Barfußakzeptanz in Nahverkehrsbetrieben (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 03.06.2007, 23:42 (vor 6385 Tagen) @ Guenther

Hallo Guenther

Ein Einmannbetrieb ist natürlich immer so tolerant wie eben der eine Mann, der ihn führt.

Das ist natürlich völlig richtig.

Ich kann mir aber vorstellen, daß man in kleinen Betrieben, die einen festen, wohlbekannten Kundenkreis haben, auf etwas Auffälliges wie Barfüßigkeit zumindest eher angesprochen wird. Rausschmeißen wird man einen da wohl eher nicht, zumal ja für den kleinen Betrieb der Umsatz durch den Einzelkunden viel größere Bedeutung hat.

Mit solchen kleinen Nahverkehrsbetrieben habe ich keine Erfahrungen, vermute aber, dass du da völlig recht hast.

Wenn ich in einem Tante-Emma-Laden einkaufen gehe, wäre - schätze ich - die Chance, daß ich da irgendwie angesprochen werde hinsichtlich meiner Barfüßigkeit, größer, als wenn ich hier in den Aldi in Köln am Neumarkt gehe - weil die Leute, die dort arbeiten, halt täglich alle möglichen "bunten Vögel" rumlaufen sehen und vielleicht in diesem Spektrum Barfüßigkeit gar nicht mehr das Krasseste ist.

Im Bereich des Neumarkts wird das wohl stimmen, aber auch in Bezug auf dort befindliche kleine Läden (falls es die dort gibt, ich kenne mich dort nicht aus). Ansonsten würde ich eher in Filialen großer Ketten damit rechnen angesprochen zu werden, weil es da schon mal Wichtigtuer geben kann, denen es auf einen Kunden nicht ankommt, zumal solche Wichtigtuer möglicherweise nicht annehmen, dass man viel Geld hat, wenn man barfuß daherkommt.

Das gilt zumindest dann, wenn es kein offizielles Barfuß-Verbot gibt. Natürlich kann der einzelne Mitarbeiter immer noch im Raum eines gewissen Spielraums immer noch was gegen Barfuß sagen (vgl. mein gestriges Bäckerei-Erlebnis). Dann sollte man aber m.E. unterscheiden, ob das jetzt nur eine Meinungsbekundung dieser Person ist ("Ich finde es nicht passend, daß Sie hier ..."), worüber man einfach hinweggehen kann, oder ob einem ein Hausverbot erteilt oder angedroht wird.

Ein Hausverbot hat mir allerdings niemand angedroht.

Ich meinte nur "kleine Busse" im Ggs. zu "großen Straßenbahnen". War meinerseits nicht so ganz klar ausgedrückt. Wenn ich in MG (wo es keine Straßenbahnen mehr gibt, sie wurden nach dem Krieg verhältnismäßig schnell abgeschickt, mein Vater hat sich übrigens sehr für Gladbacher Stadtgeschichte interessiert und in dem Zsh. auch für den Straßenbahnverkehr dort) in den Bus (vorne) einsteige, habe ich immer ein etwas ungutes Gefühl, nicht nur wegen Barfüßigkeit, sondern auch sonst: Dort sagen die Busfahrer viel eher etwas, als es in Köln Straßenbahnfahrer tun würden, etwa zu falsch einsteigenden Fahrgästen, lauten Jugendlichen oder Leuten, die sich nicht richtig festhalten u.ä.

Grundsätzlich halte ich es für gut, wenn die Fahrer sich für Ruhe und Ordnung einsetzen, was natürlich nur dann geht, wenn sie auch etwas vom Geschehen im Fahrzeug mitbekommen. Bei Straßenbahnen ist das meist nicht möglich, weil die Fahrer in abgetrennten Kabinen sitzen. In Bussen erscheint die subjektive Sicherheit daher höher, weil einer da ist, der notfalls auch mal die Polizei rufen kann.

Daher meine tendenzielle Beobachtung, daß es im Bus eher Probleme als in der Straßenbahn geben könnte (de facto hat es bislang nur Probleme wegen Fahrschein bzw. unzulässigem Hinten-Einsteigen gegeben).

Andererseits fahre ich auch lieber mit Schienenverkehrsmitteln, da auch ich fürchte im Bus Probleme zu bekommen. Ich habe mir dazu mal einen Ausdruck mit Auszügen aus dem Personenbeförderungsgesetz und den Beförderungsbedingungen des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg hergestellt und in meine Brieftasche gelegt. So kann ich hoffentlich jeden nörgelnden Busfahrer überzeugen.

Von Straßenbahnschaffnern weiß ich (in Anbetracht meines relativ jungen Alters) nur von den Recherchen meines Vaters.

Die Straßenbahn in Mönchengladbach wurde übrigens nicht "nach dem Krieg verhältnismäßig schnell" stillgelegt, sondern erst über 20 Jahre nach Kriegsende am 15. 3. 1969. Es wurde sogar noch eine Serie neuer Wagen beschafft, die nach Stilllegung in Aachen weiter fuhren. Als dort die Straßenbahn am 29. 9. 1974 ihr Leben aushauchte kamen einige dieser Wagen noch nach Mainz, wo sie bis vor wenigen Jahren im Einsatz blieben. Heute ist Mönchengladbach übrigens die größte deutsche Stadt, die keinen städtischen Schienenverkehr hat. :-)

P.S.: Das war von meiner Seite nur ein (subjektiver) Erfahrungsbericht über barfüßige Benutzung von ögffentlichen Verkehrsmitteln, keineswegs eine Polemik gegen Dich, Ulrich, auch wenn unsere Auffassungenn an ein paar Punkten konträr sind.

Ich habe es auch nicht als Polemik verstanden, und konträre Meinungen sind ja nichts schlimmes.

Gegen Dein überlegenes Straßenbahnwissen komm ich ohnehin nicht auf.

Danke. :-)

Du kannst meinen Bericht zu einem subjektiven Statemnt der Art reduzieren, daß ich mich in großen Straßenbahnen wohler fühle als in kleinen Bussen, weil mich da der Fahrer weniger beobachtet.

Das kann ich durchaus verstehen.

Viele Grüße

Ulrich


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