, dass hinterher alle zufrieden sind. Das war aber nicht der Fall, denn zumindest Andi35, aber auch andere, waren wohl eher unzufrieden, aber was ist schon perfekt? Nichts ist so gut, als das es nicht noch verbessert werden könnte. In diesem Sinne hoffe ich, dass es mir Eva nicht übel nimmt, wenn ich in einigen Punkten Andi35 Recht gebe, auch wenn er manches nicht besonders diplomatisch formuliert hat.
Auch mir haben einige Punkte Anlass zur Kritik gegeben, wobei man berücksichtigen muss, dass bei hohen Temperaturen und anstrengenden Wegen der Spaß schon mal ein wenig getrübt werden kann. Da schimpft man auch schon mal ein wenig ohne groß darüber nachzudenken. Dennoch werde ich den Tag in schöner Erinnerung behalten, nicht zuletzt, weil in der Erinnerung alles ein bisschen schöner ist, als es tatsächlich war.
Ich möchte Evas Leistung, was die Organisation und Planung angeht in keinster Weise schmälern, hoffe aber doch, dass ein paar Vorschläge für das nächste mal erlaubt sind. Immerhin habe auch ich schon zahlreiche Barfußwanderungen, auch eine viertägige Barfußreise, organisiert und verfüge daher über eine gewisse Erfahrung in diesen Dingen.
So eine Panne, wie das Ansteuern unterschiedlicher Parkplätze kann vorkommen, sollte aber schnell zu telefonischen Nachfragen führen. Zumindest hätte der Aufbruch bis zum Eintreffen aller Teilnehmer verschoben werden sollen, insbesondere, da sich anscheinend niemand an dem Parkplatz den Eva ansteuerte einfand, der nicht von ihr persönlich dort hin geführt wurde. Gerade bei solchen Pannen ist das Mitführen eines eingeschalteten Handys von großer Wichtigkeit.
Der Weg machte mir zunächst nicht viel aus, da der Schotter zunächst recht fein war. Oder war es zunächst nur Splitt? Ich weiß nicht genau, wo Splitt aufhört und Schotter anfängt. Spätestens an der Stelle, wo ich fragte, ob da mal ein Eisenbahngleis lag, fand ich es höchst unangenehm, war aber beruhigt, als ich sah, dass das nur vielleicht 100 m waren. Das war dann auch zu bewältigen. Mit der Zeit wurde mir aber auch der feine Splitt unangenehm, da meine Füße so was nicht auf Dauer gewöhnt sind. Das liegt nicht an Eva, sondern an meiner falschen Einschätzung ihrer Angaben.
Die Steigungen und Gefällestrecken haben mir nichts ausgemacht. Da ich sehr unsportlich bin ging es zwar bergauf etwas langsamer, aber dabei spielt es keine Rolle, ob ich Schuhe trage oder nicht.
Zeitweise konnte man aber direkt das Gefühl bekommen Eva hätte in Linz bereits einen Tisch im Restaurant reserviert und müsste uns nun pünktlich dorthin bringen. Die Eile, die aus ihrer Sicht vermutlich unbeabsichtigt, vielfach aufkam, wäre nach meiner Meinung nicht nötig gewesen. Wir hatten den ganzen Tag Zeit. Es wäre sicher besser gewesen, mehr Pausen einzulegen als geplant, nicht zuletzt auch, weil es ein sehr warmer Tag war. Das Wetter ließ sich nun mal nicht langfristig planen. Wir hatten großes Glück dass es nicht regnete, aber dafür war es halt heiß.
Es ist auch nochvollziehbar, dass es denen, die aus gesundheitlichen oder konditionellen Gründen Mühe hatten den Anschluss zu behalten, nicht gefiel, wenn die kräftigen, die vorne weg liefen, Pausen machten bis die letzten da waren, diesen dann aber die Pausen vorenthalten wurden, obwohl sie sie am nötigsten gehabt hätten. Ich selbst hatte damit zwar keine Schwierigkeiten, da ich mich im Mittelfeld halten konnte, habe aber Verständnis für die Schwächeren. Auch mir gelang es schließlich nicht die Eva einzuholen, wenn sie einen Vorsprung hatte. Mein Vorschlag zur Lösung dieses Problems wäre: Das Tempo bei einer solchen Wanderung muss reduziert werden. Der langsamste muss die Geschwindigkeit angeben, damit die Gruppe beieinander bleibt, Gespräche möglich bleiben und die schwächeren nicht bei den Pausen übergangen werden.
