Frag mal Lorenz (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Tuesday, 21.11.2006, 17:59 (vor 6580 Tagen) @ Alan Turing

Hi Alan und Descalzar!

wenn ich meinen Erfahrungsbericht schreibe, dannnur, um anderen, die sich mit dem "Problem" "was denken andere von mir" am meisten auseinandersetzen, zu helfen.

Und so solles auch bleiben! Ich finde Descalzar's Berichte über seinen barfüßigen Alltag sehr informativ und interessant und pflichte Sabrina in ihrer Einschätzung über die Qualität dieser Beiträge bei!

Ich bin ein Mensch, der schon immer sehr genau seine Umgebung beobachtet hat.
Das bin ich auch. Ich fahre gern U-Bahn. Da kann man unendlich viele Leute mit ihren Eigenheiten und Schrullen beobachten.

Das mache ich auch so. Es ist ein interessanter und manchmal auch amüsanter Zeitvertreib, die Mitmenschen zu beobachten oder auch zu belauschen, jedenfalls in der U- Bahn, im Bus oder im Restaurant. Das halte ich auch nicht für verwerflich, denn ich bin ja zu sehen und verberge lediglich meine Aufmerksamkeit.

Ich wurde mit dem Spruch "was sollen andere von Dir denken" erzogen.

Ich auch. Es war (und ist noch) eine Denkweise, die in meinem Elternhaus ganz, ganz weit oben angesiedelt ist. "Was mögen nur die Nachbarn denken?" - "Kind, überleg dir das gut, ob dir das nicht mal schadet..." usw., bis zum Erbrechen.

Auch ich kenne diesen Spruch zur Genüge, besonders in der Variante "Was sollen die Leute von UNS denken?" sowie die Abwandlung: "Dein Verhalten hat auch Auswirkungen auf uns."

Und aus genau diesem Grund begebe ich mich nicht mehr in solche Anhängigkeiten (jedenfalls nicht da, wo ich ihnen entkommen kann).

Das ist auch mein Bestreben, aber es ist schwer, aus diesem tief eingeprägten Muster auszubrechen. Mit zunehmender Routine gelingt es immer besser, aber manchmal erliege ich eben doch noch diesen Einflüssen, und daher tut mir die Ermutigung in diesem Forum (nicht nur hinsichtlich des barfußlaufens!) auch heute noch gut.

Wenn ich, um bei deinem Beispiel zu bleiben, in den SATURN gehe, um eine CD zu kaufen (was ich durchaus öfter tue, dann gehe ich dahhin, UM die CD zu kaufen. Das bestimmt mein Handeln und meine Gedanken - und nicht, wer wohl wie auf meine Füße guckt.
Mensch, Descalzar, hunderte von Leuten sind in dem Laden, alle haben Schuhe an. Und kein einziger von denen verfängt sich in dem Gedanken, was die anderen wohl über seine Schuhe denken könnten.
Und genau so bewege ich mich dort. Nur eben ohne Schuhe.
Auch unter den beschuhten gibt es Menschen wie dich und mich, die ihre Umwelt genau beobachten. Aber sie werden den Teufel tun und dies auf ihre Füße konzentrieren. Warum also sollte ausgerechnet ich das tun?
Wenn ich, wie gesagt, in die U-Bahn steige, dann schaue ich mir natürlich die anderen Leute an. Und da gibt es viel zu sehen und auch zu schmunzeln. Aber ich werde eben auch hier den Teufel tun und meine Gedanken nur darum kreisen lassen, was die denn wohl zu meinen nackten Füßen meinen - so sie sie denn bemerken.
Du meinst offenbar, deine Beobachtung der "Gucker" und deren Interpretation sei eine Bereicherung deiner Erfahrung und somit wert, es zu notieren und anderen mitzugeben.
Für mich (!) wäre es einer Verarmung, weil eben diese Konzentration auf die Füße mich an anderem hindert.
Ich nehme am gesellschaftlichen Leben teil wie jeder andere auch - nur eben ohne Schuhe. Punkt.

Wie gesagt schreibe ich meine Erfahrungsberichte,um auch die Menschen hier im Forum ein wenig zu unterhalten. Denn, wenn dieses Forum keinen Unterhaltungswert mehr hat, sondern nur noch dazu dient, politische Meinungen zu äußern oder sich über anderen Kram aufzuregen, wird kaum noch jemand darauf zurückgreifen.

Hier muß ich Euch beiden ein Stückweit beipflichte. Wie bei Alan ist auch meine Aufmerksamkeit nicht auf meine Barfüßigkeit und mögliche Reaktionen auf diese fokussiert, weshalb ich manches auch überhaupt nicht mitkriege, weil es eben nicht meine Aufmerksamkeit erregt. In einem warmen, hellerleuchteten Kaufhause an einem trüben Novembertag fallen so viele Sinneseindrükke über einen her, daß man sie gar nicht alle bewußt wahrnehmen kann ---> selektive Wahrnehmung. Was dabei im einzelnen wahrgenommen wird und was nicht, das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Und da ich mir meiner Barfüßigkeit oft gar nicht bewußt bin, ist meine Aufmerksamkeit auch nicht auf irgendwelche Bemerkungen oder Blikke gerichtet. Nur wenn ich unmittelbar deswegen angesprochen werde, muß ich reagieren.
Andererseits schätze ich Descalzar's Berichte auch wegen ihres hohen Unterhaltungswertes und lese sie deshalb nicht selten zuletzt (in der Regel fange ich mit "löschungsverdächtigen" Beiträgen an, fahre mit den langweiligen fort und hebe mir das "Beste" im Sinne einer Qualitätssteigerung bis zuletzt auf.

Für mich haben alle Alltagsberichte ihre Berechtigung, sei es vom martinsumzug, vom barfuß besuchten Gottesdienst, von Erlebnissen auf der Straße, im Restaurant oder in Supermarkt - alles hat hier seinen Platz und vielleicht sollten gerade wir als "Routiniers" auch an die Anfänger deneken, für die der barfüßige Einkauf im Supermarkt eine echte Mutprobe ist. Ihnen müssen wir Mut machen!

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.


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