Barfusslaufen und die Bandscheiben (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Karsten!
Ich möchte gerne versuchen, Dir auf Deine Fragen zu antworten obwohl das mit einem einfachen Ja oder Nein nicht getan ist.
1. Die Rückenmuskulatur des Menschen wird aus der Sicht der nötigen Funktionen (Stabilität, Kraft, Bewegung...) in verschiedene Gruppen eingeteilt. Wenn Dein Freund im Zusammenhang mit einem Bandscheibenschaden gesagt bekommt, dass seine Rückenmuskeln "fast weg" wären ist damit eine sehr schwache HALTEMUSKULATUR gemeint, deren Muskeln direkt entlang der Wirbelsäule laufen und dem System aus Knochen und Gelenken eine elastische, steuerbare Stabilität gibt.
Diese Muskeln sollten stark und kräftig werden, damit die Schwachpunkte der kaputten Bandscheiben entlastet werden können.
2. Wie bekommt man die Haltemuskulatur kräftig?
Eigentlich wie jeden Muskel, nämlich, indem man sie trainiert. Allerdings werden diese Muskeln am ehesten nicht durch Kraftmaschinen aufgebaut, sondern durch die tausende Nervenreize, die unser Körper jede Sekunde produziert um seine Lage und Stabilität zu kontrollieren. Im Fachchinesisch der Ärzte nennt man das das "propriozeptive System".
3. Genau hier kommen die Füße ins Spiel:
Unsere Füße sind Tastorgane UND "Laufkonstruktionen". Bei jeder Kontaktaufnahme zum Boden melden die Fußsohlen feinste Stellreize an die Stellmuskeln der Beine UND DES RÜCKENS. Ganz besonders wichtig hierfür sind die Fußzehen, (genauso wie wir mit den Fingern das meiste ertasten können).
4. Jetzt wird´s zweischneidig:
Es ist bewiesen, das das Barfusslaufen dieses propiozeptive System am besten nutzt und stärkt (trainiert). So konnten Messungen zeigen, dass die Steuerimpulse in der Rückenmuskulatur beim Barfußlaufen früher ankommen, als beim Gehen mit dem Schuh. (Der Schuh bremst das System aus).
Andererseits bremst der Schuh, bei geignetem Aufbau auch deutlich die Stoßkräfte auf die Ferse, und damit die Kraft, die die Rückenmuskeln auffangen helfen.
5. Der beste Rat für den Bandscheibenpatienten, der aus EIGENEN KRÄFTEN GESUND werden will, (und das geht umso besser, je jünger er ist) muss also heißen:
Sooft es geht Barfuss laufen, dabei aber darauf achten, dass der Untergrund möglichst wenig harte Stöße überträgt. Also: Naturboden und richtige Gehtechnik (Vorfuss zuerst - oder wer unbedingt mit der Ferse zuerst auftreten muss wie die Masai in einer Rollbewegung). Interessant ist hier auch ein Zitat von unserem Fitness-Papst Dr. Strunz:
"Sie werden merken, dass Sie jetzt mit den Fersen auftreten. Es geht nicht anders.
Das kommt von unseren Absätzen. Als Anfänger kann man nicht korrekt laufen, die Wade macht nicht mit. Wenn Sie auf dem Vorfuß laufen, wie es jeder Profi und jedes Kind ganz natürlich tut, laufen Sie aber sehr viel elastischer und der Bandscheibe zuträglich. Deshalb sollten Sie es immer wieder ein bisschen üben. Das hat sich in Deutschland überhaupt noch nicht durchgesetzt. Ich werde dafür von Orthopäden auch angeschossen."
So, und damit habe ich letztlich in vielen, vielen Worten das beschrieben, was Lorenz längst schon in zwei Sätzen gepostet hat. Aber manchmal will man´s ja genau wissen- oder?
Viele Grüße
und die besten Wünsche für Deinen Freund
Martin (Giessen)