Aber wieso denn ??? (Hobby? Barfuß! 2)

Frankie Z, Sunday, 22.07.2001, 11:04 (vor 8465 Tagen) @ beate

Ich antworte drauf,auch für den Fall dass es sich um einen Fake handelt (macht gar nichts, denn das Thema ist aktuell):

Ich (56) bin Mutter einer 17-jährigen Tochter, die seit einem Jahr darauf besteht, immer und überall (Sommer wie Winter, draußen wie drinnen) barfuß zu laufen. Um eines vorauszuschicken: Ich bin sicher, daß ihr dadurch keinerlei körperlicher Schaden entsteht: Eingetretene Scherben und Brandblasen sind Minimalverletzungen, auch ein winterlicher Schnupfen (obwohl man vielleicht eher abgehärtet wird durchs ständige Barfußlaufen) macht sicher nicht viel aus, und ich will sogar glauben, daß ständiges Barfußlaufen in orthopädischer Hinsicht das Allerbeste ist. Kurzum: Ich sehe keinerlei faktische Bedrohung, die mich zum mütterlichen Eingreifen zwingen müßte.

Völlig richtig. Fragen Sie andere Ganzjahres-Barfussläufer, die können alle bestätigen, wie gesund das ist. Die Arztpraxen müssten fast alle schließen, würden alle so handeln wie ihre Tochter.

Was mich stört ist einfach nur der sozial-hygienische Aspekt der Sache. Ständig werde ich von irgendwelchen Leuten (Lehrer, Nachbarn, Bekannte) angesprochen, ob ich das nicht ekelhaft finde, ob ich da nicht eingreifen müßte bzw. mir wird sogar die Schuld zugeschoben ("kaufen Sie Ihrer Tochter keine Schuhe???").

Nichts anderes als eine Art "Neid". Die leute möchten selber, trauen und genieren sich aber.

Ich fände nichts dabei, wenn Sie im Haus und im Garten barfuß oder im Sommer auf irgendwelchen Wiesen barfuß läuft. Aber auf öffentlichen Straßen in der Stadt finde ich das einfach ekelhaft. Ich schüttele mich vor Ekel, bei dem Gedanken, durch Kot und Urin von Tieren oder ausgespuckte Kaugummis anderer Leute mit bloßen Füßen laufen zu müßen. Meiner Tochter macht dies aber gar nichts aus, im Gegenteil: Sie behält solche "Souvenirs" tagelang unter ihren pech-schwarzen Fußsohlen, und wenn sie von anderen Leuten kritisch darauf angesprochen wird, zeigt sie frech ihre verdreckten Sohlen. Ich habe sie angefleht, sie soll, wenn sie aus dem Haus geht, Sandalen an ihren nackten Füßen (von mir aus auch im Winter) tragen, aber dies lehnt sie schlicht als "Weichei-Marotte" ab. Sie setzt sogar ihren Ehrgeiz darin, gleichaltrige Bekannte (die, was ich für Mädchen dieses Alters im Sommer ganz normal und natürlich finde, barfuß in Sandalen oder Schlappen gehen) zu "bekehren" und ebenfalls auf diesen "Luxus" zu verzichten. Bei vielen erntet sie nur Kopfschütteln, bei einigen ist sie aber auch erfolgreich, und ich bekomme dann mitunter böse Anrufe von deren Eltern. Die Schulleitung tut nichts dagegen, und beruft sich darauf, daß es in der Hausordnung keine Kleiderordnung gebe und nur die Regeln allgemeiner Sittlichkeit (Geschlechtsteile bedeckt) bewahrt werden müßten.

Na und? Erstens kann das garnicht stimmen. Im Winter bekommt man keine pechschwarzen Füsse. (Entweder es ist der Boden kalt und trocken, oder es liegt Schnee). Und man kann sich die Füsse ja jederzeit waschen.
Und was die Schulleitung betrifft: Wenn ihre Tochter gute Lernerfolge hat, so ist das wohl das wichtigste. Lsssen sie ihre Tochte ruhig ANDERS SEIN als die anderen. Sie wird dann viel mehr Freude am Leben haben.

Ich selbst mußte in meinen ersten Schuljahren (Nachkriegszeit in einem Dorf in Oberbayern) im barfuß laufen und habe daran nur unangenehme Erinnerungen: ständige Unbeholfenheit trotz wochenlanger Gewöhnung, eingetretene Steine (Glas war damals sehr selten), heißer Untergrund im Sommer. Man humpelte ständig wegen irgendwelcher kleiner Verletzungen (die natürlich keinen ernsthaften Schaden brachten), aber wegen der natürlichen Bodenunebenheiten (asphaltiert war damals kaum etwas) war eigentlich jeder Schritt eine Qual, zumal wenn man jeden Tag kilometerweit zur Schule laufen mußte. Ich habe mir damals nichts sehnlicher als ein Paar ausgelatschter Sandalen gewünscht. Daß es heute Leute gibt, die trotz vorhandener Schuhe lieber barfuß laufen, akzeptiere ich natürlich, finde es aber (gerade bei meiner Tochter) doch unverständlich und eigentlich abstoßend. Zu einer kultivierten jungen Frau auf der Straße gehört für mich mindestens ein Paar Sandalen im Sommer.

Genau das ist aber das Gegenteil dessen, was ich von mir selber sagen kann - an die Erinnerungen, die ich an meine Kindheit habe. (ich bin zwar jünger, aber auch in meiner Kindheit sind die meisten Kinder noch barfuss zur Schule gegangen und es hat ihnen echt Spass gemacht.)
Von Qual keine Spur. Man gewöhnt sich als Kind sehr rasch an Steine und Schotter.

Ich hoffe, Ihr akzeptiert diese Meinung in Eurem Forum, wo sicher die meisten ganz anders denken.


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