Barfuß und Verkehrsmittel (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 05.01.2005, 10:30 (vor 7206 Tagen) @ Markus U.

Hallo Markus!

"Es erscheint mir geradezu absurd, mit Schuhen und Sokken für einen Tag irgendwohin zu reisen, und dann dort "barfuß" zu laufen. Entweder benötige ich Schuhe (und behalte sie dann auch an), oder ich brauche keine und lasse sie zu Hause."

Sooooooooooooooooo absurd ist das auch wieder nicht. Mußt Du nicht manchmal auch etwas weiter fahren, und zwar an einen Ort, an dem Du Schuhe tragen willst oder mußt, der Termin Dich aber nicht den ganzen Tag absorbiert? Würdest Du dann mit Schuhen nach Hause fahren, um danach barfuß zu sein? Ich sehe das ganze nicht so bürokratisch. Bei mir ist es auch schon vorgekommen, daß ich geschäftlich mit dem Zug an einen anderen Ort mußte. Soweit ich am selben Tag nicht mehr an meinen Arbeitsplatz zurück mußte, ist es schon öfter vorgekommen, daß ich mich noch wesentlich länger in der fremden Stadt aufgehalten habe (wenn man schon mal da ist und die Firma die Fahrkosten bezahlt). Leider hatte ich die Gelegenheit zuletzt, als ich noch nicht barfuß lief (die Firma muß im Zuge der Rezession mit Dienstreisen auch sparsamer umgehen). Aber auch damals schon führte mich nach Erledigung meines geschäftlichen Auftrags der erste Gang an einen Ort, an dem ich mich unauffällig der Dienstkleidung entledigen konnte, meistens war es irgendwo ein Gebüsch im Stadtpark. Im Sommer hatte ich für solche Fälle immer Sandalen im Gepäck, damit ich "die Zeit danach" nicht in Halbschuhen verbringen mußte. Heute würde ich "selbstverständlich" in solcher Situation keine Sandalen mitnehmen, sondern die gesamte Dienstkleidung samt Schuhen in der Tasche unterbringen und mich in (für mich) normaler Freizeitkleidung und barfuß dazu freue, daß ich die Stunden davor in "Dienstkleidungshaft" überstanden habe, ohne mich zu verletzen. Dabei ist es sicher das kleinere Übel, daß ich für den Rest des Tages nur "unecht" barfuß sein kann

"Etwas anderes könnte für mehrtägige Reisen gelten, aber auch solche habe ich schon ganz ohne Schuhe absolviert, allerdings bisher nicht länger als ein Wochenende."

Da ich letztes Jahr keinen längeren Urlaub hatte (maximal 4 arbeitsfreie Tage hintereinander, wenn man von der Zeit im Krankenhaus einmal absieht), konnte ich auch nicht länger ununterbrochen barfuß sein. Insgesamt gab es im Jahr 2004 auch nur dreimal ein "viertägiges Wochenende", von denen ich auch nur an einem ununterbrochen barfuß und ohne Schuhe im Gepäck unterwegs war, und das war das Barfußtreffen in Düsseldorf. Der Ort, der am weitesten von meinem nächsten "Schuhstandort" entfernt war, war nicht etwa Düsseldorf, sondern die Gegend um Siegburg auf der Hinreise bzw. Remagen auf der Rückreise. Wieso? Nicht nur in Zofingen "warteten" Schuhe auf mich, sondern auch in meinem Elternhaus. Und Remagen bzw. Siegburg dürften ungefähr auf halbem Wege zwischen Zofingen und meinem Elternhaus liegen.

"Ich bin von meiner Grundeinstellung optimistisch, daher hätte ich nie mit so was gerechnet, daß ein Bus an einer Haltestelle an der etliche Menschen stehen, weil sie auf den Bus warten (wieso sollen sie sonst da stehen), einfach vorüberrast! So etwas habe ich in meinem ganzen Leben sonst noch nicht erlebt, und in diesem Falle waren es sogar mehrere Busse! Vielleicht wäre es auch nicht so schlimm gekommen, wenn wir versucht hätten, uns zu Fuß zum Bahnhof "durchzuschlagen" und so in Bewegung geblieben wären."

