Ihr seht das von einer anderen Warte aus (Hobby? Barfuß! 2)

Jay @, Stammposter, Monday, 18.06.2007, 18:22 (vor 6305 Tagen) @ Barpfotenbaer

Hi Barpfotenbär, hi Markus U.,
kurze Abschweifung vom eigentlichen Beitragsthema: Das Motto "Schuhetragen verlernen" gefällt mir ausgezeichnet, & ohne Bluff & Übertreibung darf ich mit Stolz verkünden, daß ich wenigstens mit Schuhen nur mehr schlecht autofahren kann. Kommt im Oktober ein plötzlicher, heftiger Wintereinbruch, der mich zum abrupten Umstieg von voll BF auf Winterstiefel zwingt, ist das eine erhebliche Umstellung, schon, wenn man die ersten Schritte in diesen Dingern statt BF tut, kommt man sich komisch vor. Man merkt, wie unnatürlich das eigentlich ist. Wie wenn die menschlichen Füße für sowas gar nicht entwickelt & gebaut worden wären. Der Vergleich hinkt natürlich weitgehend, aber Autoreifen & -felgen sind ja auch nicht dafür gebaut, in quadratische Blechcontainer einmontiert zu werden. Zumindest bei Allradantrieb würde das 4rad noch fahren, bloß wie halt...
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Hallo Jay, hallo Markus,
also in einem Punkt muß ich Jay widersprechen: Ich meine schon, daß man Barfußlaufen "erlernen" muß. Zumindest "wieder erlernen" oder noch besser, das Schuhetragen "verlernen". Meiner Meinung nach lernt man erst allmählich, daß das Barfußlaufen keine Fortbewegung durch Reibungswiderstand, sondern eher ein Festhalten am Boden ist. Das merkt man am ehesten auf abschüssigem, matschigen Untergrund. Am Anfang hat es mich dabei mehrfach ziemlich hingebrezelt, solange ich lief, wie mit Schuhen: Ferse in den Boden rammen. Das geht barfuß nicht. Später erst lernt man, daß man sich mit den Zehen festhalten muß.

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Vielleicht läßt sich jetzt die Formel finden, die beide Positionen vereinigt. Stellen wir uns ein Kind vor, das im üblichen Alter laufen lernt, & zwar ständig BF & in einer 'entwickelten westlichen Zivilisation' ohne Winter, z. B. in Südkalifornien. Es wächst vollends ohne Schuhe & Socken auf, diese sind ihm unbekannt. Nehmen wir an, es ist jetzt 6 Jahre alt. Dann wird es überall sicher & perfekt BF gehen & laufen. Was geschieht aber, wenn es mit einer Situation konfrontiert wird, mit der es zeitlebens noch nie konfrontiert war, nämlich - wie grad' beschrieben: Ein mehr oder weniger schwerer Supermarkt-Einkaufswagen ist auf einer Gefällerampe, deren Haftreibungskoeffizient 'ungünstig' ist, barfuß sicher zu führen. Kann es das "von Natur aus" oder erleidet es Schiffbruch, weil diese Situation tatsächlich hätte erlernt & trainiert werden müssen? Kinder können mit den Händen auf natürliche Art eine enorme manuelle Geschicklichkeit erreichen - eines ist jedoch sicher: Sie werden niemals in der Lage sein, von Natur aus auch nur einfachste 1stimmige Melodien auf dem Klavier zu spielen.
Wir haben also jetzt 2 "Fähigkeits"-Bereiche: der eine, der von Natur aus sozusagen "fest" mit einer Art ROM-Charakteristik in der Gehirnsoftware verankert ist & eine "Fähigkeit" sofort oder nach sehr kurzer "Aufweckphase" verfügbar macht; der andere ist der Bereich einer "lernmäßig" ERWORBENEN Fähigkeit.
Kann also ohne weiteres sein, daß das Beispiel mit dem Einkaufswagen ohne "Erlernen" bei hinreichend glattem Untergrund nicht "geht" (ich vermute, daß es so ist). Dann hast du selbstverständlich recht, weil es in die 2. Kategorie fällt.
Genau gesagt: Ich weiß gar nicht, ob ich die Sache mit dem Einkaufswagen beherrsche, weil mir diese Anforderung - jedenfalls mit wirklich großen Neigungswinkeln - zeitlebens nie vorkam. Das [Mit den Zehen in den Boden Greifen] ist mir zwar sehr gründlich bekannt, & zwar hatte ich es schon mit meinen BF-Anfangserfahrungen im zarten Alter von 16 'drauf, als ich erstmals barfuß auf die Bank ging - SCHOCK! ein dünner, quasi unsichtbarer Wasserfilm auf dem polierten Marmorboden, & schlagartig war´s glatter als das glatteste Glatteis...
Nun weiß man aber - ingenieurmäßig gesprochen - QUANTITATIV nicht viel. So ist unbekannt, ob ich [der Länge nach Hinfliegen] gerade noch oder mit gutem Safety Margin verhindern konnte, von Natur aus hab' ich [wegen leichter Hohl/Spreiz-] garantiert keine optimalen Füße. Ich bin mit ihnen zufrieden, sie haben mir stets [A Convenient & Happy Everyday´s Barefoot Life] ermöglicht - wann wird es in meinem Leben jemals vorkommen, daß ich mehrere km über Schottersplit laufen muß? Was bringt es mir, wenn ich über diese Fähigkeit - ohne Gesichtsmiene zu verziehen - verfüge? Mein Leben spielt sich in Labors, Büros, auf der Straße, in Einkaufsmalls, Restaurants, Cafe´s etc. ab* - ich wußte nicht, daß dermaleinst ein HBF auf den Plan treten würde, in dem es hieß: BF wandern über unwegsames Gelände & bei Kälte solltest du KÖNNEN, das ist das Höchste!
Kommen wir nunmehr zu einer anderen Trainingsdimension humanbiologischer Hardware...
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Markus schreibt: "Den besten Trainingseffekt erzielt man in der Gruppe oder wenigstens zu zweit. Wenn man alleine losgeht, neigt man dazu, auf den bequemen gewohnten Wegen zu bleiben und umgeht in den meisten Fällen neue Herausforderungen." --

