Anspannung und Dehnung (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Tuesday, 27.03.2007, 23:01 (vor 6453 Tagen) @ Descalzar

Hi Descalzar,

Ich kann eher über den englischen, schwarzen Humor lachen.

Der kommt aber nicht überall besonders an und kann zu Mißverständnissen führen.

So siehts aus. Das Leben ist viel zu kurzu, als sich großartig über irgendwelche Dinge oder Äußerungen aufzuregen.

Manchmal führt aber schon eine kleine, scheinbar belanglose Äußerung zu unerwartet heftigen Reaktionen,wie wir es auch hier im Forum immer wieder erleben. Damit meine ich nicht nur Sabrina's Sinneswandel Dir gegenüber (Deine Vermutung, daß sie über die "Baustellen" erbost war, trifft offenbar zu), sondern auch ich habe mir schon manch unerwartet heftige Reaktion hervorgerufen. Auch barfüßer sehen offensichtlich nicht immer alles lokker. Aber vielleicht ist ja u. a. die individuelle Dosis des Barfußlaufens (ganzjährig oder nur des Sommers, immer oder nur in der Freizeit etc.) ein Faktor, der freilich meines Wissens in der Forschung noch gar nicht berücksichtigt wurde;-)
Ich bin jedenfalls der Überzeugung, daß jeder Mensch in seinem jeweiligen So- Sein das ist, was seine Geschichte aus ihm gemacht hat.

Dein Leben kannst Du nicht neu beginnen. Aber jeden Tag kannst Du neu beginnen.

Ein guter Spruch, aber nicht leicht durchzuführen. Eine clevere Frau pflegte immer zu sagen, wenn jemand seine Hoffnung, an einem anderen Orte ganz neu beginnen zu können, allzu stark betonte, daß das so nicht funktionieren könne, weil der Betreffende seine geschichte auch an den neuen Ort mitnehme und diese ihn daher immer wieder einholen werde, auch wenn die neue Umgebung sie nicht kenne - sie spürt schließlich die Auswirkungen.

Für mich stellt Lockerheit das Gegenteil von Anspannung dar, und nur Anspannung lässt sich bewusst und rasch herbeiführen.


..und da versuche ich gegenan zu gehen. Oft trifft man auf verbissene menschen, die man aber erstunlicherweise sehr leicht auflockern kann. Ein flappsiger Spruch genügt schon oft, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.

...oder den anderen erst recht zu verbiestern. Die Wirkung gesprochener (oder geschriebener) Worte läßt sich nur schwer abschätzen. Ich selber habe sogar die Erfahrung gemacht, daß das geschriebene Wort sich mitunter noch verheerender auswirken kann als das gesprochene.

Als Wirbeltiere können wir uns nicht ebenso zusammenziehen, aber wir können die Muskeln anspannen, den Rücken verkrümmen, die Zähne zusammenbeißen, uns in Schuhen, hinter Mauern, Regeln, Computern und Waffen verstecken. Dieses Zusammenziehmuster erkenne ich überall im Alltag wieder, und bezweifle deshalb, dass sich die TeilnehmerInnen dieses Forums als Ganzes aus ihrem Alltag und so von der Gesellschaft abkoppeln können. Körper und Seele lassen sich nicht trennen, und eine seelisch hoch belastende Kultur findet ihren Weg selbstverständlich in die Körper hinein.


..und daraus entshen psychosomatische Leiden, wie Asthma, Rückenschmerzen, Migräne, usw.

Ja, das ist so. Ich leide z. B. an chronischer Verspannung der Muskulatur im Hals- Nakken- Schulter- Bereich. Das liegt teils an meiner sitzenden Bürotätigkeit, z. T. ist es meiner Meinung nach auch psychosomatisch bedingt, und auch Barfußlaufen schafft da kaum Abhilfe. Unser geliebtes Barfußlaufen ist eben auch kein Allheilmittel.

Sicherlich habe ich in den letzten 24 Monaten jede menge Scheiße an den Hacken gehabt, aber dieser Umstand hat auch meine Lebenseinstellung geändert. Dinge, die mich früher unheimlich beschäftigt und aufgeregt haben, nehme ich heute kaum noch war.
Vielleicht ist das auch der Anlaß, warum ich mich auch hier im Forum, wie Jay schrieb, verändert habe.

Diese Veränderung ist nur leider keine lobenswerte, was Jay ebenfalls ausführlich dargelegt hat.

Ich habe in den letzten Jahren gelernt, nicht nur einzustecken, sondern auch auszuteilen, wenn es mir zu bunt wird. Und siehe da, mein Asthma hat sich in Luft aufgelöst :-)
Dazu fällt mir ein, daß ich früher immer bemüht war, alles sofort und zur vollsten Zufriedenheit aller auszuführen. Heute sage ich mir:"Was heute eilig ist, ist morgen auch noch eilig" :-)

Manch ein Mensch kann wohl so leben. Ich habe einen Beruf, in dem Fristen eine wichtige Rolle spielen. Und eine solche auch nur um einen Tag zu überschreiten, kann mitunter höchst fatal sein.

Barfüßige und heute etwas melancholische Grüße,
Markus U.

In diesem Sinne,
Nochmals vielen Dank für diesen super Beitrag,
Gruß und Fuß,
Descalzar
gruß und Fuß,
descalzar


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