Diesmal Plus (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Friday, 01.09.2006, 09:55 (vor 6662 Tagen) @ Mark

Hallo Mark!

Mark:
wie ich feststelle, schreibst Du sehr oft: "in kurzen Hosen". Wie wenn dies etwas aussergewöhnliches sei.

Michael:
Eigentlich ist daran nichts außergewöhnliches. Jedoch haben mich Forumsteilnehmer darauf hingewiesen, daß mein häufiger Ärger mit Polizisten und anderen Leuten weniger am Barfußlaufen liegt, sondern am Tragen von kurzen Hosen. Durch das Tragen von kurzen Hosen fällt viel mehr auf, wenn man barfuß ist wie wenn man lange Hosen trägt. Und dieses sagten nicht nur Forumsteilnehmer, die "aus Prinzip" nie kurze Hosen tragen, sondern auch solche, die selber gelegentlich kurze Hosen tragen.

Mark:
Bis mindestens mitte Oberschenkel geht bei der heutigen Mode in der Regel das "Hosenbeinteil". Die ganz Modischen haben es bis zum Knie, die absolut modischen bis mitte Wade. Ich habe auch schon Leute in gaaanz kurzen Hosen gesehen. Die nennt man bei uns "Höseli" oder "Glacé-Hose". Einige sagen sogar "Unterhose" dazu.

Michael:
Interessant Deine Definition. Je weiter sich die Form einer kurzen Hose asymptotisch der Form einer langen Hose nähert, desto modischer ist sie. Wenn sich diese mathematische Linie auch in die andere Richtung fortsetzt, dann sind meine Hosen total altmodisch. Beim Radfahren trage ich am liebsten ganz gewöhnliche Turnhosen, heute barfuß, früher mit Schuhen, noch früher sogar mit Socken. Als ich einmal aus der Schweiz nach Oldenburg radelte, um an der Uni alte Bekannte zu besuchen, sprach mich ein Student nigerianischer Abstammung an: "Was fällt dir ein, in einer Unterhose Rad zu fahren!" Ein anderer machte ihn drauf aufmerksam, daß es eine Sporthose sei, keine Unterhose.
Ich besitze auch kommerzielle kurze Jeans, diese sind mir meistens zu eng. Als äußerst bequem haben sich ehemalige "Diensthosen" erwiesen, wenn man wandert oder mit der Bahn fährt, weniger beim Velofahren. Es handelt sich dabei um Hosen, die ich früher bei der Arbeit trug, dann aber dort nicht mehr gut genug waren. Prinzipiell wären sie zwar noch gut genug, um in der Freizeit als lange Hosen getragen zu werden, jedoch benötige ich nicht so viele lange Freizeithosen wie ich Diensthosen ausmustern muß, während andererseits mein Verschleiß an kurzen Freizeithosen deutlich höher ist. Ein Zurechtstutzen der Hosen (nicht einfach abschneiden, sondern zum nicht ausfransenden Hosensaum umnähen) auf angenehm tragbare Länge bringt mich nicht in die Situation, daß ich allzu oft neue Freizeithosen kaufen muß. Bei allen Barfußtreffen, zu denen ich mit der Bahn anreiste (Köln, Düsseldorf, Dresden, Rheinsteig), trug ich solche ehemaligen Diensthosen. Und wie auch andere Teilnehmer registriert haben, wurden auch solche Hosen als "Unterhose" oder "Badehose" bezeichnet.

Mark:
Ich selber habe von Frühling bis Herbst meistens kurze Hosen bzw Shorts an und finde dies irgendwie ziemlich normal. Was sind denn Deiner Ansicht nach die Probleme, welche andere Leute mit Deinen kurzen Hosen haben? Ich hatte bisher - und dies stimmt 100% - noch nie ein Problem wegen meinen kurzen Hosen.
Ich wurde auch nie negativ darauf angesprochen. In meinem Bekanntenkreis haben sehr viele Leute kurze Hosen an. Auch mein Vater, welcher sogar ab und zu Barfuss unterwegs ist (vor allem in seinem Garten und Zuhause in und um das Haus herum), hat im Sommer sozusagen nur kurze Hosen an. Und in meiner Gemeinde sehe ich oft Männer und auch Frauen in kurzen Hosen...

Michael:
Natürlich sehe ich auch in der Schweiz häufiger Leute in kurzen Hosen, in der Regel aber nicht barfuß, Frauen meist ohne Socken, Männer teils mit teils ohne. Ich kenne keine Leute, die "nur" von Frühling bis Herbst in der Freizeit kurze Hosen tragen und Ärger mit Ordnungshütern bekamen. Wohl aber kenne ich welche, die auch außerhalb dieser Zeitspanne kein Verlangen nach langen Hosen haben, egal ob diese Leute barfuß laufen oder nicht. Und ich gehöre halt zu denjenigen, die sich nicht an das ungeschriebene "von-Frühling-bis-Herbst-Gesetz" halten, auch nicht beim Barfußlaufen.

Ich habe folgende Vermutung: Wenn etliche Leute das gleiche tun (es muß nicht unbedingt eine Mehrheit sein, es genügen vielleicht 10 % der vergleichbarer Personenkreise), dann regt sich keiner darüber auf. Wenn aber ein einzelner es macht, gibt es Ärger. Eine Gruppe von Barfüßern (oder Leuten in kurzen Hosen) in der vorweihnachtlichen Altstadt bleibt unbehelligt, ein einzelner, der eines von beiden macht, vielleicht nicht, derjenige, der beides gleichzeitig macht, am ehesten. Weibliche Teenager mit offenen Jacken über bauchfreien Tops werden auch im Winter nicht belangt, weil das halt "modern" ist. Dabei kann man sich bei einer derartigen Bekleidung leichter was aufsacken wie wenn man barfuß in Bewegung ist. Vielleicht spielt auch der NEID eine Rolle: Wenn im Sommer eine Anzahl Männer kurze Hosen, die bis zum Knie gehen trägt, dazu ein kurzärmeliges T-Shirt, Sandalen und Socken, dann sind sie neidisch auf diejenigen, die es wagen, noch weniger zu tragen als sie selber: Wer es also wagt, eine kurze Hose, die auch nur einen Zentimeter kürzer ist als die ihrige, wird sofort geächtet. Genauso ergeht es Leuten, die bei gleicher Hosenlänge keine Oberbekleidung tragen, keine Socken oder nicht einmal Schuhe. Ich erinnere mich an ein Barfußtreffen in Düsseldorf, als auf dem Weihnachtsmarkt ein Jugendlicher in kurzen Hosen, aber mit fetten Schuhen und Socken herumlief. Ihm klappte der Kinnladen runter, als er uns Barfüßer sah, vor allem wohl mich, der gleichzeitig noch eine kurze Hose trug, noch dazu eine, die geringfügig kürzer war als die Seinige. Auch die Tatsache, daß der barfüßige Andi von einer Frau in Flipflops und deren Begleiter angepöbelt wurde, weil angeblich das bißchen Sohle den Unterschied zwischen "Menschen und Primaten" ausmache. Und nicht zuletzt gibt es hier im Forum ein paar WENIGE Neidhammel, von denen man eigentlich nie was hört, die aber jemanden, der es wagt, bei tieferen Temperaturen als sie selber barfuß zu laufen, gleich als "lebensmüde" abkanzeln.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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