Das Problem ist nicht das gedruckte Gesetz, sondern die praktische Auslegung (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Saturday, 02.06.2007, 20:19 (vor 6321 Tagen) @ Barpfotenbaer

Hi Barpfotenbär!

Hallo Markus,
Deine fachkundigen Anmerkungen sind immer sehr beruhigend für mich und sicher auch für den Rest des Forums. Daß dieses Thema aber immer wieder hochkocht zeigt aber, daß die letzte Restunsicherhit nicht so leicht ausräumbar ist. Denn ich wüßte nicht, wie ich nach einem Unfall mit den anderen Unfallbeteiligten und der Polizei und unter Umständen vor Gericht zu argumentieren hätte. Und, weiß der Anwalt, den ich dann habe, dasselbe wie Du?

Dann erteile doch einfach mir das Mandat, und schon hast Du einen guten Anwalt ;-))

Das zeigt auch die selbstsichere Reaktion des ADAC:
Die Gerichte haben nun endlich festgestellt, daß barfüßiges Autofahren ganz offenbar keine Ordnungswidrigkeit darstellt, was auch der ADAC (vermutlich unter starkem Zähneknirschen) zur Kenntnis nehmen muß, aber wie er darauf kommt, daß es nun sogar strafbar sein soll, erschließt sich mir nicht.

Darin sehe ich nämlich die eigentliche Gefahr der ganzen Diskussion. Der ADAC ist nun ein geweckter Hund und ich fürchte, daß er nicht wieder zum Schlafen kommt, bevor sich die Rechtslage nicht in seinem Sinne gefestigt hat.
Wir hatten diese Diskussion schon oft. Und ich als Nichtjurist glaube, wir verdanken einzig dem Umstand, daß es nur sehr wenige tun, die Freiheit barfuß autofahren zu dürfen. Täten es mehr, vor allem die ungeübten Ottonormalschuhträger, würde es sicherlich irgendwann verboten. Täten es noch mehr, z.B. weil die Leute es aus dem Alltag laufenderweise gewöhnt sind, könnte es wieder normal und unangefochten legal sein. Aber letzterer Fall ist leider hypothetisch. Fall 2 ist dagegen ganz real, insbesondere, seit jeder Hinz mit Badelatschen rumläuft, die er -- ansonsten barfuß ungeübt -- beim Autofahren ablegt.
Ich habe die ganz große Sorge, daß wir irgendwann mit unserem individualistischen Anliegen einer Regelung für die Masse unterliegen; daß also, wie so oft, der Schutz- und Sicherheitsanspruch der Allgemeinheit die persönliche Freiheit des Einzelnen einschränkt.

Dieser Trend macht mir schon seit geraumer Zeit Sorge:
Der Zug der Zeit geht rasant in Richtung autoritärer Restriktionen; demokratische Rechte werden zumindest faktisch eingeschränkt; Personen, die sich hiergegen auflehnen oder in "unliebsamer" Weise von ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch machen, werden ausgegrenzt, und "sozial unerwünschte" Verhaltensweisen wie das barfußlaufen in der Öffentlichkeit werden durch sozialen Druck weitgehend unterbunden (Machen wir uns nichts vor: wir sind eine winzig kleine Minderheit).
Die Entliberalisierung der Gesellschaft schreitet unaufhaltsam voran.

Der ADAC müßte also wissen, daß das Barfußfahren für Schuhträger tatsächlich problematisch sein kann, aber für geübte Barfußläufer u.U. sogar sicherer ist, als das Fahren mit Schuhen!
Besten Dank für die stets hilfreichen Auskünfte und viele Grüße vom Barpfotenbären

Bitte sehr, gern geschehen

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.


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