Chance? Ich glaub' trotzdem nicht 'dran (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Friday, 31.08.2007, 05:46 (vor 6295 Tagen) @ Jay

Hallo Jay!

ich bin nicht derjenige, der oft in Lokale geht, zumindest nicht alleine. Und zwar unabhängig davon, ob ich barfuß oder fett beschuht bin. Barfuß war ich noch nie alleine in einem Restaurant. In meiner Vorbarfußzeit bin ich zweimal aus einem Restaurant gar nicht erst reingelassen worden. Der Grund, weshalb ich überhaupt ein Restaurant aufsuchte, war die Tatsache, daß ich jeweils auf einem Vorstellungsgespräch war und mir der potentielle Arbeitgeber empfohlen hatte, ein Restaurant aufzusuchen und die Rechnung der Firma zu schicken. Das war vielleicht auch der Grund, weshalb ich mir etwas teureres aussuchte als üblich. Beide Male hieß es, es wäre alles besetzt (obwohl kaum Gäste dort waren). Daß ich das eine Mal (im Spätsommer) nicht eingelassen wurde, führte ich auf meine Kleidung zurück. Nach dem Vorstellungsgespräch hatte ich Jackett und Krawatte abgenommen und die lange Tuchhose durch eine kurze (nicht ausgefranste) Hose ersetzt, Halbschuhe und Socken behielt ich jedoch an. Das andere Mal (im Winter) war ich in Dienstkleidung geblieben. Ein möglicher Grund: Wenn ein einzelner Gast kommt (egal ob barfuß, fett beschuht oder komplett bedienstanzugt) erscheint, nimmt er einen ganzen Tisch in Anspruch, 3 Plätze bleiben unbesetzt. Solche Dinge werden also auch ins Kalkül gezogen.

Mein Brief entstand in der Absicht, ein Exempel zu statuieren, daß solche Schüsse (1 Gast einer bestimmten Art 'raus, damit andere bleiben oder evtl. neue hinzukommen) auch nach hinten losgehen können. Ich glaube nicht, daß jemand konkret gedroht hat "wenn ich hier nochmal BFige Typen sehe, komme(n) ich (wir) nicht mehr" - das wäre unter 'kultivierten' Leuten zu plump.

"Kultivierte" Leute können auch plump sein, nur ist deren Ausdrucksweise etwas gewählter, etwa so: "Im Normalfall pflege ich nur in Restaurant zu dinieren, in denen die anderen Gäste mir im Erscheinungsbild ebenbürtig sind." Dieser Satz bedeutet genau das gleiche wie derjenige, den Du aufgeführt hast.

Ermutigt wurde ich zu diesem etwas schwülstigen Schreiben vor allem durch Gespräche in meinen übrigen BF-Stammlokalen. Dort erklärte man mir, daß man sich auf das Kalkül [Einen gut & zuverlässig zahlenden BFigen konkreten Stammgast entfernen, um andere, relativ virtuelle zu gewinnen] insbesondere in der gegenwärtigen Lage (Geschäft rückläufig) keinesfalls einlassen würde.

Wirklich ein weiser Entscheid.

Ich habe übrigens auch schon an Restaurants gelesen: "Hier sind auch Radfahrer willkommen." Sicher wird man dort auch als Barfüßiger nicht rauskomplimentiert. Es gibt nämlich Rennräder, die man nur mit speziellen Schuhen benutzen kann (solche, die in die Pedale einhaken). Solche Schuhe sind zum Gehen denkbar ungeeignet. Also Schuhe am Velo lassen und barfuß rein.
Irgendwie stimmt mich das Schild "Hier sind auch Radfahrer willkommen" jedoch nachdenklich. Würde man ein solches Schild aufstellen, wenn anderswo Radfahrer ebenfalls genauso höflich bedient werden wie andere. Wohl kaum! Und weshalb? Weil vielleicht auch potentielle Gäste durch Menschen in Radfahrerkleidung abgeschreckt werden könnten wie durch nackte Füße? Oder weil zumindest früher noch die Assoziation bestand: wer ein Fahrrad fährt, hat kein Geld für ein Auto, kann also die Rechnung nicht bezahlen.

Sicher kommt eine Situation nie zweimal vor. Gehen wir trotzdem mal von folgender Situation aus: August, sonniges Wetter, 20°C, teures, pikfeines Restaurant mit "Empfangskellner" (Türsteher) im Zentrum einer mittelgroßen Stadt, Gaststube ca. zur Hälfte gefüllt, kein Wochenende.
Es kommen verschiedene Leute in unterschiedlichster Aufmachung:
- mit einem neuen Porsche ein Mann in T-Shirt, langen Jeans, barfuß
- mit einem uralten rostigen Fiat 500 ein Mann in Pollkragenpullover, langen Jeans, Wanderschuhen
- mit einem klapprigen Fahrrad ein Mann mit elegantem Anzug und Krawatte
- mit einem schwarzen Mercedes ein Mann mit Milchmannjacke, Cordhose, Gummistiefeln
- mit einem neuen hochwertigen Rennrad ein Mann im funktionellen Radrennfahrerdreß, barfuß, die Rennfahrerschuhe an den Pedalen lassend
- mit einem neuen Trecking-Bike ein Mann in schlichter Turnhose, Träger-T-Shirt und barfuß
- mit einem BMW 525 ein Mann in Tenniskleidung (mit kurzer Hose, Schuhen und weißen Socken)

Die oben genannten Personen sollen von Statur, Aussehen usw. immer gleich sein. Keines der Kleidungsstücke ist verdreckt. wer wird wohl eingelassen und wer abgewiesen. Und würden dieselben Leute auch genauso behandelt, wenn sie nicht bei 20°C und Sonne im August, sondern bei +10°C und bedecktem Himmel im Februar oder November so erscheinen?

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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