Große und kleine Treffen (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Ulrich,
an richtig großen Barfußtreffen habe ich noch nie teilgenommen, jedoch an solchen mit deutlich unterschiedlicher Teilnehmerzahl. Ich werde hier mal meine Eindrücke schildern:
Wenn sehr viele Teilnehmer dabei sind, dann ist die Gefahr groß, daß die Leute stark auseinanderdriften, was speziell bei Wanderungen durch die Natur problematisch werden kann. Besonders groß ist die Gefahr, wenn in der Gruppe einerseits Leute sind, die der sportliche Ehrgeiz am meisten packt, dann aber auch solche, die nebenbei noch fotografieren wollen, Leute, die sich nebenbei unterhalten wollen, Familien mit Kindern sowie Leute mit Hunden oder Katzen. Wenn dagegen Dampferfahrten unternommen werden, spielt die Gruppengröße eine weniger wichtige Rolle. Bei Museumsbesuchen (solchen, bei denen man sich selbständig durchschlägt, nicht denen mit (hoffentlich nicht barfußfeindlichen) Führer) wird es auch problematisch, da die Interessen unterschiedlich sind.
Bei großer Teilnehmerzahl lernt man nur bedingt Leute kennen. Speziell wenn bei dem Treffen "dominante Teilnehmer" anwesend sind, ist die Gefahr groß, daß man andere nicht wirklich kennen lernt. Nicht selten bilden sich dann "Teilgruppen". Bei kleineren Gruppen lernt man sich besser kennen.
Große Wintertreffen organisieren zu wollen halte ich nicht für ideal, da sich eine weite Anreise im Winter kaum lohnt. Vermutlich wäre ich nicht der einzige, der eine weitere Anreise auch mit einigen Besichtigungen verbinden wollen würde, die im Winter aber wegen der früh einsetzenden Dunkelheit zeitlich nur sehr eingeschränkt machbar sind. Im Sommer ist da wesentlich mehr möglich, bei gleichen Reisekosten, weshalb das Kosten-Nutzen-Verhältnis wesentlich günstiger
wäre.
Wintertreffen sind nur im städtischen Gebiet einplanbar. Wanderungen in der Natur im Winter können nur sehr kurzfristig einberufen werden. Ich stelle es mir zwar ganz reizvoll vor, bei Sonnenschein und Temperaturen knapp über Null barfuß (und in kurzen Hosen) durchs Elbsandsteingebirge zu wandern, aber bei Schnee und Eis möchte ich das nicht (auch nicht mit Schuhen), schon allein wegen Absturzgefahr. In der Stadt kann man umdisponieren. Am liebsten sind mir natürlich Städte mit Straßenbahnbetrieb. Weiterhin wird die früh einsetzende Dunkelheit in der Stadt durch den Einsatz von Straßenlampen kompensiert (manchmal mehr als nötig), während es in der Natur stockfinster ist.
Übernachtungen innerhalb eines Hauses für alle organisieren zu müssen wäre bereits ein Knackpunkt gewesen, der die Reise ins Elbsandsteingebirge unmöglich gemacht hätte. Es hätte zwar auch ein Hotel in Lohmen zur Verfügung gestanden, aber dort hätten die Zimmer das drei- bis vierfache gekostet, was mir selbst die Reise zu teuer gemacht hätte. Ohne meine Anwesenheit hätte das Treffen aber wohl kaum statt gefunden.
Leider sind meine finanziellen Möglichkeiten sehr begrenzt, weshalb ich stets private Zimmer gegenüber Hotels bevorzuge. Optimal ist natürlich eine Unterkunft bei netten Freunden, wie ich sie bis vor wenigen Tagen genießen konnte.
Auch wenn in Lohmen nicht alle im selben Haus untergebracht waren, so hat es doch (zumindest aus meiner Sicht) recht gut funktioniert. Wenn alle Teilnehmer im selben Gebäude übernachtet hätten, wäre es sicher auch nicht möglich gewesen, alle pünktlich an einem bestimmten Platz zusammenzutrommeln. Es kommen immer welche zu spät bzw. haben noch was vergessen. Je größer die Gruppe, desto mehr Verzögerungen. Außer den von Dir angesprochenen Übernachtungsmöglichkeiten gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, sich irgendwo im Schlafsack niederzulassen, das ist aber nur was für Leute, denen es nichts ausmacht, wenn einem ab und zu eine Schnecke in die Haare kriecht. Bei starkem Regen ist das auch im Sommer kein Vergnügen. Und im Winter bei Schnee oder Eisregen? Nicht überall gibt es schützende Brücken.
