Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte (Hobby? Barfuß! 2)

Sabrina, Wednesday, 06.09.2006, 14:28 (vor 6591 Tagen) @ Guenther

Hallo Guenther!

Hi Sabrina!
Tröste Dich: Auch ich (37) werde gelegentlich wegen Barfüßigkeit als "Assi" bezeichnet, und das ist ja nun wahrscheinlich das männliche Pendant zu "Schlampe".
Woher kommt das? Also, da gibt es einerseits die schon mehrfach zitierten supergestylten Teeny-Girls so zwischen 15 und 20 mit den pinken Absatz-Flipflops (Du verstehst meine Überzeichnung). Denen kauf ich es ab, daß sie sowas zumindest aus ehrlicher Abscheu sagen, weil sie sich eben nicht vorstellen können, auf die paar Milimeter Plastik zu verzichten.

Daqsn mag sein, und sie können meinetwegen denken und meinen, was sie wollen, aber sie sollen es bitteschön für sich behalten. Ich nehme Anstoß daran, daß diese unreifen Gestalten alles, was sie sehen, lauthals kommentieren.

Wenn es aber wesentlich jüngere, also echte "Kinder" sind, dann hört sich die natürliche Frage meist ganz anders an: "Warum läuft der/die barfuß" oder "Warum hat der/ die keine Schuhe an". Oder allenfalls mal "Darf der das?" (wohinter denn wahrscheinlich das von Mama/ Papa ausgesprochene Verbot, selbst barfuß zu laufen, steht).

Diese Art von Kommentaren habe ich nicht gemeint, denn erstens sind diese Äußerungen nicht beleidigend, und zweitens stammen sie zumeist von ganz kleinen Kindern, die erst noch lernen müssen (falls jemand es ihnen beibringt, was wohl heute anders als vor zwanzig Jahren anscheinend nicht mehr selbstverständlich ist), daß man das Äußere anderer, zumal fremder Personen nicht ungefragt kommentiert.

Wenn ein zehnjähriges oder noch jüngeres Kind aber die Tatsache der Barfüßigkeit mit massiven sozialen Werturteilen verbindet, etwa "So einen möchte ich nicht in unserem Wohnblock haben" (das war doch das andere Beispiel), so tu ich mich schwer damit, ein solches Urteil nur dem Kind allein anzulasten. Denn das selbstgefällige Urteil "der oder jener gehört hier nicht hin" ist doch eigentlich die selbstgefällige Blockwartmentalität, die sich Erwachsene in enthemmten Stammtischdiskussionen beilegen. Ich nehme also eher an, daß dieses Kind in einem Deiner Barfüßigkeit feindlichen familiären Milieu nimmt. Dazu würde stimmen, daß diese Szene sich in Deiner Nachbarschaft abgespielt hab. Wo ich gewöhnlich angebpöbelt werde (womit ich jetzt nicht sagen will, daß es ständig vorkommt), ist meist in den großen Verkehrsbezirken um den Kölner Bahnhof herum, und da kennt mich mit Sicherheit keiner persönlich. Die Leute, die da was sagen, haben sich dann also zumindest ihr eigenes Urteil gebildet. Und das bezweifele ich ein wenig bei dem Knaben aus Deiner Nachbarschaft.

Stimmt, diese Begebenheit hat sich in der Nachbarschaft abgespielt. In fremder Umgebung werde ich eigentlich nie angepöbelt (allerdings halte ich mich kaum in der Nähe von Bahnhöfen auf; ich nehme an, daß Du Berufspendler bist). Auch mit der Polizei hatte ich wegen meiner Barfüßigkeit noch nie Probleme.

Aber laß Dir das Barfußlaufen nicht vermiesen (bist Du eigentlich auch in der kälteren Jahreszeit aktiv?) und vor allem schnelle Besserung für Deinen Mann
Guenther

Keine Sorge; das Barfußlaufen lasse ich mir nicht vermiesen. Seit dem letzten Winter bin ich auch in der kälteren Jahrestzeit aktiv; ich habe mich ganz langsam sowohl an tiefere Temperaturen als auch an schwierigere Untergründe gewöhnt, wobei mir vor allem die sogenannte "Ratinger Definition" geholfen hat. Im Winter ziehe ich aber auch öfters Sandalen an. Die trage ich auch in der Kirche, zu "offiziellen" Anlässen und zu Krankenbesuchen.
Ganz herzlichen Dank auch für die Besserungswünsche. Mein Mann wird voraussichtlich Mitte der nächsten Woche aus dem Krankenhaus entlassen. Es wird aber auch dann noch etwas dauern, bis mein lieber Schnuckel wieder ganz gesund sein wird. Zum Glück wird er keine bleibenden Schäden davontragen.

P.S.: Und sorry wegen der für Dich wahrscheinlich öden Sokrates-Diskussion.

Ist verziehen ;-) Schließlich bin ich ja trotz meines gegenwärtigen Kummers nicht der Mittelpunkt des Forums. Außerdem habe ich dadurch in Erfahrung gebracht, daß das angebliche Zitat aus Pedro's nicht gerade von Verständnis geprägtem Beutrag gar nicht von Sokrates stammt. Und daß Sokrates "einer von uns" war, habe ich bisher auch nicht gewußt.

Gruß,
Sabrina


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