Nochmal BF und Schule (Hobby? Barfuß! 2)

Ralf RSK, Stammposter, Monday, 13.11.2006, 12:28 (vor 6523 Tagen) @ Manfred (Ten)

Hallo,

jetzt melde ich mich zu dem Thema halt auch mal zu Wort.

Ich glaube, mit diesem ganzen Verordnung-/ Hausordnungs- und Sonstwasordnungs-Denken verrennt ihr euch unnötig.

Ich denke, es sind einfach die persönlichen Haltungen, Wertvorstellungen und Befürchtungen der einzelnen entscheidenden Personen, die hier ausschlaggebend sind. Denn jenseits aller Ordnungen gibt es doch immer einen Gestaltungsspielraum.

Ein paar Beispiele:

* In meiner eigenen Schulzeit (70er Jahre) musste man barfuß am Sportunterricht teilnehmen, wenn man keine Turnschuhe dabei hatte. Keinem wäre auch nur ansatzweise eingefallen, dass das zu gefährlich sein könnte, wie das als Argument von Lehrern hier teilweise zu lesen war. Anderseits war das Barfußlaufen von Teilen des Hauptfächer-Lehrkörpers nicht gern gesehen, d. h. man musste sich immer überlegen, ob man auffallen/provozieren will oder halt nicht. Das war aber nirgends geregelt (zumindest mir nicht bekannt), sondern halt ein Ding der persönlichen Einstellung der betreffenden Lehrer und Schüler.

* Am Gymnasium, das meine Töchter besuch(t)en, und das viel Wert auf sein Renommee legt, gab es vor ein paar Jahren in einer Jahrgangsstufe eine Gruppe von Mädchen, die zumindest in der Oberstufe bis zum Abi durch häufige Barfüssigkeit auffiel. Auch beim Tag der offenen Tür, wo sich die Schule ja nach außen präsentiert, liefen die alle barfuß rum. Ich glaube aber nicht, dass sich hier irgendein/e Beteiligte/r je Gedanken gemacht hat, ob dies irgendwelchen Ordnungen entsprach. Vielmehr denke ich, dass es eher das allgemeine Grundklima ist, das ausschlaggebend ist. Auffallend war übrigens, dass gerade die Schülerinnen die engagierten und politisch aktiven waren.

* Da wir seit dem Pisa-Desaster ja bildungsmäßig immer nach Finnland blicken, auch eine Monentaufnahme von dort (meine Kinder waren zum Austausch dort): Die Schüler ziehen beim Betreten der Schule die Straßenschuhe aus (sie "leben" dort auch zu wesentliche größeren Teilen in der Schule als hier) und sind in der Schule in Hausschuhen, auf Socken oder halt barfuß, je nach Vorliebe.

In Zeiten, wo Schule vermehrt pädagogisch daran scheitert, jedem eine Grundbildung zu vermitteln, Gewalt und Kriminalität aus der Schule fernzuhalten und eine Werteorientierung zu vermitteln, sollte eigentlich jede Schule froh sein über Schüler/innen, die zwar barfuß, aber auch interessiert, engagiert und pazifistisch sind.

Viele Grüße, Ralf


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