Naja, dann hat der Trainer die Aufgabe, den inneren Schweinehund per [BFigem] Tritt in den Arsch des Jüngers auszuschalten. Eines kann er aber bei allem guten Zureden per Psycho-Tricks nicht beeinflussen: Die "Geländegängigkeit" eines BF-Wanderers hängt vor allem von der dicken Lederhaut-Substanz an den Sohlen ab, deren Bildung man katalysieren muß. Also hopp hopp über Stock & Stein, Augen zu & durch, [Aua-piekt-&-drückt-das!-]Gequengel gilt nicht! Allenfalls durch optimale Ernährung, Behandlung der Fußsohlen mit Bio-Aufbaulotions, Keratinbildnern etc. könnte noch eine weitere Optimierung geschaffen werden, das Resultat sieht man ja an Markus U.´s Fußsohlen...ganz ungedopt.
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Das habe ich auch so erlebt. Alleine laufe ich eher am Wegesrand, auf dem Feld daneben, etc. Das ist ansich auch o.k., meine ich, denn die Widerstandsfähigkeit der Pfoten ist doch ein bißchen so, wie die Haltbarkeit eines Akkus. Auf geschotterten Wegen entlädt sich dieser bei mir sehr sehr schnell. Und bei größeren Wanderungen geht es mir immer gegen die Ehre, wenn ich nach der halben Strecke plötzlich Schuhe anziehen muß, was aber ab und zu noch vorkommt. Zuletzt nach ca. 17km, die bis dahin fast ausschließlich aus Asphalt oder Kieswegen bestanden hatten. (Und als wir dann nach weiteren 2km endlich in den Wald zu einer eigentlich sehr angenehmen Lehmpiste kamen, zog ich die Schuhe zwar wieder aus, hatte aber keine rechte Freude mehr daran, der Akku war leer.)

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Ein guter Vergleich mit dem Akku & dem Entladestrom-Zeitintegral, das ja letzten Endes ein Maß für die Kapazität ist. Bei mir ist auf Schottersplitwegen nach wenigen Minuten Schluß (weil sie in meinem Leben nie vorkommen).
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Einen ziemlichen "Abhärtungseffekt" kann man auch beim Schieben eines Kinderwagens (z.B. um einen Kasten Bier darin zu transportieren) erzielen, denn der zwingt einen auf dem Weg zu bleiben, egal welcher Konsistenz er ist.

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Auch ein Trick, um den besagten inneren Schweinehund zu überlisten...
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Viele Grüße vom Barpfotenbären

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Ebenso vom Barfußfaultier Jay, das sich an den führenden Konzernen der Welt orientiert.
ESSO sagte einst: Es gibt viel zu tun. Packen wir´s an.
Ich hab' diesen Slogan weiterentwickelt und sage: Es gibt viel zu tun. Lassen wir´s sein.

*) Ich beabsichtige aber, mir einen Optimalsport zu suchen, der insbesondere auch BF ausgeübt wird & der mich fordert. Es wird voraussichtlich Beachvolleyball sein.


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