Ich persönlich bevorzuge schienengebundene Verkehrsmittel, ein Omnibus ist schließlich auch "nur ein Auto". Mir ist es noch nie passiert, daß öffentliche Verkehrsmittel an einer Haltestelle, an der sie halten sollen, einfach durchrauschen (Intercitys rauschen auch durch S-Bahn-Stationen, aber das weiß man ja, auch wenn es manchmal nervt, wenn man barfuß am späten Abend lange auf eine verspätete S-Bahn warten muß, während ein höherrangiger Zug nach dem anderen durch den Bahnhof rauscht. In Bewegung bleiben ist besser als lange an einer Haltestelle warten. Ich mußte auch in Köln am Sonntagmorgen feststellen, daß dann die öffentlichen Verkehrsmittel "noch nicht sehr öffentlich" sind. Sogar die Straßenbahn zwischen Frechen und Köln verkehrt nur alle Stunde. Dieses bewog mich, nicht 50 Minuten auf das nächste Tram zu warten, sondern bis zu einer anderen Haltestelle zu wandern.

"und in ländlichen Gebieten werde ich fortan im Winter, sofern ich dort barfuß laufe, nur noch mit dem Auto unterwegs sein,. damit das nicht wieder passiert! Und der Feldberg im Schwarzwald ist für mich für den Rest meines Lebens "abgehakt"!"

Für Deutschland ist das sicher ein vernünftiger Entscheid. In der Schweiz ist das Netz der öffentlichen Verkehrmittel dichter, sie fahren häufiger und sind vor allem zuverlässiger. Da die Schweiz morphologisch "kleinkariert" ist (was manche auch auf die Schweizer Bevölkerung übertragen, jedoch nicht generell zutrifft), ist es nicht selten, daß manchmal nur kurze Wege zurückzulegen sind, um von einem größeren Bahnhof in ideale Barfußgegenden (allerdings auch in zwar natürliche, jedoch sehr steinige und/oder dornige Gegenden) zu kommen. Wer nicht zum "Sklaven von Bussen und Bahnen" werden will, ist natürlich nicht zwangsweise genötigt, das Auto zu benutzen. In manchen Fällen kann man auch das Fahrrad nehmen oder gleich zu Fuß lossäckeln.

Ein Auto hat gegenüber dem Fahrrad oder ohne Verkehrsmittel natürlich mehrere Vorteile, von denen ich hier nur barfußspezifische aufführen möchte:
Man ist schneller an einem weiter entfernten "interessanten" Ort und kann sich länger dort barfuß aufhalten anstatt unnötig viel Zeit in die Reise investieren.
Man ist nicht bereits nach der Ankunft Ko.
Man kann dank Heizung an einem eisigen Morgen früher starten, während man mit dem Fahrrad erst später, wenn es wärmer ist, starten kann. Oder man müßte auf dem Fahrrad mit Schuhen starten und nach dem Ablegen der Schuhe die "Schande" ertragen, daß man nur ein "unechter" Barfüßer ist. (Zum Glück denke ich nicht so).
Nicht selten befinden sich zwischen dem Wohnort und dem Zielort Gegenden, in denen der prozentuale Anteil an "Spießern" sehr hoch ist. Sollten sich unter diesem Personenkreis etwa "böse Sieche" befinden, so bietet ein Auto doch (Sicht-)Schutz vor Unannehmlichkeiten. Hinterher kann man dann schadenfroh denken: "Ätsch! Ich war barfuß, und ihr Spießer habt es nicht einmal gemerkt!"

Ein "Nicht-Auto" bietet folgende Vorteile:
Man genießt das "Leben auf freiem Fuß" von Anfang an und ist nicht durch einen "Blechmantel" vom "Ort des Geschehens" abgekapselt. (Ich möchte nicht sagen, daß ein barfüßiger Autofahrer "weniger" oder "unechter" barfuß ist als ein barfüßiger Radfahrer).
Man kann manche Wege benutzen, die man mit dem Auto nicht benutzen kann oder darf. (Ich möchte hier nicht verschweigen, daß es auch Wege gibt, die man als Radfahrer nicht benutzen darf und das dieses längst nicht immer eingehalten wird).
Soweit es überhaupt ein "Gesetz" gibt, das besagt, daß die Benutzung eines bestimmten Verkehrsmittels und barfuß ein Widerspruch in sich sei, so trifft dieses für das Fahrrad wohl am allerwenigsten zu, zumindest für Landfahrzeuge. Barfuß ist gesund, radfahren auch, letzteres ist auch noch umweltfreundlich. Auto- und vor allem Motorradfahren in Kombination mit barfuß sind schon eher ein Widerspruch in sich. Fürs motorlose Schlauchboot dürfte es wohl am besten aussehen (soweit man am Wasser wohnt und das Boot nicht mit dem Auto zum Einsatzort fahren muß), es ist umweltfreundlich und paßt ideal dazu. Im Gegenteil: Schlauchboot und Schuhe, speziell Stöckelschuhe, wären ein Widerspruch in sich!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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