Im Restaurant unerwünscht (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Thursday, 01.07.2004, 23:13 (vor 7382 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael!

Es stimmt, daß viele Wirte in erster Linie am Geld interessiert sind, jedoch nicht speziell an DEINEM Geld. Am liebsten haben sie möglichst viel Geld. ... Leute, die auf den ersten Anblick abstoßend wirken, sind im Restaurant auch nicht willkommen, weil sie sie "richtige" Gäste daran hindern könnten, das Lokal zu betreten. Abstoßende Aspekte können zum Beispiel Barfüßigkeit sein, jedoch auch vermohrte, zerfetzte oder bedeckungsarme Kleidung, zu dicke oder zu magere Gestalt, Haarschnitt, Hautfarbe, Fremdsprache usw.

Etwas Derartiges ist mir einmal passiert, und zwarin dem belgischen Badeort De Panne, wohin ich im März 2002 zusammen mit meiner Freundin Ute einen Tagesausflug unternommen hatte. Ich hatte überhaupt keine Schuhe dabei, nicht einmal im Auto. Weil ich unbedingt Muscheln essen wollten, setzten wir uns in ein Restaurant, dessen Straßenfront vom Boden bis zur Dekke aus Glas bestand. Wir bestellten, und nachdem die Speisen gebracht worden waren, stürzte die Bedienung nach draußen und stellte in genau in der Höhe meiner Füße ein Werbeschild mit der Aufschrift "Mosselen natuur" auf. Ich kam gar nicht darauf, was ür eine Bewandtnis es damit habe, aber als ich kurze Zeit später aufs Klo ging, bekam meine Freundin mit, wie ein Herr, der ebenfalls in weiblicher Begleitung im Restaurant saß, sich bei der Bedienung wegen meiner Barfüßigkeit beschwerte. Die Bedienung antwortete, daß sie einen solchen Auftritt ebenfalls unmöglich fände, esaber in meinem Falle leider zu spät bemerkt habe, so daß sie nur noch das Werbeschild habe aufstellen können, so daß die auf der Straße Vorübergehenden von draußen nicht sehen könnten, daß ich ohne Schuhe im Rstaurant sitze. Die Bedienung fühlte sich anscheinend "sicher", weil ich auf dem Klo und somit außer Hörweite war, und sie sprach Französisch, was ich nicht verstehen kann, wohl aber meine Freundin, und sie rechnete wohl auch nicht damit, daß Ute mir sogleich alles erzählen würde. Also "rächte" ich mich damit, daß ich nach dem Essen noch ein Wasser bestellte, an dem ich mich eine ganze Weile festhielt, und hinterher die Rechnung auf Euro und Cent bezahlte, ohne ein Trinkgeld zu hinterlassen. Wie Du siehst, hatte die Bedienung mir nur deshalb nicht den Zutritt verwehrt, weil sie meine Barfüßigkeit zu spät bemerkte.

Wer wie Du zwar barfuß, jedoch ansonstem in einer Kleidung mit hohem Bedeckungsgrad am Restauranttisch sitzt, der fällt bei den Gästen, die später kommen, nicht auf. Wer achtet schon darauf, ob die unter Füße unter dem Tisch beschuht sind oder nicht (Ich gehe einmal davon aus, daß Du NICHT zu dem Personenkreis gehörst, die die Füße demonstrativ auf dem Restauranttisch plazieren). Daher hattest Du auch nie Schwierigkeiten, wenn Du alleine warst. Wie war es mit der Barfußgruppe, als Ihr nicht reinkamt? Waren die anderen Teilnehmer überwiegend anders gekleidet als Du? Oder wart Ihr derart fröhlich, daß man Euch für betrunken hielt?

Vielleicht lag es daran, daß die anderen Teilnehmer überwiegend kurze Hosen trugen und somit deutlich weniger bedeckt waren als ich. Daher fiel deren Barfüßigkeit natürlich auch sofort viel stärker auf.

Ich wurde bereits dreimal nicht in ein Restaurant hineingelassen. Einmal in Eisenach, als ich mich auf einer Radtour durch die ehemalige DDR befand. Man sagte mir, es wären schon belegt. Dabei waren die meisten Plätze leer! Vermutlich wirkte ich abstoßend. Zwar hatte ich mich vorher noch an einem Brunnen gewaschen und ein frisches T-Shirt angezogen, aber fast zwei Wochen mit dem Rad im Hochsommer unterwegs, draußen übernachtet, während der Zeit nicht rasiert, das fällt doch auf. Die Tatsache, daß ich zwar nicht barfuß, jedoch in Sandalen ohne Socken erschien, rundeten wohl das Bild einer nicht erwünschten Person ab.

Möglicherweise hielt man Dich dort für obdachlos ("draußen übernachtet").

Ebenfalls aus dem Restaurant verwiesen wurde ich einmal in Düren. Dort befand ich mich zu meinem ersten Vorstellungsgespräch, hinterher suchte ich ein Restaurant auf. Weshalb ich dort rausflog, weiß ich nicht, vielleicht wegen unvollständiger Kleidung? Ich hatte nämlich nicht mehr die Krawatte um, die ich während des Vorstellungsgespräches trug. Oder gefiel dem Kneipier meine norddeutsche Sprache nicht? Oder war ich als Einzelperson unerwünscht, da ich Platz blockierte? Zu "guter" Letzt wurde ich in Essen unfreundlich empfangen mit den Worten: "Können Sie überhaupt bezahlen?" Woran wollte diese Frau das erkennen? Diesmal war ich mit Krawatte, langen Hosen und geschlossenen Schuhen mit Socken geschäftlich unterwegs. Auch war meine Kleidung weder kurz vor dem An-den-Ranzen-Gehen, noch durch Hinterlassenschaften von Tauben oder Möwen verunziert. Den wahren Grund habe ich nie erfahren, jedoch für mich war es Grund genug, auf der Stelle das Lokal zu verlassen.

Das war die einzig richtige Reaktion. Allerdings fällt mir hier auch kein plausibler Grund für die Verweigerung des Zutritts ein.

Also: Barfuß kann EIN Grund sein, daß man im Restaurant unerwünscht ist. Aber meistens spielen andere Dinge eine noch entscheidendere Rolle.

Das wird wohl so sein.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.


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