Aufjaulen (Hobby? Barfuß! 2)

Leo @, Stammposter, Thursday, 05.01.2006, 13:33 (vor 6898 Tagen) @ John Lupus

Genau das ist es ja, was ich hier schon lange kritisiere: Daß ständig der eine den anderen mit "Durchhalteparolen" und ähnlichem vorantreibt.

Über dem ganzen Forum hier schwebt ständig in riesigen Lettern das Wort "TOLERANZ".
Aber eben diese "Toleranz" erschöpft sich meist darin, sich gegenseitig ständig auf die Schultern zu klopfen. Und sobald kritische Stimmen auftauchen, setzt das Aufjaulen ein.

Entweder es ist "normal". Dann ist es unspektakulär.
Oder es ist so bemerkenswert, daß es des ständigen Berichtes bedarf.
Ich bevorzuge ersteres.

Pedro: Ich glaube, dass die individuellen Wohlfühltemperaturen stark genetisch bedingt sind und jeder sein Wärmeempfinden nur bis zu seiner genetisch bedingten Grenze trainieren kann. (Ich meine die Grenze, bis zu der man sich wohl fühlt, nicht die, bis zu der man es noch irgendwie aushält.)

Hallo, insbesondere John Lupus, Martin (und Pedro)

Ich habe meinen ausgedehnten Neujahrsspaziergung, zu dem mich keiner hier im Forum angetrieben hatte, nur bis zum Wohlfühlen ausgedehnt und ihn bei aufkommendem Kältegefühl ja auch sofort abgebrochen obwohl ich noch das Gefühl hatte, es locker weiter aushalten zu können. Da war mir aber immer noch nicht unwohl, nur kam das unbestimmte Gefühl, es reiche jetzt auch ohne die eigentlich noch geplante Extra-Runde durch den Olympiapark. Meine Wohlfühlschwelle wurde erst in dem Moment überschritten, als das medizinisch eigentlich schon unnormale, aber noch nicht zu Unwohlsein führende Kribbeln in den Füßen nicht einem wohligen Wärmegefühl wie "normal" (d.h. wie sonst früher, wenn es denn schon zu dem Kribbeln gekommen war, medizinisch: mildeste Form der Erfrierung 1. Grades) Platz machte, sondern einem stechenden Schmerz (1. unbeabsichtigte Unwohl-Stufe, medizinisch: schwerere Form der Erfrierung 1. Grades). "Normalerweise" (d.h. in früheren Fällen, als es leider ohne Überschreiten der Unwohl-Schwelle dann NACHHER doch zu den Schmerzen kam) ließen die Schmerzen sonst immer nach, nur jetzt kamen plötzlich Blasen (medizinisch: Erfrierung 2. Grades). In früheren Fällen, in denen ich (natürlich unbeabsichtigt!) Blasen an Händen oder Füßen bekam, waren diese immer mit farbloser Flüssigkeit gefüllt: Es ist selbstverständlich nicht normal an sich, überhaupt Blasen zu bekommen, ab er wenn doch, dann ist deren Flüssigkeit demnach in diesem Sinne "normalerweise" immer weiß.

Nach meiner (jetzt hoffentlich hinreichend präzisierten) ursprünglich missverständlichen / missverstandenen Formulierung "normal" erhielt ich dann Martins Kommentar:

Ich gehe im Sommer auch gerne barfuß, nicht zuletzt um meinen Füßen etwas Gutes zu tun, aber bei dem, was manche hier schreiben, kann man wirklich nur noch den Kopf schütteln. Allein Formulierungen wie

Nach 10 Minuten ließ der Schmerz nicht wie sonst üblich nach

oder

und zwar nicht mit der normalerweise farblosen Blasen-Flüssigkeit

müssen doch bei jedem, der das liest, Zweifel am Geisteszustand des Verfassers aufkommen lassen. Habe ich da etwas falsch verstanden, oder will uns "Leo" hier allen Ernstes mitteilen, für ihn seien 10 Minuten lange Schmerzen "üblich" und Blasen mit farbloser Flüssigkeit "normal"? Sorry, aber ich gehe barfuß, weil (und insbesondere wenn) es mir Spaß macht.

Hierbei hat mich der barsche Ton (den ich mit einer ebensolch "freundlichen" Antwort parierte, womit wir dann tonmäßig quitt waren, Martin) aber viel weniger gestört, als exakt die gleiche Intoleranz, die wir sonst immer von Schuhträgern erleiden müssen: Wer die eigene (Wohlfühl-, oder was auch immer)-Schwelle (Schuhträger: immer mit Schuhen gehen bzw. Martin: im Winter immer mit Schuhen gehen) überschreitet, wird nicht etwa toleriert, sondern erntet gerade im Fall eines Missgeschicks intolerante Kommentare der Art: "Wenn auch man so bekloppt ist überhaupt (für übervorsichtige Sommerbarfüßer statt überhaupt: im Winter / so weit / mit nassen Füssen / bei Dunkelheit / bei unklarer Bodenbeschaffenheit) ohne Schuhe zu gehen (laufen) ...!" Mein Beispiel mit dem Ast für ein Sommerbarfüßer-Mißgeschick ist übrigens leider nicht erfunden, sondern passierte mir letztes Jahr, als ich mit nach langem Schwimmen aufgeweichten Fußsohlen auf einem Waldweg zur Bushaltestelle lief. Auch da endete mein Wohlgefühl ungeplant jäh und schmerzhaft. Für intolerante Kommentare würde z.B. aus obigem Katalog die Kombination "mit nassen Füßen bei unklarer Bodenbeschaffenheit laufen" gut zutreffen...

Habe ich das richtig verstanden, John Lupus?: Wir sollen hier so tolerant sein, exakt die intoleranten Kommentare wie die sonst von Schuhträgern üblichen, nur mit leicht verschobener Toleranz-Schwelle, zu tolerieren??? Wozu brauchen wir denn dann dieses Forum, wenn wir doch anderswo schon genug Kommentare kriegen wie bekloppt wir seien, barfuß zu laufen (Details wie überhaupt / im Winter / zu lange ... sind da eher unwichtig)? Ich finde, solch ein Forum ist in Europa wichtig, damit wir merken, dass wir doch nicht die einzigen "Bekloppten" sind, die sich mal lieber schnellstens der "normalen" Allgemeinheit anpassen sollten! Wer ein total dickes Fell hat (und zwar so dick, dass er anscheinend gar nicht merkt, wie er anderen auf die Bar-Füße tritt), der braucht das Forum tatsächlich nicht mehr, um seine Barfüssigkeit immer weiter auszudehnen: Erst kurz zur Mülltonne, dann in einer fremden Stadt, dann bei guten Freunden, dann bei Bekannten, dann in der Nachbarschaft, zuletzt auf der Arbeit. (Den letzten Schritt hab ich außerhalb meines Büros auch noch nicht geschafft.) Und wenn es gesellschaftlich allgemein akzeptiert wäre, barfuß zu laufen, bräuchten wir dieses Forum tatsächlich gar nicht mehr. Aber soweit sind wir noch lange nicht.

Gruß

Leo


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