Meine guten Schuherfahrungen (Hobby? Barfuß! 2)
-------------------------------------- kultivierter Rucksackschmuck ------------------------------------
Hallo Lorenz,
Ich kann leider nicht auf alle Antworten wieder antworten, da es einfach zu viele sind (mache beschränlen sich ja auch, im Gegensatz zu Dir, auf die apodiktische Bekundung, daß dreckige Fußsohlen schön sind - über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten).
In deiner Argumentation scheinen mir aber einige Denkfehler zu stecken.
1. Die Bewunderung für Gandhi teile ich mit dir. Aber die Tatsache seiner Barfüßigkeit scheint mir doch in keiner inneren Beziehung zu seinen politischen Leistungen zu stehen. Es gibt viele bedeutende Leute (z.B. Widerständler gegen Nationalsozialismus u.ä.), die immer Schuhe getragen haben und deren Leistung auch du nicht in Frage ziehen wirst. Daß Gandhi barfuß ging, scheint mir (ich bin keine Historikerin, vielleicht irre ich) daran zu liegen, daß das indische Volk aus Armut keine Schuhe hat und daß Gandhi dieses äußere Merkmal als Volksführer übernommen hat, um seine Identifikation mit dem Volk zu bekunden. Es gab solche Notsituationen auch in unseren Breitengraden, z.B. in Kriegsgefangenenlagern nach dem zweiten Weltkrieg, wo die Leute einfach keine Schuhe bekamen. Glücklich war über diesen Zustand keiner der Betroffenen, und auch die einfachen Inder, die tagaus, tagein auf ungeschützten Füßen über den heißen Boden mußten, hätten, wenn man ihnen Schuhe angeboten hätte, diese sicher nicht verschmäht. Ihr Vertreter des Barfuß-Laufens lauft barfuß auf präparierten "Barfußpfaden" und vielleicht auch in Städten, wo der Boden ohnehin plattiert oder asphaltiert ist. Aber erzwungenes und ständiges Barfußlaufen im unkultivierten indischen Bergland, auf dem Feld, bei der Arbeit - daß das eine Freude sein soll, wird niemand behaupten.
2. Die Deutung des Bildes, welches du - in ironischer Anspielung auf mein Postulat an eine "kultivierte junge Frau" mit "kultivierter Rucksackschmuck" überschreibst. Die naheliegende Ausdeutung scheint doch eher die zu sein, daß die junge Dame sich ihrer Turnschuhe entledigt hat, um die Füße im Bach zu kühlen. Daß sie auf dem ofenkundig scharfkantigen Untergrund barfuß weiterlaufen will, erscheint mir eher unwahrscheinlich. Warum sollte sie auch, wenn sie barfuß laufen will, Schuhe als unnötiges Gewicht an ihrem Rucksack befestigen? Die Situation scheint mir eher eine Ausnahme zu sein (vielleicht durch Bach oder Wiese verursacht), und daß die Dame Schuhe benötigt, zeigt sie deutlich, indem sie welche bei sich trägt.
3. Niemals würde ich von meiner Tochter, mir oder irgendeiner anderen Frau hochhackige Stilettos o.ä. verlangen. Was spricht aber gegen ganz normale flache Sandalen, die die empfindliche Fußsohle gegen Verletzungen schützen (und vielleicht, als Nebeneffekt, auch wenn dies im strikten Sinne medizinisch nicht nötig sein mag, gegen Verunreinigungen). Im Hochsommer geht meine Tochter nicht über heißen Asphalt, sie hüpft oder rennt, weil es eben so heiß ist. Daß es sehr schmerzhaft ist, gibt sie ohne weiteres zu, und auch, daß es mit Sandalen oder Badeschlappen völlig schmerzfrei wäre. Warum sollte man sich diesen Schmerz zumuten? Ist dies nicht eine ganz törichte Fortschrittsverweigerung?