Barfuß Auto fahren in Graubünden vor 1925? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 10.11.2004, 06:25 (vor 7262 Tagen) @ Georg

"Die Entschuldigung, Schweißfüße zu haben und deswegen barfuß am Steuer zu sitzen, haben Polizisten einem Lkw-Fahrer auf der Autobahn 4 nicht durchgehen lassen. Die Ordnungshüter schrieben bei ihrer Kontrolle am Mittwochabend eine Anzeige gegen den 43-Jährigen, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Der Barfüßige muss künftig festes Schuhwerk tragen - und 25 Euro Bußgeld berappen."

Beim Durchlesen des COOP-Wanderbuches über Graubünden fiel mir obiger Artukel wieder ein:

Angenommen, jemand wurde vor 1925 im Kanton Graubünden dabei erwischt, wie er barfuß ein Auto durch die Straßen lenkte. Der hätte enormen Ärger bekommen. War man damals in einem Land, wo doch das Barfußlaufen weniger unüblich ist als anderswo, rigoroser mit barfüßigen Autofahrern als anderswo? Nein! Den Ärger hätte man "nur" bekommen, weil im gesamten Kanton bis 1925 das Autofahren generell verboten war. Aber nur das Autofahren mit Motorkraft. Der deutsche Industrielle Dr. K.A. Lingner, Besitzer des Schlosses Tarasp http://www.schloss-tarasp.ch/, ließ deshalb Ochsen oder Pferde vor sein Auto spannen. Ich gehe mal davon aus, daß hier barfuß kein Thema war. Die damaligen Autos waren sicher nicht so bequem barfuß steuerbar als die heutigen. Weiterhin war zu der Zeit im Engadin barfuß noch ein Zeichen für Armut. Wer sich damals schon ein Auto leisten konnte und ein Schloß, der hatte sicher noch Geld für Schuhe.

Damals fuhr ein reicher Auto- und Schloßbesitzer auch nicht selber, sondern er ließ sich fahren. Selbst wenn der Schloßherr ein strenger Herrscher war, so wird er seinen Fahrer niemals barfuß ans Steuer lassen, sondern in einer äußerst steifen und unbequemen Uniform mit Mütze und fetten Stiefeln. Die einzigen Barfüßer waren wohl die Ochsen, die vors Auto gespannt wurden. Bei den Pferden eines Schloßherren war das Tragen "eiserner Schuhe" wohl üblich.

Die Gegend dagegen kann ich heute noch empfehlen. Ich war bisher erst einmal dort durchgefahren, mit dem Fahrrad über den Albulapaß nach Tirol. Damals trug ich noch Schuhe beim Radfahren, barfuß hielt ich mich dort nur am Ufer des Inns auf.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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