Geeignete Sportarten für übergewichtige Barfüßer (Hobby? Barfuß! 2)

Leo, Stammposter, Wednesday, 11.07.2007, 14:38 (vor 6281 Tagen) @ aquajeans

Ist rein von der Physik her in meinem Alter und meinem Gewicht die erforderliche Dauer-Leistung für einen Marathon, flaches Geläuf vorausgestzt, unter 4 Stunden noch drin ?

Bevor ich dies aber tue, möchte über diese Parameter-Frage im klaren sein.

Vielen Dank für deine Hilfe.

Uebrigens, ist das Thema dein Job ?

Hallo Aquajeans,

nein, das Thema ist nicht mein Job: Ich bin Elektroingenieur im Mobilfunkbereich, der aber in seinem Studium auch eine physikalische Allgemeinbildung genossen hat (daher der Physik-Teil).

Obwohl ich schon immer übergewichtig war, hab ich auch schon immer gern Ausdauersport gemacht und anfangs versucht, durch forciertes Training mein Übergewicht wettzumachen - kam dadurch dann aber LEISTUNGSMÄSSIG in Bereiche, die insbesondere bei Leuten mit eher zu hohem Blutdruck zu unerwünschten Nebeneffekten wie Übertraining führen. In dem beim Bier nach dem Hochschulsport von jemand empfohlenen Buch "Einführung in die Sportmedizin" von Ludwig Prokop (meins ist von 1976) hab ich mich dann schlau gemacht (sehr empfehlenswert für Leute, die wie ich früher zur Übertreibung neigen - daher der Medizin-Teil).

Ansonsten bin ich eher Laie und will als Blinder (vor ca. 25 Jahren einmal einen Halbmarathon geschafft) auch nicht von der Farbe (Marathon) reden; ich kann Dir deswegen nicht wirklich weiterhelfen. Nur soviel (will Dich nicht zu lange warten lassen und daher noch vor dem Lesen des hochinteressanten Links von Jörg(Hanna) ):

Extrem wichtig ist der Zusammenhang zwischen Gewicht und benötigter Leistung bei gleicher Geschwindigkeit (bzw. Zeit für die zurückzulegende Strecke): Beim Berglauf ist er (näherungsweise) linear wie in meinem Beitrag dargestellt, für den Reibungswiderstand gilt das wohl auch - und für Joggen/Marathonlauf vielleicht näherungsweise? (Hab keine Ahnung! Da müsste man mal Sportwissenschaftler fragen oder genauer nachlesen.)

Bei vielen Sportarten (daran zu erkennen, dass die Profis alberne Ganzkörper-Kondome oder Spoiler am Helm tragen) spielt aber der Luft- bzw. Wasser-Widerstand noch eine große Rolle - UND ZWAR UNABHÄNGIG VOM GEWICHT (wenn man mal vernachlässigt, dass größeres Gewicht meist mit rundlicherer Form einhergeht). Solche Sportarten sind für Übergewichtige viel besser geeignet, z.B. Eislaufen oder Radfahren (in der Ebene) oder Inlineskaten. Berglauf ist dagegen ZEITMÄSSIG wohl die denkbar schlechteste Sportart für Übergewichtige...

