Sozialprestige & [BF am Steuer] - Ausreden (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Thursday, 05.04.2007, 23:49 (vor 6379 Tagen) @ Jay

Hi Jay!

Es ist zweckmäßig, den Eindruck zu erwecken, man sei Anwalt. Vor denen haben sie Angst.


Na, dann weiß ich ja, was ich bei der nächsten Polizeikontrolle tun werde: ich halte den Jungs einfach meinen Anwaltsausweis hin (da ich ja tatsächlich Anwalt bin, brauche ich nicht einmal so zu tun als ob).


Da glaube ich aber wiederum, daß dann eine ganz bizarre Situation eintritt, selbst wenn du deinen stechendsten Lenin- (er war ja selber Anwalt) oder Murawjew-Amurskij-Blick aufsetzt, der jedem seichten BF-Gegner das Blut in den Adern gefrieren läßt. Die könnten perplex sein: Gibt´s das, ein völlig irrwitzig langhaariger, auch winters BF autofahrender Anwalt? Möglicherweise prüfen sie deinen Anwaltsausweis nachträglich besonders gründlich. Deren Sozialprestige ist nämlich enorm (in einer gar nicht so alten Umfrage wie eh & je auf Platz 2 hinter den Ärzten. Mal sehen, was meine Schwester & mein Schwager am diesmaligen sonnigen Ostern für Psychomanipulationstricks an ihren Kids ausprobieren werden, wenn der Onkel Jay wieder mal mit schlechtem Beispiel vorangeht. Die zeigen sich insbesondere mit mir & genauso mit BFigen Kids ungern außerhalb der Privacy, für sie selbst käme BF in der Öffentlichkeit niemals in Frage. Fast könnte man mit ihnen eine Wette bezüglich der Existenz von extrem LHigen, BFigen Rechtsanwälten abschließen, sie contra, ich pro.
Alles, was ich vor Kennenlernen des HBF an RAen sah, lief und läuft wie aus dem Ei gepellt 'rum. Treffe ich meinen bisherigen Hausanwalt beim Einkaufen, hat er auf jeden Fall ein Kragenhemd, wenn auch ohne Schlips & auf jeden Fall volle "Herrenschuhe" an. Jeans ist in extrem seltenen Fällen noch möglich, T-Shirt nicht.

Wer mir nicht glaubt, kann gerne bei der Anwaltskammer Düsseldorf nachfragen ;-) Schließlich kommt es auf die bestandenen juristischen Staatsexamina sowie einige weitere Zulassungsvoraussetzungen gemäß der BRAO (Bundesrechtsanwaltsordnung, nicht zu verwechseln mit der BRAGO, der am 30.06.2004 außer Kraft getretenen und nur für sog. "Altfälle" weiterhin gültigen Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte) an, nicht aber auf die Haartracht des Rechtsanwalts oder darauf, ob er etwa das ganze Jahr barfuß geht und so auch Auto fährt. Das mit dem "ungemein hohen Sozialprestige" glaube ich dagegen weniger; zumindest bin ich nie auf den Gedanken gekommen, mir auf meinen Beruf was einzubilden. Die Wette mit Deiner Schwester und Deinem Schwager kannste gerne abschließen, denn Du weißt ja, daß Du gewinnst. Vor Gericht oder bei der Kammer bin ich freilich nie barfuß erschienen, so daß man Deiner Schwester, falls sie wirklich bei der Kammer anrufen sollte, keine Auskunft über eine im Zusammenhange mit meiner Person bekannte Vorliebe für's Barfußlaufen wird erteilen können.
Vor Gericht trage ich stets ein weißes Hemd mit Krawatte & Anzug oder Kombination und schwarze Halbschuhe (die Sokkenlosigkeit wird sorgfältig unter einem entsprechend fallenden Hosensaume verborgen) sowie während der Verhandlung selbstverständlich die Robe. Allerdings komme ich mir mit Anzug & Krawatte wie verkleidet vor, so daß ich froh bin, wenn ich das abends wieder ausziehen kann (ich pfeffere die Sachen dann freilich nicht in die Ekke, sondern hänge sie sorgfältig in den Kleiderschrank). Wenn ich keinen Gerichtstrmin habe, trage ich allermeist Jeans, ein Kragenhemd ohne Schlips (allerdings zumeist nicht rein weiß, sondern gerne dezent gestreift oder als Jeanshemd und dazu je nach Wetter, Jahreszeit und Gesamtkomposition Sakko, Jeansjakke oder schwarze Lederjakke, an den Füßen allermeist Sabots oder Loafers ohne Sokken, im Sommer auch schon mal elegante schwarze Herrensandalen (natürlich ebenfalls ohne Sokken). Im T- Shirt im Büro oder gar vor Gericht zu erscheinen, kommt für mich nicht in Betracht, und auch privat trage ich eher selten ein T- Shirt ohne was drüber (T- Shirts sind bei mir eher eine Art Ersatz für Unterhemden). Der Grund, daß ich Kragenhemden bevorzuge, ist ganz einfach der, daß klassische Hemden eine Tasche haben, in der man einen Kamm deponieren kann. Am liebsten laufe ich so rum, wie Du mich schon gesehen hast (im Sommer freilich ohne Lederjakke).

Aber wie Du selbst weißt, gibt es sogar in Bayern clevere Polizisten, die sich zwar ein wenig verwundern, wenn sie etwa in einer stillen Nebenstraße irgendwo in München bei Nacht zur Winterszeit einen barfüßigen Autofahrer sehen, sich aber ansonsten nicht weiter darum kümmern, weil sie schließlich wissen, daß barfüßiges Autofahren nicht verboten ist...


Die scheinen das tatsächlich definitv gewußt zu haben, trotzdem war ich vorsichtig & wandte "Servilität" an, um die Sache kurzfristig vom Tisch zu haben, wie du an jenem Abend gesehen hast.

Sehr unterwürfig kamst du mir eigentlich nicht vor, sondern eher freundlich im Ton, aber forsch in der Sache.

Trotzdem gilt die bayerische Polizei als besonders grob in ihren Umgangsformen & rüde im Ton. Ist halt eben ein langjähriges Unions-Bundesland, in dem "Zucht, Autorität, Law & Order" einen höheren Stellenwert haben als in langjährig sozialdemokratisch regierten. Ist die Regelung der Polizei-Behaviourpatterns nicht Ländersache? Dann sag' ich abschließend noch etwas: Ich bin davon überzeugt, daß politisch linke Parteien & Gruppierungen BF-freundlicher sind als rechte.

Daß ich politisch linke Gruppen bevorzuge, hat damit zu tun, daß mir als Christ soziale Gerechtigkeit am Herzen liegt und ich die CDU bzw. CSU als Partei der sozialen Kälte sowie der institutionalisierten Heuchelei & Intrige heftig ablehne, während ich mir über die Korrelation zwischen Barfußfreundlichkeit und politischem Standpunkt noch keine Gedanken gemacht habe.

Ebenfalls BFige Frühjahrsgrüße, Jay (liest diesen unvermeidbar langen Replikenbeitrag überhaupt noch jemand außer dir?)

Zumindest Ulrich und Manfred (Ten) haben ihn gelesen :-)

Barfüßige Frühlingsgrüße und ein frohes Fest,
Markus U.


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