Barfüßiger Tankstellenbesuch mit kleinen Folgen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Thursday, 20.10.2005, 14:29 (vor 6915 Tagen) @ Andi35

Hallo Andi!

Hier im Forum fiel mal der Satz: "Barfußlaufen und rauchen ist ein Widerspruch in sich". Tatsache ist, daß Rauchen ungesund ist und Barfußlaufen gesund. Dir ist es gelungen, Dir das "ungesunde" Tragen von Schuhen an Orten abzugewöhnen, wo es wirklich nicht nötig ist. Vielleicht gewöhnst Du Dir auch eines Tages das Rauchen ab. Andere Leute gewöhnen sich das Rauchen, tragen dafür aber ständig Schuhe. Hast Du beim Kauf von Zigaretten an der Tankstelle nicht vergessen, auch gleich Batterien für Deine Taschenlampe zu besorgen? Vielleicht gebrauchst Du ja die Lampe zum Ausleuchten des Weges beim Barfußlaufen!

Grundsätzlich kann ich den anderen Teilnehmern zustimmen, daß die meisten Leute es nicht wert sind, daß man sich auf Diskussionen einläßt, wenn sie einem das Barfußlaufen ankreiden. Die meisten! Nämlich diejenigen, von denen man nicht abhängig ist. Wenn Dich die Reaktion der Tankstellentante ärgert, dann tanke woanders (oder ist gerade dort das Benzin besonders billig oder besonders gut?).

Anders sieht es aus, wenn es sich um Leute handelt, von denen man abhängig ist. Das sind halt die, wie Du sagtest "Zwänge, denen wir uns alle unterordnen, ja, unterwerfen müssen!" Wenn man da einfach sagt: "Es ist unter meiner Würde, Euch über solche Dinge zu diskutieren, dann kann das ganze nach hinten los gehen, etwa in Form von partieller Enterbung. Prinzipiell finde ich den Spruch "Bei mir fehlt es an den Füßen, bei Ihnen dafür im Kopf" finde ich lustig (solange man ihn an sicherem Ort gebraucht), aber ob dieselben ihn auch einem Schwergewichtsboxer direkt ins Gesicht sagen würden? Mir würde auch der Mut fehlen, dieses einem Polizisten oder einem BGS-Fritzen zu sagen, während dieser mich aufgrund eines Spießeranrufs kontrolliert.

Ich gehe einmal davon aus, daß ein totaler Bruch mit Deinen Eltern Deine finanzielle Situation alle andere als begünstigen würde. Daher befindest Du Dich in einer Lage, die das ganze verkompliziert. Vermutlich nützen Diskussionen nichts. Etwa klar zu machen, daß es keinen Unterschied macht, ob man in Bayern oder im Saarland barfuß läuft.

Entsteht Deinem Vater ein wirklicher Schaden, wenn andere Leute über Deine Barfüßigkeit reden und Dich gar verpetzen? Etwa, daß er bei der Wahl zum Bürgermeister wegen Dir nicht gewinnt? Oder weil er einen Dorfladen besitzt und die Kunden zur Konkurrenz gehen, weil sie nicht beim Vater eines Barfüßers einkaufen wollen? Welcher Schaden entsteht ihm dann? Wenn es "nur" derjenige ist, daß er keinen Seelenfrieden findet, dann ist es wirklich SEIN Problem und nichts Deins (außer, wenn er Dich gleich verstoßen sollte).

Du sprachst von einem "Verrückten" im Ort. Ist er wirklich verrückt? Oder sagen es nur die anderen? Sollte er wirklich verrückt sein und ZUFÄLLIG barfuß laufen, dann glaubt man in einem kleinen Dorf, daß alle verrückt sind, die barfuß laufen, solange es keinen Menschen im Ort gibt, der barfuß läuft, ansonsten aber geachtet ist, etwa wegen seines beruflichen Erfolges oder einer guten Tat. Was ist überhaupt die Definition von "verrückt"? Wenn man in einer Sache von etwas abweicht, was andere nicht machen. Wenn an einem Ort 51 % aller Leute Schuhe tragen und 49 % barfuß laufen, dann sind die Barfüßer verrückt, bei umgekehrtem Verhältnis wären die Schuhträger verrückt.

Die Welt wäre doch so langweilig, wenn alle Leute gleich wären. Im Grunde genommen ist aber jeder Mensch auf irgendeine Weise verrückt, und das ist gut so. Sehr passend finde ich, was Hildegard Knef einmal gesungen hat:

"Wer nicht verrückt ist, der ist nicht normal.
Oder etwa nicht, oder etwa nicht?"

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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