Ein großes Problem war die Hitze. Auch dafür kann niemand was. Bei solchem Wetter sollte natürlich auch jeder genügend zu trinken mitnehmen. Das ist klar. Aber wenn nun einer nichts mitgenommen hat, darf man ihn deshalb vor Durst leiden lassen, nach dem Motto "Selber Schuld"? Wir sind doch keine sportlichen Konkurrenten, die froh sind, wenn einer ausscheidet. Auch wenn sich einige erst kennen gelernt haben, würde ich so eine Barfußwandergruppe eher als eine Art Freundeskreis betrachten, der zusammen halten sollte. Wenn also jemand Durst hat, auch wenn es nur ein einziger ist, dann muss man sehen, wie dieser gelöscht werden kann. Da sollte es nicht um Mehrheiten gehen, sondern um Rücksicht auf den einzelnen. Die Rast an der Erpeler Ley war daher unverzichtbar. Gut, ich hätte sie nicht gebraucht, ich genoss ja auch zunächst die schöne Aussicht, aber als wir dann weiter wollten und die rastenden ihre Bestellungen zum Teil noch nicht mal bekommen hatten, war mir klar, dass das noch etwas dauern würde, denn wer etwas bestellt, muss es ja auch bezahlen. Dazwischen sollte auch noch Zeit für den Verzehr bleiben. Auf schnelleren Aufbruch ohne Verzehr zu drängen, musste schief gehen. Warum war es wichtig so schnell nach Linz zu kommen? Hätten wir nicht ein wenig improvisieren und diese Rast gemeinsam noch ausdehnen können? Das war zwar nicht geplant, aber wäre das so schlimm gewesen? Auch hier gilt: Es muss mehr Zeit eingeplant werden. Gerade an warmen Tagen braucht man mehr Pausen, als etwa bei Regen. Auch sollte immer etwas Zeit übrig bleiben für spontane Unterbrechungen. Wenn z. B. irgendwo ein Tiergehege ist, dann will man doch mal stehen bleiben und es sich ansehen. Informationstafeln will man lesen können. Das dauert zwar alles etwas, aber soviel Zeit sollte schon sein.
Die Teilung der Wandergruppe habe ich ebenfalls als sehr bedauerlich empfunden, weil mir schnell klar war, dass das zu Zwietracht führen würde. Ich wäre gerne bei beiden Truppen mitgewandert, aber ich musste mich ja nun entscheiden. Die Entscheidung fiel mir nicht allzu schwer. Da ich endlich Andi35 kennen gelernt habe, der mir sehr sympathisch ist, wir nur wenige Stunden gemeinsam zur Verfügung hatten und er auf der Erpeler Ley blieb, blieb auch ich. Ohne etwas zu bestellen setzt man sich aber nicht in ein Lokal, also bestellte ich auch noch ein Eis, das ich eigentlich nicht gebraucht hätte, aber das ich doch sehr genoss.
Ob der Abstieg über den relativ steilen Schotterweg, den wir nahmen, auch der Weg war, den Eva ausgesucht hatte, kann ich natürlich nicht beurteilen, vielleicht waren wir auch falsch, aber er war immerhin mit dem Rheinsteigsymbol gekennzeichnet. Danach waren meine doch allzu ungeübten Füße nahezu am Ende. Ich wollte nur noch auf möglichst bequemem Weg nach Linz kommen und schlug daher ohne irgendwelche Ortskenntnisse vor, dem Rheinsteig nicht weiter zu folgen, sondern lieber einen Weg am Rhein entlang zu wählen, da es dort sicher asphaltierte Wege gäbe, die angenehmer als der Rheinsteig wären. So war es dann ja auch.
Trotz allem möchte ich aber betonen, dass es eine schöne Wanderung war. Selbst wenn ich Schuhe dabei gehabt hätte, wären sie vermutlich im Gepäck geblieben, da ich mich auch nicht gerne geschlagen gebe. Hinzu kommt, dass ich in meiner Gürteltasche, obwohl sie besonders groß ist, keine Schuhe unterbringen kann. Auf längeren Wanderungen mit einem Rucksack bekomme ich aber Rückenschmerzen. So war es für mich nie eine Überlegung wert, ob ich Schuhe mitnehme. Ich wollte schließlich barfuß wandern und nicht mit Schuhen. Das gelang ja schließlich auch, zeigte mir aber meine Grenzen.
Ich möchte auch noch erwähnen, dass ich nicht barfuß wandere, um meine Füße für eine höhere Leistungsfähigkeit zu trainieren, sondern weil es mir (meistens) Spaß macht. Auch der Tag am Rheinsteig hat mir viel Spaß gemacht, da ich nette Leute kennen lernte, herrliches Wetter war, eine schöne Landschaft um uns herum lag usw., aber es hätte halt manches noch ein wenig besser laufen können.
Vielleicht hätte man sich auch nicht immer genau am Rheinsteig orientieren, sondern besonders schwierige Stellen irgendwie umgehen sollen, aber ich kann nicht beurteilen, ob das überhaupt möglich gewesen wäre. Eva hat sich viel Mühe gegeben einen Weg auszukundschaften, der bei Nässe wohl angenehmer ist und für die Trockenheit konnte sie nichts. Ihr vorzuwerfen, den Weg nicht kurz vorher noch mal abgegangen zu sein, halte ich für falsch. So was mache ich auch nicht. Ich hätte auch keine Lust einen Weg kurz hintereinander zweimal zu gehen. Ich glaube aber auch nicht, dass große Teile des Weges in der Zwischenzeit neu geschottert wurden, und wenn doch, dann war es halt Pech.
Liebe Eva, sei mir bitte nicht böse, das auch ich ein wenig Kritik geübt habe, aber ohne eine Feststellung von Schwachpunkten gibt es keine Verbesserungen. Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Anregungen fürs nächste mal liefern, die Du mir bitte nicht übel nimmst.

Viele Grüße

Ulrich


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