Austauschschülerin in Dänemark (Hobby? Barfuß! 2)
Liebe Sabrina
Deinem Text im Zusammenhang mit Kindern kann ich durchaus Verständnis entgegenbringen, er hat mich auch etwas traurig gemacht. Wir haben drei Kinder, alle unterdessen erwachsen. Jedes geht einen andern Weg, und jedes hat sich auf seine Art vom Elternhaus gelöst, das ist so der Gang der Welt. Wir sind nun meistens wieder zu zweit, wie am Anfang unserer Ehe. Aber die Zeit mit unsern Kindern, die gehört sicher zu den schönsten Erinnerungen unseres Lebens. Ich weiss nicht, ob wir unseren Kindern wirklich die beste Erziehung angedeihen liessen. Auch mit dem besten Willen, Fehler macht nun einfach jeder. Zum Glück sind ja Kinder recht fehlertolerant. Ich habe den Eindruck, dass wir unsern Kindern Sicherheit vermitteln konnten und eine friedliche Atmosphäre in der Familie hatten. Wir haben mit ihnen gespielt, gesungen, wir sind mit ihnen gewandert (vielleicht gelegentlich etwas zu viel und mit zu wenig Rasten, hören wir gelegentlich!), wir haben ihnen zugehört, wir hatten die üblichen Festchen, Geburtstage, Weihnachten, Ostern usw. Was will man mehr?
Was die Unerzogenheit vieler "Goofen" (schweizerdeutsch für "Bälger" ) betrifft: Die Klagen hörte ich schon, als ich noch klein war, und das ist bereits etwa 60 Jahre her. Natürlich haben sich die Zeiten nochmals geändert und es kommen zweifellos Dinge vor, die man sich zur Zeit meiner Kindheit nicht vorstellen konnte. Aber trotzdem: Es gab auch damals Kinder, die alles andere als Engel waren.
Und die unsichere Zukunft? Ja, die ist zweifellos unsicher und unsere Politiker machen teilweise, dass sie noch unsicherer wird. Aber war die Zukunft nicht schon immer unsicher? Ich bin 1940 auf die Welt gekommen. Mein Land war damals so bedroht, wie seit mindestens 150 Jahren nicht mehr. In der Rückschau dürfen wir sagen: Wir sind sehr gut weggekommen. Aber das wusste 1939 niemand. Und trotzdem durfte ich zur Welt kommen und kann frei bekennen, dass ich (bis jetzt) ein schönes Leben hatte, beginnend bei sorgenden Eltern, über einen guten Beruf bis jetzt zum (hoffentlich) gesicherten Ruhestand.
Ich kann mir vorstellen, dass man einfach andere Prioritäten in seinem Leben hat als die Familie. Das kann ich akzeptieren. Aber aus Angst, in der Erziehung zu versagen oder aus Angst, die Kinder in eine unsichere Welt hinauszuschicken, sollte man meines Erachtens den Kinderwunsch nicht unterdrücken. Gerade wer sich bewusst ist, dass Erziehung anspruchsvoll ist, wird sich ja bemühen, es recht zu machen. Wobei ich nicht der Meinung bin, dass man irgendwelchen Erziehungstheorien nacheifern sollte. Der gesunde Menschenverstand ist da ebenso nützlich!
Und zum Schluss: Ich bin mir bewusst, dass wir da himmelweit neben dem Barfussthema sind....