Bin entsetzt! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Thursday, 16.11.2006, 07:00 (vor 6521 Tagen) @ Jay

Hallo Jay!

Auf meine Bemerkung, daß eine Schülerin wegen barfuß vom Gymnasium flog, schriebst Du:
"das ist ja wohl der Gipfel, könnte man einmal mehr darüber erfahren? Die Leitung dieser "höheren Lehranstalt" muß doch bescheuert gewesen sein, die machen sich doch (außer bei voll paranoid-neurotisch psychopathischen BF-Gegnern) zum Gespött der Öffentlichkeit, weil ein solcher Fall ja "pressemäßig" titelstoryreif ist(!, ich befürchte aber bald ähnliches Verhalten ['auf dem Campus nur noch "gedeckter Anzug mit Krawatte oder bei Damen Kostüm" erlaubt'] an den neuen deutschen Eliteunis)."

Ich befürchte, daß man gegen diesen Herrn Oberstudiendirektor nicht mehr vorgehen kann. Möglicher schmort er schon irgenwo in der Hölle (ich kann mir nicht vorstellen, daß er als barfüßiger Engel durch den Himmel flattert). Und selbst wenn er noch unter den Lebenden weilen sollte, so wäre der Fall wohl längst verjährt. So ziemlich alles verjährt wohl mal außer Völkermord usw. (auch ein einmal ausgesprochenes Teilnahmeverbot bestimmter Personen an geführten Barfußwanderungen scheint auch von ewiger Dauer zu sein).

Zumindest ist es ziemlich lange her. 1979 oder 1980 hatte war in einem Chemiepraktikum an der Uni Oldenburg mit einer Studentin (Geburtsjahr 1957) in einer Gruppe. Sie selber war von einem Gymnasium (ich glaube, es war im erzkatholischen Landkreis Cloppenburg, vielleicht aber auch Vechta) geflogen, weil sie Kind bekommen hatte. Damals hielt ich es zwar für ungewöhnlich, daß eine Gymnasiastin ein Kind bekommt, andererseits sagte ich damals: "Das geht doch den Direktor einen feuchten Kehricht an, ob man ein Kind hat oder nicht! Solange man miut dem Schulstoff mitkommt, ist es egal." Darauf die Studentin: "Eine Freundin von mir ist auch von derselben Schule geflogen, die lief nur barfuß!"

Meine Meinung hat sich bis heute nicht geändert. Sowohl barfuß laufen, als auch Kinder bekommen, ist etwas natürliches. Wir können froh sein, daß die Leute, die Kinder bekommen, nicht eine solche Minderheit darstellen wie die Barfüßer in unseren Breitengraden. Wenn dem so wäre, wäre die Menschheit längst ausgestorben.

Zu Deiner Anmerkung:
"auch wenn wir meiner Vermutung nach in vielem extrem verschiedene BFs sind (ich brauch' z. B. immer eine Raumtemperatur von 22-24° und kann z. B. deine Aversion gegen Mützen und Helme genausowenig verstehen wie du meine gegen kurze Hosen) wurde ich doch über eines happy: Wir hatten vorher noch nie direkt im Wechsel debattiert."

Die meine Beiträge schon länger gelesen haben (und die mich auch schon persönlcih gefragt haben) wissen es: Ich hatte als Drittkläßler mal eine Mittelohrentzündung im Hochsommer. Der Ohrenarzt sagte zu meiner Mutter, sie sollte aufpassen, daß meine Ohren nicht dem Wind ausgesetzt wurden. Prompt mußte ich mit Pudelmütze zur Schule, was im Sommer zur kurzen Hose, Sandalen und Socken nicht gerade ideal aussah, deswegen wurde ich von Klassenkameraden gehänselt. Seit diesem Zeitpunkt hatte ich etwas gegen Mützen, Hüte, Helme usw. (das Kopfbedeckungsobligatorium bei der Bundeswehr was so ziemlich das, was mich am meisten am Militär störte).

Vielleicht ist das Barfußlaufen und das Tragen bestimmter Kleidung in manchen Fällen auch eine Art stiller Protest gegen wen auch immer.

Wenn etwa die Eltern von ihren Kindern verlangen, immer Schuhe zu tragen und womöglich im Sommer kurze Hosen, dann kann es sein, daß man eine Aversion gegen kurze Hosen bekommt. Bei mir ist der Protest erst später gekommen. Als Oberstufenschüler hatten mir meine Eltern nämlich verboten, im Hochsommer in kurzen Hosen zur Schule zu gehen, für kurze Hosen wäre ich "zu alt" und andere täten es auch nicht. Sogar wenn ich mit dem Rad zur Badeanstalt wollte, mußte ich lange Hosen anziehen. Vermutlich trägt dieses mit dazu bei, daß ich heute in der Freizeit lieber kurze Hosen trage als lange. Das ist aber nicht alles. Mein Vater hat mal vor Jahrzehnten gesagt, daß er keine Lust hat, in der Freizeit dieselbe Kleidung zu tragen wie am Arbeitsplatz (er war Bauarbeiter und trug am Arbeitsplatz einen Blaumann). Im Grunde genommen habe ich das gleiche Verlangen. Am Arbeitsplatz (Chemielabor) muß ich lange Hosen und Schuhe tragen, also laufe ich in der Freizeit barfuß und in kurzen Hosen, solange die Witterung es erlaubt.

Das oben erwähnte betrifft nur mich persönlich. Was andere tragen, ist mir völlig egal: Von mir aus kann einer zu barfuß eine Ritterrüstung tragen oder einen Schottenrock, barhäuptig sein oder einen Hut oder mehrere Hüte übereinander tragen. Er kann die Schuhe an den Füßen oder in der Hand tragen ebenso wie er die Hose als Mütze umnutzen kann.

Schließlich wird ein Mensch doch nicht besser oder schlechter durch die Wahl der Kleidung! Und das muß einmal gesagt werden!
Heute, am 16.11.2006 (wie seit 1995 jedes Jahr am 16.11.), dem Tag der Toleranz!

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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