Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Guenther!
Hm, "lauthals kommentieren" ist eigentlich für diese Art von Kommentaren nicht der richtige Ausdruck. Sie sind stets zu mehreren, sagen dann zueinander: "Guck mal, barfuß, voll assi", aber so laut, daß man es hören soll. Wenn sie allein wären, würden sie sich das gar nicht trauen.
Da magst Du recht haben. Von einer einzelnen Person bin ich nämlich noch nicht so angepöbelt worden.
Die ganz kleinen plappern "naiv" das heraus, was ihnen in den Sinn kommt. Die etwas größeren sagen aber das, was ihnen die Eltern irgendwann mal in einer familiären Situation "vorplappern". Ich kann mich erinnern, daß ich meine Eltern oft in peinliche Situationen gebracht habe, indem ich dritten (etwa meiner Oma) naiverweise das durchgetragen habe, was meine Eltern vermeintlich hinter ihrem Rücken über sie gesagt haben.
O ja, das kenne ich auch, und wenn wir uns heute an diese Begebenheiten erinnern, finden wir sie alle ganz lustig, obwohl sie das damals gewiß nicht waren. Aber gerade durch solche Anlässe haben wir allmählich gelernt, bedachter mit unseren Äußerungen zu sein.
Und die Äußerung "so eine(n) will ich nicht in diesem Viertel/ Wohnblock" kommt nicht von einem Kind. "Schlampe" mag als Schimpfwort gängiges Vokabular sein, und kombiniert sich leicht mit jedem Attribut, da will ich mich nicht festlegen. Überleg mal, wie Du die Eltern von dem Kind einschätzt, das gesagt hat "sowas will ich nicht in unserem Wohnblock".
Das Kind wird diese Meinung von seinen Eltern übernommen haben. Aber ist es nicht seltsam, daß prominente Leute vielfach von solchen Massenmenschen (als Menschen, die sich nicht von der ""grauen Masse" unterscheiden) wegen ihrer Besonderheiten berühmt und bewundert werden, während diese Massenmenschen andererseits alles, was sie in ihrer Nähe an Besonderheiten vorfinden (und dabei empfinde ich meine Barfüßigkeit nicht einmal als besonders extravagant), aufs intoleranteste bekämpfen?
In fremder Umgebung werde ich eigentlich nie angepöbelt (allerdings halte ich mich kaum in der Nähe von Bahnhöfen auf; ich nehme an, daß Du Berufspendler bist).
Genau, ich pendele täglich nach MG, und zwar so spät bzw. so früh, daß ich von der Nachbarschaft da kaum was mitbekomme (ist mir eigentlich auch egal).
Bei mir ist die Alternative fast immer "feste Schuhe mit Socken" (berufsbedingt) oder "ganz barfuß". Mit Kirchen hab ich weniger zu tun, offizielle Anlässe zählen bei mir meist zum Beruf, und den letzten Krankenbesuch hab ich sogar auch barfuß gemacht, war bei einer Kollegin (im Hochsommer) in der Frauenklinik, da hat mich sogar eine Schwester angenöckelt (obwohl ich ja dort kaum Patient sein konnte).
Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Begibst Du Dich barfuß zu Deiner Arbeitsstelle und ziehst dort Schuhe und Socken an bzw. wieder aus, wenn Du Feierabend hast. Ich weiß zwar nicht, was Du beruflich machst (nur soviel, daß Du an der Universität beschäftigt bist), aber ist es dort auch im Sommer nicht möglich, mit Sandalen ohne Socken zu erscheinen? Mein Mann hat auch einen Bürojob, aber dort wird es problemlos toleriert, daß er inzwischen auch im Winter keine Socken mehr trägt.
In der Kirche traue ich mich nicht, barfuß zu sein, weil ich mich da doch lieber dem leider ziemlich bürgerlichen Publikum anpasse, und die Krankenbesuche mache ich deshalb nicht barfuß, weil es um meinen Mann geht und mich das sehr belastet.
Die "Ratinger" Definition ist denk ich, deshalb so umstritten, weil verständlicherweise kein Organisator einer Barfußwanderung Leute haben möchte, die sich überschätzen und dann nachher rumjammern, weil sie keine Schuhe dabeihaben. Bei täglichen Gängen dagegen wird keiner ständig Schuhe mitschleppen wollen.
Barfüßigen Gruß, Guenther
Ach so, von dieser Seite habe ich das noch nicht betrachtet. Ich fand diese Definition von Anfang an sehr originell und überzeugend. Und sie hat mir ja schließlich auch bei der Entfaltung meiner eigenen "dauerhaften Barfüßigkeit" enorm geholfen: Wenn ich Schuhe brauche, ziehe ich sie an. Und wenn ich keine Schuhe brauche, lasse ich sie auch gleich zu Hause.
Gruß,
Sabrina