Anspannung und Dehnung (Hobby? Barfuß! 2)

Descalzar, Tuesday, 27.03.2007, 16:57 (vor 6388 Tagen) @ Michael K. (BO)

Hi Michael,

Das geht mir überhaupt im Leben ständig so. Früher bin ich daran zutiefst verzeifelt, inzwischen tröste ich mich mit der Einsicht, dass Ernsthaftigkeit bloß eine Spielart von Humor darstellt, also einen großen und zeitlich begrenzten kosmischen Scherz. Und liefere meine lockeren Sprüche im Zweifelsfall "deadpan" ab, also ohne eine Miene zu verziehen. Wer will, kann lachen, wer nicht, kann es ignorieren.

Das mache ich ebenso.Und dieser trockene Humor kommt meistens besser an, als das fischen nach Lachern, wie man es so oft in Karnevalssitzungen sieht. Deshalb liegt mir (sorry, Ihr Rheinländer) dieser "Humor" nicht besonders.
Ich kann eher über den englischen, schwarzen Humor lachen.

Darüber hinaus möchte ich es lernen, mögliche unwirsche Reaktionen nicht auf meine Person zu beziehen. Darum geht es: Die Furcht vor unlockeren Reaktionen der anderen zu verlieren. Selbst wenn sie einem Haus und das letzte Hemd nehmen können. Oder das Leben.

So siehts aus. Das Leben ist viel zu kurzu, als sich großartig über irgendwelche Dinge oder Äußerungen aufzuregen.
Dein Leben kannst Du nicht neu beginnen. Aber jeden Tag kannst Du neu beginnen.

Aber der Aufruf zur Lockerheit verhallt leider immer wieder im Nirgendwo...

Ein Aufruf zu Lockerheit hat auch etwas davon, nicht an den rosa Elefanten oder die Gelbheit der Bananen zu denken, wenn man dazu aufgefordert wird. Für mich stellt Lockerheit das Gegenteil von Anspannung dar, und nur Anspannung lässt sich bewusst und rasch herbeiführen.

..und da versuche ich gegenan zu gehen. Oft trifft man auf verbissene menschen, die man aber erstunlicherweise sehr leicht auflockern kann. Ein flappsiger Spruch genügt schon oft, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.

Als Wirbeltiere können wir uns nicht ebenso zusammenziehen, aber wir können die Muskeln anspannen, den Rücken verkrümmen, die Zähne zusammenbeißen, uns in Schuhen, hinter Mauern, Regeln, Computern und Waffen verstecken. Dieses Zusammenziehmuster erkenne ich überall im Alltag wieder, und bezweifle deshalb, dass sich die TeilnehmerInnen dieses Forums als Ganzes aus ihrem Alltag und so von der Gesellschaft abkoppeln können. Körper und Seele lassen sich nicht trennen, und eine seelisch hoch belastende Kultur findet ihren Weg selbstverständlich in die Körper hinein.

..und daraus entshen psychosomatische Leiden, wie Asthma, Rückenschmerzen, Migräne, usw.

Wenn Du oder Descalzar aufgrund der Lebensumstände und des Charakters hier und jetzt mit Freuden leben könnt, empfinde ich das als vorbildlich und echte Inspiration, aber nicht per Appell auf alle hier zu übertragen.

Sicherlich habe ich in den letzten 24 Monaten jede menge Scheiße an den Hacken gehabt, aber dieser Umstand hat auch meine Lebenseinstellung geändert. Dinge, die mich früher unheimlich beschäftigt und aufgeregt haben, nehme ich heute kaum noch war.
Vielleicht ist das auch der Anlaß, warum ich mich auch hier im Forum, wie Jay schrieb, verändert habe.
Ich habe in den letzten Jahren gelernt, nicht nur einzustecken, sondern auch auszuteilen, wenn es mir zu bunt wird. Und siehe da, mein Asthma hat sich in Luft aufgelöst :-)

Dazu fällt mir ein, daß ich früher immer bemüht war, alles sofort und zur vollsten Zufriedenheit aller auszuführen. Heute sage ich mir:"Was heute eilig ist, ist morgen auch noch eilig" :-)

In diesem Sinne,

Nochmals vielen Dank für diesen super Beitrag,

Gruß und Fuß,

Descalzar

gruß und Fuß,

descalzar


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