Dieser Trend: Dann kann man BF außerhalb der Privacy bald endgültig begraben (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Friday, 31.08.2007, 17:47 (vor 6230 Tagen) @ Detlev (MKK)

Auch wenn du es wahrscheinlich nicht gerne hörst bzw. liest:
Die Kundschaft in solchen Lokalen hat bzgl. des dort verkehrenden Publikums schon gewisse Vorstellungen.


Das ist mir bekannt. Deswegen sage ich: Am Auto zeigt sich schonungslos die Wahrheit. ...


Gerade da zeigt sich eben nicht die Wahrheit! Teure Schlitten (7er BMW, S-Klasse, etc.) sieht man häufig bei eher zweifelhaften Gestalten und bezahlt sind die Kisten auch nur selten! Man kann wohl sagen, dass ein dickes Auto ein typisches Zeichen für Neureiche ist. Derjenige, der wirklich etwas ist, hat es nicht nötig, mit so etwas zu protzen!

Das ist bei Jay ganz gewiß nicht der Fall! Er hat es keinesfalls nötig, zu "protzen", ist aber auf der anderen Seite der großzügigste Mensch, den ich kenne, und ein perfekter Gastgeber. Auch seine Umgangsformen sind ausgezeichnet.

Es zeichnet sich ohnehin ein Trend ab, wieder verstärkt auf gesellschaftliche Regeln zu achten.


Na denn prost! Ständig wird von den entsprechenden Protagonisten suggeriert, dies steigere die Annehmlichkeit des Lebens & verbessere den gegenseitigen Umgang von Mensch zu Mensch miteinander. Ich habe nur das Gegenteil erfahren. Gegen diesen Dreck kann man gar nicht akribisch genug vorgehen, sollen wir alle wieder in die 1950er (oder besser 1930er Jahre) zurück? Es handelt sich hier nicht um etwas, was wirklich etwas wert ist, sondern um ein System von bizarrem Getue, das folgende unverzichtbare Grundlagen menschlichen Zusammenlebens ersetzen soll: Eine natürliche Höflichkeit, Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft.
Für mich ist die freie Bestimmung über das eigene Outfit ein unveräußerliches Grundrecht des Menschen. 1970 war´s soweit.

Das kann ich nicht bestätigen, denn konservative Menschen hat es immer gegeben, auch im Jahre 1970. Damalsm lebten auch noch weitaus mehr Menschen, welche den Zweiten Weltkrieg und die Zeit davor erlebt hatten und von dieser als der "guten alten Zeit" schwärmten. Aber vermutlich hat jede älter werdende Generation (zu der wir ja nun auch schon gehören, ob's uns paßt oder nicht) den Hang, die eigene Jugend als eine bessere Zeit als die Gegenwart zu verklären.
Was die freie Bestimmung über das eigene Outfit als unveräußerliches Grundrecht des Menschen betrifft, pflichte ich Dir freilich ganz vehement und uneingeschränkt bei, weil das auch meine Meinung ist.

Und jetzt heißt´s: Zurück! Das soll Fortschritt sein? Immer weniger Möglichkeiten in der Gesellschaft. Immer mehr Entliberalisierung der Gesellschaft.


Entliberalisierung der Gesellschaft? Zum Teil vielleicht!
Zum anderen Teil aber auch Rückbesinnung auf altbewährte Traditionen, deren Wert man erst erkannte, nachdem sie nicht mehr beachtet wurden!
Man kann vielleicht auch sagen, dass die Liberalisierung in den 60er/70er Jahren übers Ziel herausgeschossen ist und jetzt eine Korrektur einsetzt (Ähnlich wie an der Börse, wo auch auf übertriebene Kursentwicklungen eine Korrektur folgt).

Die '68er haben tatsächlich wenig Gutes bewirkt, was sich vor allem nach 1998, als etliche der damaligen Protagonisten selbst an die Macht kamen (und diese in einem durchaus autoritären Stile [Stichworte Kosovo- Krieg, Schlechtschreibdeform] ausübten), gezeigt hat.
Was die vor allem von neokonservativen Kräften vorangetriebene Entliberalisierung der Gesellschaft betrifft, hat diese freilich schon besorgniserregende Ausmaße angenommen, was sich nicht nur in einer weitverbreiteten Barfußabstinenz gerade auch der Jugend zeigt, sofern auch in einer immer schärferen Meinungskontrolle unter der Bezeichnung "political correctness".
Man kann gar nicht scharf genug dagegen anbollern, denn ich möchte von meinem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung (Art. 5 Abs. 1 GG) uneingeschränkt Gebrauch machen und mir nicht von irgendwelchen gesellschaftlichen "pressure groups" vorschreiben lassen, was ich zu deken, zu meinen und zu glauben habe! Es gäbe darüber noch viel zu schreiben, aber das wäre "off topic".

Die Tatsache, dass in der englischen Sprache die Unterscheidung zwischen freundschaftlicher und förmlicher Anrede verloren gegangen ist, verführt viele Deutsche dazu, Amerikaner als ganz besonders locker zu sehen. Dem ist aber nicht so! Schon immer war in Amiland der Dresscode wichtiger als bei uns! (Auch sichtbar in der Tradition des casual friday).

