@ Sabrina: Fortsetzung von BF-Pfadgeschichten/ "Schrecklich" (Hobby? Barfuß! 2)
Als der Thread von Markus U. mit "BF, LH & überwiegend lange Hosen" lief, war Markus 'grad in München & wir trafen uns am Wochenende. Mein Abiturjahrgang hatte ebenfalls die berühmte "Zeitung" gemacht, wir nahmen sie zur Hand, sahen uns die Konterfeis jener "wilden" Typen aus der 2. Hälfte der 1970er an (aus "gutbürgerlich-angepaßter" Sicht einer "schrecklicher" als der andere), lasen die "Charakterisierungen" & ich erläuterte ihm noch, in Erinnerungen schwelgend, das eine oder andere Detail. Zwar hatte ich nicht die längsten Haare meines Jahrganges, aber in Sachen BF (das Verbot an unserer Schule war in praxi löcherig) war ich selbstverständlich die Nr. 1.
Hi Jay,
sicher waren BF und lange Haare (und sind es in Grenzen heute noch) in den späten 60ern und frühen 70ern als äußere Erscheinungsform einer Protestbewegung gegen das Establishment dazu angetan, den braven Bürger der damaligen Zeit zu erschrecken. Aber war es nicht als Jugendlicher schon fast wieder angepasst (zumindest bezüglich der damaligen Jugendkultur) nur deswegen BF und LH zu sein, weil's gerade, nun ja, "in" war? Schließlich liefen damals sehr viele so rum und irgendwann war es eine Massenmode, immer unpolitischer und nicht mehr als Bürgerschreck tauglich, die dann irgendwann wie jede Modewelle einfach auslief wie von Dir und Markus bedauert. Sicher, die Pioniere waren unangepasst und hatten Protest im Sinn, den sie mit damals provokanten Äußerlichkeiten unterstrichen, aber die vielen Nachahmer? Vor einiger Zeit waren diese Schlabberhosen mit dem Arsch in den Kniekehlen mal in (Ursprung: US-amerikanische Ghettos), die wenigsten Jugendlichen, die das hier in Europa tragen und trugen, sind (hoffentlich!) in Ghettos aufgewachsen. Irgendwann wurde das halt auch zur Modewelle, weil der Rapper soundso mit solchen Hosen zum Star wurde.
Übrigens: Daß ich bis zur Bw-Zeit selber lange Haare hatte, lag allein daran, daß ich mir so gut gefiel, es hatte quasi rein modische Gründe. Aufgrund meiner starken Locken war der Provokationscharakter aber irgendwie auch immer geringer als bei den Langhaarigen mit glatter Matte. Sozusagen der Gottschalk-Effekt. Ich hätte frisurtechnisch gar nicht provozieren können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Damals (80er) höchstens mit Glatze...
Ich glaube ganz fest daran, daß das äußerliche Erscheinungsbild in der heutigen Zeit nur noch sehr kurz als Protest dienen kann; sobald es zur Modeerscheinung wird, ist's damit vorbei. Nichtangepasstsein und freies Denken zeigt sich meiner Meinung nach daher vor allem im Kopf, weniger an nackten Füßen, langen Haaren oder sonstigen Äußerlichkeiten! Ob jemand im negativen Sinne angepasst ist, zeigt sich daher am besten im Gespräch mit ihm, weniger an seinem Auftreten oder Auto. Daß man aber sein äußerliches Erscheinungsbild zur Unterstreichung der eigenen Geisteshaltung entsprechend einrichten möchte (so interpretiere ich Dich) ist dabei vollkommen OK und für mich auch nachvollziehbar. Und daß eine gewisse Korrelation von angepasstem Äußerem zu angepasster Gedankenhaltung (was auch immer das konkret bedeutet) existiert, will ich auch gar nicht bestreiten.
Serfuß,
Jörg (kurze Haare, eher Freizeitbarfüßer und dort "angepasst", wo er es für richtig hält und "unangepasst" wo er "angepasst sein" für falsch hält. Das näher auszuführen wäre allerdings hochgradig off-topic).