Die Arthrose-Gefahr (besonders beim Laufen!) wird übrigens durch Übergewicht vermutlich eher nicht vermindert, um es mal vorsichtig auszudrücken... Hierzu Zitat aus Prokop (Kapitel 9 der Ausgabe von 1976): "An der Spitze der primären Sportschäden" (d.h. langfristig entstehende Schäden, keine plötzliche Verletzungen) "steht zweifellos die Arthrosis deformans mit Schwerpunkt Kniegelenk und Wirbelsäule. ... Die Entwicklung der Sportschäden hat bei einigen Sportarten bereits dazu geführt, dass in völligem Gegensatz zum Herzen der Bewegungsapparat des Sportlers biologisch weit älter ist, als es seinem kalendarischen Alter entspricht. Zur Prophylaxe von Sportschäden wäre daher zu fordern: 1. Kritische Beurteilung der Eignung mit Berücksichtigung konstitutioneller Faktoren und der spartenspezifischen Belastungsgrößen..." Weiter unten ist dann als größte Schadens-Gefahr beim Laufen Arthrose im Fuß- und Kniegelenk aufgeführt. Ich interpretiere das jetzt insgesamt so: Wer als Übergewichtiger nicht schnell eine Arthrose kriegen will, sollte keinen Marathon laufen! Übrigens: Künstliche Kniegelenke müssen alle 10 bis 15 Jahre erneuert werden - und wenn eine eigentlich nötige Operation mit z.B. 86 Jahren (wie bei meiner Mutter an der Wirbelsäule) wegen des Allgemeinzustands nicht mehr durchführbar ist, hilft im Extremfall nur noch Schmerzlinderung mit Betäubungsmitteln, um die maximal noch mögliche Gehstrecke (von 500 m über den ganzen Tag verteilt bei ihr) noch halbwegs erträglich zu machen...

Ich (und andere, leichtere Leute auch) haben die Erfahrung gemacht, dass der Puls bei gleicher subjektiver Anstrengung beim Inline-Skaten etwa 20/min höher ist, als beim Radfahren. Wer etwas gegen sein Übergewicht tun will, ist mit Radfahren daher meist besser bedient - zumal das auch nicht in der Liste der schadensträchtigen Sportarten erscheint: Das kann man sogar barfuß durchführen (im langsamen Geschwindigkeitsbereich braucht man keine Klick-Pedale). Hierbei bleibt man dann auch noch bei nicht allzu langsamen Tempo meist noch im Fettverbrennungs-Pulsbereich, ohne daß einen die Schleicherei schon selbst nervt (wie z.B. bei zur Fettverbrennung reduzierter Geschwindigkeit beim Skaten). Aber dann kommt man auch nur an den Steigungen in den Trainingsbereich!. Die beste Fettverbrennung findet nämlich nur bei deutlich niedrigerem Puls statt als das Training der Kondition - und beides gleichzeitig geht nicht!

Wegen meiner Spreizfüße muß ich immer nach ca. 200km Barfußlaufen ca. 20 km weit Einlagen tragen, was mich natürlich sehr stört. Als ich mit einem Besuch nach langer Zeit mal wieder (barfuß) Joggen gewesen war, hatte ich festgestellt, dass sich beim Joggen die Spreizfüße anscheinend leider im Zeitraffer breittreten. Den Effekt kehre ich mittlerweile um, und gehe in Schuhen mit Einlagen joggen, um das Quergewölbe möglichst schnell wieder halbwegs aufzurichten - aber immer nur recht kurze Strecken (ca. 6km) zur Vermeidung von Arthrose.

So war ich gestern mal wieder der langsamste Jogger weit und breit (beschuht wie alle anderen und mit Einlagen, um meine Spreizfüße für das Elbsandsteingebirge zu ertüchtigen). Im Winter bin ich alternativ der langsamste Langläufer und von Frühjahr bis Herbst normalerweise mit Trekking-Rad im hügeligen Gelände langsamer bis mittelschneller Radler. Im Winter werde ich es als Trostpflaster fürs Schuhetragen aber dann wieder genießen, einer der schnellsten Eisläufer auf der Eisschnelllaufbahn zu sein (mit Ausnahme derjenigen, die nach 2km aufhören oder statt Eishockey- vorteilhaftere Eisschnelllauf-Schlittschuhe anhaben).

Aber wenn man sich dann die schönen Diagramme der Pulsuhren-Hersteller anschaut (Fettverbrennungs-, aerober Trainings- und Maximalpuls über Lebensalter), die z.B. im Fitnessstudio (wo ich nicht mehr hingehe) aushängen, kommt man schon ins Grübeln, dass man auf dem Diagramm unerbittlich immer weiter nach rechts rutscht...

Gruß

Leo

P.S. In der Tabelle der häufigsten langfristigen Sportschäden tauchen als gefährliche Sportarten weder Radfahren, noch Eislaufen oder Schwimmen auf (und das wohl auch recht ungefährliche Inlineskaten gab es 1976 noch nicht)...


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