Wo bleibt die Selbstverständlichkeit? (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Ulrich,
schön, daß Du mir zustimmst. Oft denke ich im stillen Kämmerlein darüber nach, ob meine "Veränderung" positiv für mich ist oder sich irgendwann rächt.
Ich muß sagen, daß obwohl mich bestimmt 90% meiner Mitbürger in dieser Kleinstadt für bekloppt halten,ich ein glücklicher Mensch bin. Ich hätte früher nie gedacht, daß man, auch wenn man als Exot durch die Gegend läuft, so ein glückliches und unbeschwertes Leben führen kann.
Oft habe ich schon überlegt in eine nächstgrößere und tolerantere Stadt zu ziehen, aber dann erwacht in mir der Sportsgeist und ich sehe mich als Reibungspunkt in dieser Dorfidylle. Ich freue mich immer wieder, wenn ich meine Mitbürger zum Nachdenken anregen kann. Das erreicht man leider oft nur noch indem man polarisiert.
Ich habe inzwischen festgestellt, daß ich ein ziemlich exzentrischer Mensch bin und das Chaos liebe. Nur im totalen Chaos fühle ich mich wohl. Denn Chaos bedeutet Anregung und Antrieb. Wenn allles wohlgeordnet und auf Jahre hinaus verplant ist,wäre das Leben für mich ziemlich langweilig. das ist auch der Grund, warum ich mir bis heute noch kein Haus gekauft habe.
Ein festes Ansiedeln würde für mich ein langsames Siechtum bedeuten. Ich weiß, daß viele andere denken, aber in mir steckt ein kleiner Abenteurer, der richtig glücklich ist, wenn unvorhergesehene Dinge geschehen.
Durch das Barfußlaufen provoziert man auch unvorhergesehene Dinge (wobei ich nicht barfuß laufe, um unbedingt zu provozieren).
Aber ohne das Barfußlaufen hätte ich meine 3 letzten Freundinnen nicht kennengelernt und mein Leben wätre in ganz andere Bahnen verlaufen.
Ich wäre jetzt ein angepaßter Ehemann, derv sich vielleicht mit anderen Paaren zum Kegeln trifft und bei dem das einzige Jahreshighlight die Weihnachtsfeier mit den Kollegen ist.
Meine Kollegen, die dieses Leben führen, scheuen, wie sie offen zugeben, die Unannehmlichkeiten, die das Leben, daß ich führe mit sich bringt, sagen aber im gleichen Atemzug, daß ich doch schon mal meine Memoiren schreiben solle, da ich immer so viel erlebe.
Was ich an einem Wochenende erlebe, erleben diese Kollegen im ganzen Jahr nicht. Aber wenn sie so zufrieden sind, dann soll es so sein.
Kurzum: Das Barfußlaufen hat mein Leben um 180° gedreht.
Gruß und Fuß,
Descalzar