Verstoß gegen den Codex der Konsumgesellschaft (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Saturday, 24.09.2005, 22:44 (vor 6939 Tagen) @ Lorenz

Hi Lorenz!

Das wichtigste Dogma der Konsumgesellschaft ist: man muss alles haben, was es zu kaufen gibt und in der Öffentlichkeit zeigen, dass man alles hat. Wenn wir nun mit Spaß ohne Schuhe durch die Welt laufen, verstoßen wir gegen dieses Sittengesetz des Materialismus.

Alles kann man nicht haben, und ich brauche nicht alles zu haben. So bin ich einer der wenigen Menschen, die immer noch kein Mobiltelefon besitzen, aber daraus hat mir noch nie jemand einen Vorwurf gemacht. Schuhe besitze ich dagegen sehr wohl, und nicht einmal wenige (so um die 20 Paar). Ich habe in der Heimat auch nicht allzu viele Möglichkeiten, einen ganzen Tag durchgängig barfuß zu sein, weil es in Büro und Kirche nicht geht (wenn ich in München bin, sieht das anders aus). Barfuß fühle ich mit der Erde verbunden (auch wenn es "nur" der Boden eines Supermarktes ist), und wenn ich barfuß einkaufe oder tanke (mein Autio braucht schließlich auch "Nahrung"), dann trete ich letztlich auch als Konsument in Erscheinung, und überzeugte Schuhträger werden sich auch nicht jeden Tag Schuhe kaufen. Allerdings frage ich mich, ob hier vielleicht ein gewisser, nicht eingestandener Neid eine Rolle spielen könnte. Barfuß zu laufen ist ja dem Vernehmen nach sooo gefährlich (man erkältet sich, bekommt Fußpilz und tritt vorher noch garantiert in Scherben), und da kann es doch nicht angehen, daß jemand ganz selbstverständlich barfuß geht und sich dabei auch noch sauwohl fühlt. Oder es sid die eigenen Hemmungen: Man möchte vielleicht gerne, traut sich aber nicht, und da geht es doch nicht an, daß ein anderer diese Hemmungen ganz offensichtlich nicht hat. Ob dieses Verhaltensmuster bei meiner Schwester eine Rolle spielt, weiß ich nicht genau, aber die Indizien (meine Schwester wollte anders als ich immer "dazugehören") sprechen dafür.

Es gibt wahrscheinlich einige Zeitgenossen, die uns für wegen provokativer Konsumverweigerung gerne mit Ausschluss aus der Wohlstandsgesellschaft bestrafen würden. Aber dieser intoleranten Minderheit brauchen wir keinerlei Einflussmöglichkeit auf unser Leben zugestehen!

Da hast Du vollkommen recht.

Mach's gut und unbeschuht, Lorenz

Ja, mach ich

Barfüßige Spätsommergrüße,
Markus U.


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