Wer nicht barfuß geht, hat Angst. ist das so einfach? (Hobby? Barfuß! 2)

beate, Sunday, 22.07.2001, 15:50 (vor 8464 Tagen) @ Unci

"Anderssein als andere" hat für mich nur dann einen Wert, wenn man damit irgendwelche Überzeugungen durchsetzen kann, sich etwa gegen gesellschaftliches Unrecht wehrt oder Unterdrückten hilft. Den Wert eines "Andersseins", das sich nur in skurrilen Äußerlichkeiten bekundet, vermag ich nicht recht zu erkennen.

Der Sinn und Zweck des Barfußgehens liegt nicht im Anderssein, sondern das Anderssein ist eine Begleiterscheinung, die sich zwangsläufig daraus ergibt, dass es in der Bevölkerung zur Zeit nicht so verbreitet ist, barfuß zu gehen.

Auf den Kern meines Anliegens ist in der Antwort aber überhaupt nicht eingegangen worden: Kann man nicht vernünftig (und auch "fußgesund") leben, wenn man keine modischen Schuhe mit hohen Absätzen (so etwas würde ich nie weder von meiner Tochter noch sonst von einer Frau verlangen und tue ich übrigens auch selbst nicht) trägt, zu Hause von mir aus immer barfuß geht, aber wenn man auf die Straße geht, sich zumindest ein Paar Sandalen anzieht.

Klar ist auch das vernünftig, aber wer nicht barfuß geht, weiß nicht, was er oder sie versäumt. Es gibt nun mal viele Nerven in den Fußsohlen, die evolutionär darauf angelegt sind, die Welt zu erspüren, und dieser Sinn verkümmert in den Schuhen.

Oder hat der Hundekot an den Fußsohlen irgendeine beseeligende Wirkung, die eine alte einfältige Frau einfach nicht versteht???

Auch wenn manche Beiträge hier den Dreck zum Sinn des Barfußgehens hochstilisieren (auch der frühere Name "Dirty Sole Society" einer Gruppierung in den USA ließ diese Assoziation aufkommen), so ist er doch nur eine Begleiterscheinung, die erstens nicht angestrebt wird und zweitens nicht überall auftritt. Ich weiß ja nicht, wie das andere machen, aber ich gehe dem Hundekot bewusst aus dem Weg (ob mit oder ohne Schuhe) und gehe auch mal gerne über die Wiese.
Wer in der Welt da draußen nur den Hundekot sieht, äußert eine irrationale Angst, die in unserer Gesellschaft weit verbreitet ist. Wer sich dagegen barfuß raustraut, steht der Welt offener gegenüber und muss sich nicht vor ihren vermeintlichen Gefahren künstlich schützen.

1. Um den Tastsinn an den Fußsohlen zu erhalten, genügt es doch wohl, gelegentlich barfuß zu gehen, etwa in der wohnung oder im garten. Daß jemand, der das tut, aber auf der straße, um die füße zu schützen, sandalen anzieht, krank wird oder nur etwas wichtiges versäumt, leuchtet mir nicht ein.
2. Das Argument mit der Weltoffenheit finde ich, ehrlich gesagt, blödsinnig. Sind denn alle Leute, die Schuhe tragen (ich denke nur an Widerständler in Gewaltregimen) deshalb Feiglinge, die vor der Welt kuschen?


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