Umkehrschluß nicht immer richtig (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 29.06.2004, 15:49 (vor 7384 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar,

"In der Bank, in der ich gearbeitet habe, war der Hauptkassier ein graumelierter Herr mit 25 Dienstjahren auf dem Buckel und immer äußerst korrekt gekleidet; außerdem am Sonntag als Messdiener in der katholischen Kirche aktiv; mit hohen katholischen Würdenträgern per du und gut bekannt Ich nehme an, dass entspricht dann eher deinen Vorstellungen eines Bankkassiers.
Nur hat der gute Mann nach 25 Jahren Dienstjahren größere Geldbeträge unterschlagen. Dies fiel nur deswegen auf, weil er sich standhaft weigerte Urlaub zu nehmen denn bei der Tresorübergabe an einen Vertreter wäre der Tresorbestand genau und nicht nur wie sonst nur oberflächlich geprüft worden.
Wen hättest du also lieber in der Hauptkasse?"

Sicher wäre mir ein ehrlicher "Barfüßer" am Bankschalter als ein Betrüger mit Schlips und Schlips und Kragen. Aber ein Mann mit Schlips und Kragen muß noch lange kein Betrüger sein.

"Mich hat es bei meinem Job in der Bank immer genervt, dass man Seriösität bei der Beratung immer an korrekter Kleidung festmacht;

(siehe auch die Aussage der Dresdner Bank)
denn gerade im Bereich der Finanzdienstleistungen sind die größten Betrüger die, die normalerweise am besten gekleidet sind."

Im Prinzip trifft das sogar zu. Man darf in einem gut gekleideten Bankier nicht gleich einen Betrüger sehen. Er ist nur deswegen gut gekleidet, weil er nicht dumm ist und beim Chef nicht auffallen will. Wäre er schlechter gekleidet, dann würde der Chef seine Arbeit eher untersuchen. Einer, der eine Leiche im Kofferraum über die Grenze schmuggeln will, würde ja auch vorher gründlicher als sonst überprüfen, ob das Licht funktioniert. Und einer, der leicht betrunken Auto fährt, gibt sich auch besondere Mühe, um nicht aufzufallen.

"Leider macht man die Qualität eines Beraters neben der Kleidung oft auch an seinem Auto fest. Kommt der mit nem 500er Mercedes vorgefahren muss er gut sein; kommt er mit nem Kleinwagen taugt er nichts. Nur könnte das auch daran liegen, dass der mit dem Kleinwagen nicht in erster Linie auf seine Provision sondern auf eine korrekte Beratung schaut, was in unserer Welt derzeit leider überhaupt nicht mehr gefragt ist denn geschätzt werden nicht die, die eine gute Beratung machen und zufriedene Kunden haben sondern die die auf Teufel komm raus ohne Rücksicht auf Verluste die Sachen an den Mann bringen, die ihnen oder ihrem Arbeitgeber die meiste Provision bringen. Man nennt das dann "erfolgreich"."

Wie soll man das auf meine Verhältnisse übertragen? Ich besitze kein Auto (also bin ich beruflich eine Null), andererseits habe ich noch über 200 Tage Urlaub (also bin ich ein Betrüger). In der Freizeit laufe ich gerne barfuß (also bin ich ehrlich). Mit anderen Worten: So einfach ist das ganze nicht!
Mit ehrlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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