Zum Thema "Konkurrenz zwischen großen und kleinen Barfußtreffen": Eine echte Konkurrenz liegt nur dann vor, wenn einer ein Treffen organisiert und jemand anders organisiert absichtlich zum selben Zeitpunkt ein anderes Treffen an einem anderen Ort, allein mit dem Ziel, dem anderen die Teilnehmer rauszureißen. Ein solches Verhalten ist natürlich verwerflich. Keine echte Konkurrenz wäre es aber, wenn einer in Berlin die Eröffnung einer Straßenbahnlinie zu einem Barfußtreffen ausbauen will und ein anderer ein Barfußtreffen in Wien in Zusammenhang mit einem Opernball. Hier kann man beiden Organisatoren der Barfußtreffen keine Vorwürfe machen, da die Rahmenbedingungen bereits vorgegeben waren. Man kann höchstens Verkehrsbetrieben und den Opernfritzen "vorwerfen", daß sie ihre Termine nicht abgesprochen haben. Aber dafür sind die Anlässe doch zu unterschiedlich und zu weit voneinander entfernt. Wobei ich nicht ausschließen möchte, daß es sowohl unter Barfüßern, als auch unter Schuhträgern Leute gibt, die sich sowohl für Straßenbahnen, als auch für Opern interessieren. Wie ich zu Straßenbahnen stehe, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Gegen Opern habe ich im Grunde genommen auch nichts, manche Musik höre ich sogar ganz gerne. Aber mir wäre jedes Eintrittsgeld zu hoch. Und wenn mir jemand die Eintrittskarte schenken würden und ich auch ansonsten dadurch keine Unkosten hätte, dann würde ich mir das nur anhören, wenn man mir keinerlei Bekleidungsvorschriften macht (ein T-Shirt würde ich noch freiwillig tragen, lange Hosen und Schuhe aber nur, wenn es mir zu kalt wäre). Würde man mir dagegen eine Eintrittskarte für ein Fußballspiel schenken, dann würde ich mir das Spiel nicht ansehen. Nicht wegen der Scherben oder barfußfeindlicher Hooligans, sondern weil mich Fußball nicht interessiert. Und würde man mir eine Eintrittskarte für ein Fußballspiel schenken, die auch zur Anreise per Bahn und der unbeschränkten Benutzung der städtischen Verkehrsmittel am Spieltag beinhaltet, dann würde ich barfuß die Verkehrsbetriebe ausnutzen und nicht ins Stadion fahren.
Gerade das ist eben der Knackpunkt. Ich finde es genügt, wenn man sich nach dem Frühstück trifft und bis zum Abend zusammen bleibt. Selbst ein gemeinsames Abendessen war im Elbsandsteingebirge keineswegs von allen erwünscht, was ich allerdings auch nicht recht nachvollziehen kann.
Je inhomogener die Gruppe, desto schwieriger wird auch dieses. Wenn bei einem Treffen sowohl Leute von weit weg, als auch solche aus der Nähe sind, dann wird es schon schwierig. Die dort wohnen, haben vielleicht privat noch was vor. Diejenigen, die "mittelweit" entfernt wohnen und noch nach Hause wollen, haben keine Zeit. Und nur diejenigen, die weit weg wohnen, haben Interesse. Und selbst dann ist das wo und wie nicht immer gleich. Die einen wollen erst duschen, die anderen nicht - das wäre nur eine Beispiel. Solche Probleme treten nicht nur bei Barfußtreffen auf.
Das wünsche ich den Organisatoren selbstverständlich auch, allerdings halte ich den Oktober für die falsche Jahrszeit. ich selbst werde da wohl kaum kommen, da es für meine Besichtigungstouren einfach zu früh dunkel wird.
Im Oktober können noch sehr warme Tage in Süddeutschland bzw. der Schweiz sein, ideal für (barfüßige) Wanderungen. Aber wenn es dunkel wird, kann man kaum noch wandern, und was dann? Bei Tagestouren kann ich dann im Dunkeln zurückradeln. In Städten kann man sich nach Einbruch der Dunkelheit noch irgendwie beschäftigen, in der Natur aber nicht, das wäre zu gefährlich. Längere Zeit mit schwerem Rucksack im Oktober nach Einbruch der Dunkelheit durch eine nicht allzu große Stadt wandern, vor allem wenn man barfuß oder/und in kurzen Hosen ist, fällt auch auf. Ich wurde deswegen schon von der Polizei angehalten.
Viele Grüße
Michael aus Zofingen