Diesmal Plus (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Michael!
Mark:
wie ich feststelle, schreibst Du sehr oft: "in kurzen Hosen". Wie wenn dies etwas aussergewöhnliches sei.Michael:
Eigentlich ist daran nichts außergewöhnliches. Jedoch haben mich Forumsteilnehmer darauf hingewiesen, daß mein häufiger Ärger mit Polizisten und anderen Leuten weniger am Barfußlaufen liegt, sondern am Tragen von kurzen Hosen. Durch das Tragen von kurzen Hosen fällt viel mehr auf, wenn man barfuß ist wie wenn man lange Hosen trägt. Und dieses sagten nicht nur Forumsteilnehmer, die "aus Prinzip" nie kurze Hosen tragen, sondern auch solche, die selber gelegentlich kurze Hosen tragen.Mark:
Bis mindestens mitte Oberschenkel geht bei der heutigen Mode in der Regel das "Hosenbeinteil". Die ganz Modischen haben es bis zum Knie, die absolut modischen bis mitte Wade. Ich habe auch schon Leute in gaaanz kurzen Hosen gesehen. Die nennt man bei uns "Höseli" oder "Glacé-Hose". Einige sagen sogar "Unterhose" dazu.Michael:
Interessant Deine Definition. Je weiter sich die Form einer kurzen Hose asymptotisch der Form einer langen Hose nähert, desto modischer ist sie. Wenn sich diese mathematische Linie auch in die andere Richtung fortsetzt, dann sind meine Hosen total altmodisch. Beim Radfahren trage ich am liebsten ganz gewöhnliche Turnhosen, heute barfuß, früher mit Schuhen, noch früher sogar mit Socken. Als ich einmal aus der Schweiz nach Oldenburg radelte, um an der Uni alte Bekannte zu besuchen, sprach mich ein Student nigerianischer Abstammung an: "Was fällt dir ein, in einer Unterhose Rad zu fahren!" Ein anderer machte ihn drauf aufmerksam, daß es eine Sporthose sei, keine Unterhose.
Markus:
Deine kurzen Hosen wirken tatsächlich ziemlich altmodisch, und sie sind derart knapp geschnitten, daß schon des öfteren bei Passanten der Eindruck aufkam, Du hättest "keine" Hose bzw. nur eine Unterhose oder Badehose an. Daß eine solche tracht vor allem im Winter den Verdacht gewisser Spießer oder auch der Polizei weckt, ist eigentlich nicht weiter verwunderlich, zumal Du manchmal auch ein bißchen "notleidend" aussiehst. Wäre ich Polizist und kennte Dich nicht, tät ich Dich im Winter vermutlich auf der Stelle kontrollieren, um herauszufinden, ob Du nicht vielleicht hilfsbedürftig bist.
Michael:
Ich besitze auch kommerzielle kurze Jeans, diese sind mir meistens zu eng. Als äußerst bequem haben sich ehemalige "Diensthosen" erwiesen, wenn man wandert oder mit der Bahn fährt, weniger beim Velofahren. Es handelt sich dabei um Hosen, die ich früher bei der Arbeit trug, dann aber dort nicht mehr gut genug waren. Prinzipiell wären sie zwar noch gut genug, um in der Freizeit als lange Hosen getragen zu werden, jedoch benötige ich nicht so viele lange Freizeithosen wie ich Diensthosen ausmustern muß, während andererseits mein Verschleiß an kurzen Freizeithosen deutlich höher ist. Ein Zurechtstutzen der Hosen (nicht einfach abschneiden, sondern zum nicht ausfransenden Hosensaum umnähen) auf angenehm tragbare Länge bringt mich nicht in die Situation, daß ich allzu oft neue Freizeithosen kaufen muß. Bei allen Barfußtreffen, zu denen ich mit der Bahn anreiste (Köln, Düsseldorf, Dresden, Rheinsteig), trug ich solche ehemaligen Diensthosen. Und wie auch andere Teilnehmer registriert haben, wurden auch solche Hosen als "Unterhose" oder "Badehose" bezeichnet.
Markus:
Tust Du Dir Deine kurzen Hosen etwa selbst aus früheren "Diensthosen" zurechtnähen? Dann wundert es mich nicht, daß diese Hosen Verwunderung erregen, denn zum einen sind sie ÄUßERST kurz, und zum anderen natürlich auch nicht modisch, da aus älteren Kleidungsstükken entstanden. Mir scheint aber ohnehin, daß Du Dir aus Äußerlichkeiten nicht allzuviel machst.
Michael:
Vielleicht spielt auch der NEID eine Rolle: Wenn im Sommer eine Anzahl Männer kurze Hosen, die bis zum Knie gehen trägt, dazu ein kurzärmeliges T-Shirt, Sandalen und Socken, dann sind sie neidisch auf diejenigen, die es wagen, noch weniger zu tragen als sie selber: Wer es also wagt, eine kurze Hose, die auch nur einen Zentimeter kürzer ist als die ihrige, wird sofort geächtet. Genauso ergeht es Leuten, die bei gleicher Hosenlänge keine Oberbekleidung tragen, keine Socken oder nicht einmal Schuhe. Ich erinnere mich an ein Barfußtreffen in Düsseldorf, als auf dem Weihnachtsmarkt ein Jugendlicher in kurzen Hosen, aber mit fetten Schuhen und Socken herumlief. Ihm klappte der Kinnladen runter, als er uns Barfüßer sah, vor allem wohl mich, der gleichzeitig noch eine kurze Hose trug, noch dazu eine, die geringfügig kürzer war als die Seinige. Auch die Tatsache, daß der barfüßige Andi von einer Frau in Flipflops und deren Begleiter angepöbelt wurde, weil angeblich das bißchen Sohle den Unterschied zwischen "Menschen und Primaten" ausmache. Und nicht zuletzt gibt es hier im Forum ein paar WENIGE Neidhammel, von denen man eigentlich nie was hört, die aber jemanden, der es wagt, bei tieferen Temperaturen als sie selber barfuß zu laufen, gleich als "lebensmüde" abkanzeln.
Das mit dem Neid leuchtet mir ein. Du kannst Dir aber sicher sein, daß ich auf Deine Art, Dich zu kleiden, gewiß nicht neidisch bin - vor allem nicht im Winter. Vielmehr empfand ich Bewunderung dafür, wie souverän Du in Deinen kurzen Hosen und einer sehr dünnen Jakke, in der es mich ganz sicher gefroren hättest, durch das vorweihnachtliche Düsseldorf gegangen bist.
Und auf einige Seltenschreiber hier im Forum reagiere ich meist gar nicht, wenn sie plötzliich loswettern - zumal ich mir nicht sicher bin, ob man sie überhaupt ernstnehmen kann. Anders ist es natürlich, wenn jemand, der öfters schreibt, Bedenken äußert.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen
Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.