Barfußläufer sind nicht überflüssig..... (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar, Stammposter, Tuesday, 29.06.2004, 21:59 (vor 7384 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Wie weit reicht allerdings das "letzte Wort" des Arbeitgebers? Daß es am Arbeitsplatz selbst eine gewisse Anzugsordnung gibt, habe ich zähneknirschend zur Kenntnis genommen, und ich richte mich danach, ebenso zähneknirschend. Wenn mir ansonsten der Job gefällt, kann ich damit leben. Bedeutet das, daß ich außerhalb der Arbeitszeit in Sachen Kleidung ungestraft das anziehen darf, was mir gerade gefällt. Eigentlich geht es den Arbeitgeber ja einen feuchten Kehricht an, was man in der Freizeit tut, mit einer Ausnahme: Man darf die Firma dadurch nicht schädigen. Einer, der das ganze Wochenende durchgezecht hat und am Montag nicht ansprechbar ist, schädigt zweifellos die Firma. Auch derjenige, der Extremsport betreibt und sich andauernd verletzt. Der Bauarbeiter, der am Wochenende statt mit Blaumann und Sicherheitsschuhen barfuß und in Jeans durch die Straßen läuft, schadet der Baufirma nicht. Wer kennt schon einen Bauarbeiter. Anders sieht es wohl aus, wenn eine stadtbekannte Persönlichkeit sich so verhält. Den Kassierer der einzigen Bankfiliale in der Kleinstadt kennt praktisch jeder. Wenn der plötzlich auf die Idee kommt, am Wochenende barfuß durch die Stadt zu pilgern, wird sicher einen Anschiß von seinem Vorgesetzten bekommen, mit der Begründung, daß durch sein "Fehlverhalten in der Freizeit" die Kunden nicht mehr in diese Filiale kämen sondern in die Filiale der Konkurrenzbank in der Nachbarstadt. Zu einer Entlassung wird es vielleicht nicht kommen, aber mit der Beförderung ist es sicher Essig. Ungewöhnliches Freizeitverhalten kann sowieso ein Knick in der beruflichen Karriere bedeuten. Dieses gilt etwa fürs Barfußlaufen bei "unmöglichen" Temperaturen in der Öffentlichkeit, beim Fahren eines Autos, das entweder "besser" ist, als das des Vorgesetzten oder deutlich zu billig, jedoch auch, wenn man nicht standesgemäß verheiratet ist (Der Abteilungsleiter, der mit einer Putzfrau, womöglich noch aus demselben Unternehmen verheiratet ist, wird kaum zum Vizedirektor befördert).
Wenn eine Firma Stellen abbauen muß und Schwierigkeiten hat, aufgrund der Leistung zu sieben, so trennt man sich vermutlich lieber von einem, der in der Freizeit barfuß läuft als von einem, der auch in der Freizeit eine Krawatte trägt.
Mit nachdenklichen Grüßen
Michael aus Zofingen´

Ich muss dir leider zustimmen. Es geht sogar noch ein bisschen weiter. So ist es nicht förderlich wenn man mit gar keiner Frau erscheint weil man weder Frau noch Freundin hat; bei bestimmten geschäftlichen Veranstaltungen außerhalb der üblichen Dienstzeit ist dies durchau ein Problem.
Von den Frauen wurde sogar erwartet, dass sie sich so kleiden, dass ein gewisser Sexappeal rüberkommt; außerdem wurde erwartet, dass sie ihre weiblichen Reize bei der männlichen Kundschaft verkaufsfördernd einsetzen sollten. Es ist außerdem nahezu alles erwünscht und erwartet was zu gute Kontakten führt, die in Geschäft umgesetzt werden können z. B. eine Mitgliedschaft in einem Golfclub oder politisches Engagement.

Apropos Politik: Neulich gab es hier einen politischen Frühschoppen mit Herrn Seehofer auf einem Bierkeller. Ich war zwar nicht barfuss da, aber ich fühlte mich ohne Anzug doch völlig falsch gekleidet, da nahezu alle männlichen Würdenträger die so begrüßt wurden im Anzug erschienen waren. Ich hatte eigentlich erwartet, dass es auf einem Bierkeller kleidungstechnisch legerer zugehen würde. Ich traf einen alten Bekannten, der mittlerweile Ortsvereinsvorsitzender ist und einen früheren Mitschüler der mittlerweile Schatzmeister ist; beide im feinsten Zwirn. Man fragte mich, ob ich Lust hätte zu einem Frühschoppen des Bürgervereins zu kommen, wo auch die ganze politische Prominenz der CSU erscheinen würde. Auch da sah ich es nicht ein im Anzug zu kommen, da es sich auch um ein Fest im Freien auf Bierbänken handelte. Aber barfuss habe ich es auch nicht gewagt.
Was ich dann toll fand war, dass der Landtagsabgeordnete Dr. Müller,
ein sportlich durchtrainierter Mann von 60 Jahren, in Jeans, Poloshirt und Turnschuhen erschien während die männlichen Mitglieder des Ortsverbandes in Anzug und Krawatte und ihre Frauen in eleganten Kleidern erschienen waren (hier wieder der Neid auf die Frauen, die da alle barfuss in Sandalen sassen)

Lothar


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