Das ist wohl so. Was mich allerdings irritiert und abstößt, ist der Eindruck, daß in den USA Prüderie und Ausschweifung, kühne neuartige Theorien und hinterwäldlerisches Sektierertum offensichtlich dicht an dicht nebeneinander liegen. Ich habe daher auch keine Neigung, dieses barfußfeindliche Land am eigenen Leibe kennenzulernen, außer vielleicht irgendwann mal Hawaii (weiß nicht, wie man es dort mit barfuß und so hält).

Längst gehört eine breite politisch/gesellschaftliche Bewegung gegen Entliberalisierung der Gesellschaft ins Leben gerufen. Sie müßte bereits noch mehr sagen als nur: Bis hierher & nicht weiter!

Da stimme ich zu. Willy Brandt gab einst die Parole heraus: "Mehr Demokratie wagen!", aber meine Erfahrung zeigt, daß wir seit dem Regierungsantritt von Helmut Schmidt immer weniger Demokratie bekommen. Die Entliberalisierung der Gesellschaft wird vor allem unter dem Stichwort der "Sicherheit" mit einer angeblichen Terrorgefahr begründet. Auch die Stil- und Etiketteregeln werden auf sorgfältig getarnte Weise, aber sehr wirksam z. B. durch Talkshows, "ansprechend" aufgemachte Lifestyle- Sendungen (z. B. "Das Model und der Freak", in einer Folge, die ich zufällig mitbekam, wurde der "auf der Partnerinnensuche erfolglosen Kandidat" davon "überzeugt", daß LH und Sokkenlosigkeit in offenen Sandalen bei Frauen angeblich gar nicht gut ankämen; das Ergebnis der "Umwandlung" sah dagegen in meinen Augen scheiße aus) propagiert.

Nach meiner eigenen Erfahrung geht privat immer noch (fast) alles. Ich habe noch nie Probleme bekommen, weil ich barfuß in der Stadt unterwegs war. Man kann wohl sagen: Da, wo Freizeitkleidung akzeptiert wird, geht auch barfuß. Aber da, wo Business-Outfit erwartet wird, sollte man vorsichtiger sein! Ohne Krawatte im Nobel-Restaurant mag bei ansonsten unauffälligem Verhalten noch angehen, ohne Schuhe geht aber zu weit!

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man in der Stadt blöde Kommentare durch einen entschlossenen Gesichtsausdruck im Keime erstikken kann (die werden dann zumindest nicht in Hörweite abgegeben). Lokale betritt man am besten, indem man ebenfalls entschlossen "einmarschiert" und sich nötigenfalls betreffs der Platzzuweisung höflich, aber entschlossen an die Bedienung wendet, wobei ihr in die Augen sieht und so verhindert, daß der Blick nach unten zu den Füßen wandert. Daß die Kleidung sauber und "vollständig" sowie nicht ausgefranst oder zerrissen ist (keine kurzen Hosen, keine nackten Schultern), versteht sich von selbst.

Aber bei persönlichem Kontakt mit Kunden achten die Chefs schon darauf, ob sich einer sicher im Anzug bewegen kann!

Ich hatte mich vor einiger Zeit am Telefon "breitschlagen" lassen, zwei Fritzen, die mir "fremdvermittelte Immobilien" andrehen wollten, bei mir zu Hause zu empfangen. Die tanzten "selbstverständlich" gerschniegelt und gebügelt in Anzug und Krawatte sowie fett beschuht und besockt an, flößten mir aber (sicherlich ungewollt) ein solches Mißtrauen und Unbehagen ein, daß ich sie nach schon wenigen Minuten energisch bat, meine Wohnung zu verlassen. In diesem Falle war der "Chef", der angeblich seinen Mitarbeiter besser schulen wollte (die Knilche rückten zu zweit an, womit ich nicht gerechnet hatte), sogar dabei. Als sie wissen wollten, warum ich sie schon nach so kurzer Zeit loswerden wollte, sagte ich dem "Chef" auf den Kopf zu, daß vor allem er mein Mißtrauen errege, daß ich aber seinen Mitarbeiter, wenn dieser allein gekommen wäre, zumindest angehört hätte (daß ich allerdings überhaupt nicht vorhatte, irgendeinen Vertrag abzuschließen, weil es mich inzwischen reute, daß ich mich überhaupt auf einen "kostenlosen Beratungstermin" eingelassen hatte, verschwieg ich indessen).

Im rein privaten Bereich kannst du machen, was du willst. Begibts du dich aber auf gesellschaftliches/geschäftliches Parkett, wird schon ein gewisser Benimm erwartet!


Genau. Ich verstehe darunter, einwandfreie Ware/Dienstleistung für mein Geld geliefert zu bekommen & nicht mit Stil- & Etikette gelieferte jämmerliche Leistungen zu Wucherpreisen, wie mir das oft bei "stilvollen" Unternehmen vorkommt.

Wer sich von Anzügen blenden lässt, ist selber schuld!
Mir sind diese öligen Vertreter in ihren beschlipsten Nadelstreifen grundsätzlich suspekt!

Das ist auch meine Meinung.

Barfüßige Spätsommergrüße (morgen beginnt der Herbst),
Markus U.


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