Versuch einer BF- Typologie (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Wednesday, 13.06.2007, 22:07 (vor 6309 Tagen) @ Charles B.

Hi Markus und alle,
obwohl ich das Forum noch nicht lange kenne, ist mir dasselbe aufgefallen :-) Hab mir ähnliche Gedanken gemacht und teile Deine Grobkategorisierung im Großen und Ganzen. Besonders die Einschätzung, dass manche Leute einfach anfälliger sind für 'Konflikte', weil sie in ihrem Auftreten Unsicherheit demonstrieren, sich wie Regelbrecher, ja wie typische Opfer verhalten, auch unabhängig vom Barfußaspekt.
Hier noch ein paar Anmerkungen...
Bin selbst ein langhaariger Enddreißiger, der irgendwo zwischen Öko und Hippie durchgeht. Barfuß bin ich in der Stadt eher selten (Sandalen stattdessen), weil ich den giftigen Großstadtdreck nicht mag. Dafür barfuß in Parks, Wald und Wiesen, auch am dörflichen Stadtrand und natürlich zuhause. Ah, im Büro darf ich glücklicherweise auch barfuß laufen :-)

Hi Charles,
gerade im Büro geht's bei mir nicht. Ich bin eher ein Stadtbarfüßer, der freilich auch gerne in Parks, Wald und Wiesen barfuß geht, überall halt, wo es möglich ist. Vielleicht bin ich in einigem von der Hippiebewegung beeinflußt, aber als echter Hippie werde ich trotz sehr langer Haare schwerlich durchgehen und habe mich auch nie als solcher definiert.

Böse Blicke hab ich dafür noch nicht bemerkt, eher neugierige Aufmerksamkeit von Kindern oder Zustimmung von Älteren, "Gut, ist gesünder". Darum hab ich mir um Abwehrmechanismen noch keine Gedanken gemacht, schon gar nicht um böse 'Sprich-mich-nicht-an'-Blicke. An Ärger mit Behörden wegen des Barfüßerns habe schon gar nicht gedacht - das halte ich auch für völlig abwegig.

Ärger mit Behörden hatte ich auch noch nie, aber ganz abwegig scheint mir der Gedanke nicht, wie Michael aus Zofingen's Erfahrungen zeigen.
Die Abwehrmechanismen habe ich entwikkelt, um eventuelle Angriffe verbaler oder gar tätlicher Art möglichst im Vorfeld zu verhindern. Wer etwa vor einer Horde besoffener Fußballfans vor Angst davonläuft, provoziert nur deren Jagdtrieb. Wer ihnen aber fest in die Augen blickt, zeigt, daß im Zweifel mit ihm nicht gut Kirschen essen ist und erwirbt sich so unbewußt ihren Respakt, so daß eine gefahrlose Begegnung möglich ist.

Trotzdem würde ich zB nicht barfuß in der Oper oder zu einem 'normalen' Bewerbungsgespräch auftauchen. Das fände ich irgendwie unpassend, und es könnte respektlos erscheinen. Obwohl, die Oper nehme ich zurück. Klar haben die Hausrecht, aber wer insgesamt einen gepflegten Eindruck macht, könnte barfuß als Trendsetter begrüßt werden, statt als Normbrecher abgewiesen.

Die Oper wäre eine echte Herausforderung, während ich bei einem Bewerbungsgespräch einen bestimmten Erfolg erzielen will, und demgegenüber hat meine Vorliebe fürs Barfußlaufen im entscheidenden Moment keine Rolle zu spielen. Hier gilt es einfach, Prioritäten zu setzen, zumal ein Bewerbungsgespräch keine alltägliche Situation ist.

Das soll also nicht heißen, dass barfuß nicht zu einem Anzug (sogar mit Schlips) passte. Klar, Geschmackssache. Es sollte vielleicht eher ein heller, naturbelassener, derber Stoff sein, kein dunkler Nadelstreifenanzug, oder doch ...? Könnte cool rüberkommen :-)

Mit dunklen Nadelstreifenanzügen habe ich keine Erfahrung, mit hellen Sommeranzügen hingegen schon, ebenso mit hellen Sakkos zu blauen oder schwarzen Jeans, jeweils mit einem schikken Hemd von edlem Stoff & Schnitt kombiniert.

Um zum Topic zurückzukommen ;-) Vielleicht kann man Barfüßer 'mit messianischem' Eifer oder kategorische Immer-Barfüßer als 'Typen' unterscheiden von Gelegenheitsbarfüßern?

Ja, das wäre eine weitere Möglichkeit der Unterteilung. Gäbe es nicht gewisse gesellschaftliche Grenzen wie etwa den Job, ginge ich wohl ständig barfuß, aber ich habe keinen missionarischen Eifer. Ich verstehe mich zwar in gewisser Weise als nachahmenswertes Vorbild, habe aber keinen Bekehrungseifer in dem Sinne, daß ich andere durch gezielte Ansprache oder das Verteilen von Prospekten zum Barfußlaufen bewegen wollte. Wenn ich indessen gefragt werde, stehe ich freilich Rede und Antwort.

However, ich stimme Dir zu, dass das eigene individuelle selbstsichere Auftreten den Ausschlag gibt. Wenn das stimmt, dann stimmt automatisch auch der Rest. Und es stimmt am ehesten, wenn man sich selbst in der jeweiligen Situation nicht deplaziert FÜHLT. Das muss jede/r für sich selbst entscheiden.

So ist es! Wenn ich krank, verzweifelt oder unsicher bin, dann WILL ich gar nicht barfuß sein, sondern greife sogar zu den mir gewöhnlich äußerst verhaßten Sokken. Das mag zwar auf den ersten Blick paradox erscheinen, erklärt sich aber daraus, daß das Barfußlaufen bei mir mit einem gewissen Gefühl von grundsätzlicher Lebensfreude verbunden ist, so daß mir bei deren völliger Abwesenheit das Barfußlaufen einfach nicht mehr stimmig erscheint und somit keinen Bestand mehr haben kann.

Wo ich mich barfuß unwohl fühle, bin ich halt einfach beschuht.
Ach ja, ich denke auch, dass der Durchschnittsmensch den Ablick von Barfüßigkeit bei Frauen mit größerer Selbstverständlichkeit toleriert als bei Männern. Das scheint mir ein einfacher Gewöhnungseffekt zu sein.

Es ist wohl so, daß die meisten Männer einschließlich meiner selbst den Anblick nackter Frauenfüße niedlich finden. Dagegen berichten Frauen bisweilen, daß vor allem ältere Geschlechtsgenossinnen äußerst aggressiv auf ihre Barfüßigkeit reagierten. Regionale Unterschiede mögen hinzukommen, denn in Süddeutschland sieht man deutlich mehr Männer als Frauen draußen barfuß gehen. Und bei mir selbst ist es so, daß ich mich gerade dann, wenn ich barfuß bin, besonders maskulin und als Mann fühle.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.


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