Schlanker werden durch Barfußlaufen? (Hobby? Barfuß! 2)

Dieter (DU), Wednesday, 12.11.2003, 02:08 (vor 7628 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael!

Liegt es vielleicht daran, daß korpulente Personen sich öfter genieren, ohne Schuhe herum zu laufen?

Ich weiss es nicht, aber: Wenn es so wäre, dann müssten sie sich doch eher wegen des enormen Bauchumfangs, der ja schon aus großer Entfernung auffällig ist, genieren. Aber die meisten von ihnen scheinen sich nicht genug ;-) zu genieren, um zu beschließen, das Gewicht zu normalisieren und zu behalten. Warum sollen sie es dann wegen nicht vorhandener Schuhe?

Oder erschwert ihr Körpergewicht das Barfußlaufen, da die Füße stärker belastet werden und somit Unebenheiten im Boden eher als unangenehm empfunden werden?

Ich glaube, dass ein bereits geübter Barfussläufer damit keine allzu großen Schwierigkeiten haben dürfte. Zumindest habe ich auf einem Feldweg (überwiegend Gras, aber ziemlich uneben und gelegentlich blanke Erde mit Steinchen) beim Tragen von ca. 10 kg in jeder Hand (also ein simuliertes Übergewicht von 20 kg) mehr meine Arme als meine Füsse gespürt. Das war kein Test, sondern hatte sich zufällig so ergeben. Aber auf diese Weise kann man als Normalgewichtiger zumindest eine grobe Vorstellung davon bekommen, wie es sich mit entsprechendem Übergewicht läuft, auch wenn das Gewicht natürlich nicht genau auf die gewissen Stellen verteilt ist. Dazu wäre es (in erster Näherung ;-) ) wohl besser, sich ein entsprechendes Gewicht um den Bauch zu schnallen....

Wenn ich allerdings zurück denke an meine ersten öffentlichen Barfuss-Versuche (Juni 2003), so kann ich mir vorstellen, dass es für den noch Ungeübten mit Übergewicht noch schwieriger ist, als für einen Normalgewichtigen, auf unebenem oder sehr rauhen Boden zu laufen, da die Füße durch das Tragen von Schuhen noch mehr geschädigt sind (z.B. zu dicke Hornhaut mit Rissen *Autsch!beimTretenaufSteinchen*). Wenn ich da noch mein vor ca. 3 Jahren vorhandenes Übergewicht (mehr als 30 kg(!)) und die dadurch manchmal vorhandene Überempfindlichkeit an den Füssen gehabt hätte, weiss ich nicht, ob ich bei meinem ersten Versuch (auf Asphalt in einer einsamen Gegend *jaja,derfehlendeMut*) statt 8 km möglicherweise nur wenige hundert Meter geschafft hätte, und - viel schlimmer noch - vielleicht sogar endgültig aufgegeben hätte.

Oder führt Barfußlaufen gar zu einer Abnahme des Körpergewichtes? Gründe für diese These sehe ich zwei: Einmal werden beim Barfußlaufen mehr Muskeln betätigt als beim beschuhten Gehen, was mehr Energie verbraucht.

Das hört sich auf den ersten Blick recht logisch an, aber ich denke, man muss das etwas differenzierter betrachten, denn: Beim Gehen mit Schuhen muss man diese ständig abwechselnd beschleunigen und abbremsen.
Auch das kostet Muskelarbeit, wenngleich hauptsachlich von den Beinen geleistet. Darüber hinaus behindern Schuhe ja bekanntlich (zumindest hier im Forum bekannt ;-) ) den natürlichen Bewegungsablauf, was möglicherweise ebenfalls mehr Muskelarbeit erforderlich machen könnte. Und (last but not least) hätten wir da noch, je nach Schuhmodell, diese von der Schuhindustrie so hoch gelobte Dämpfung, die bei jedem Schritt Energie "frisst".

Es ist also gar nicht so einfach, den Energieverbrauch gegenüber zu stellen. Wenn Herr Walter Packi, Facharzt für Allgemeinmedizin, alles richtig durchdacht und abgeschätzt haben sollte http://www.biokinematik.de/schmerzsyndrome/schmerztexte/Fussohle.html , dann verbraucht das barfuss Laufen weniger Energie (sofern man erst einmal die weiter unten angesprochenen thermischen Verluste bei dem derzeitigen kalten Wetter unberücksichtigt lässt).

Zum anderen aber wird speziell dann, wenn man sich bei tieferer Temperatur barfuß (oder/und anderweitig nicht übermäßig dick vermummt) ist, eine gewisse Wärmemenge in den Boden abgeleitet und zum "Aufheizen der Umwelt" abgestrahlt.

Das sehe ich auch so.

Wenn man tatsächlich durch Barfußlaufen schlanker wird, dann ist es sicher gesünder als jede Diät - und vor allem billiger. Man spart nämlich einmal eine teure Diätkost und zum anderen schont es das Budget für Schuhe und Schuhreparaturen. Kann jemand im Forum meine Thesen bestätigen oder widerlegen?

Mit einer allgemeinen Aussage wäre ich vorsichtig, da so viele Dinge Einfluß auf das Gewicht haben, auch solche, die in einem etwas indirekteren Zusammenhang mit dem barfuss Laufen stehen. Ich muss mich also ganz auf meine persönlichen Beobachtungen beschränken, die ich bei Streckenlängen zwischen 8 aud 17 km und überwiegend City-Bedingungen (Gehweg-Platten und -Zementpflastersteine, Asphalt, glatte Pflastersteine) gemacht habe.

Diese möchte ich in drei Temperaturbereiche unterteilen (Richtwerte, bei Regen und/oder starkem Wind verschieben sich die Grenzen durchaus um bis zu ca. 5 Grad):

1. Sommertemperatur ca. 20°C und mehr, Sonnenschein:

Es ist häufiges Trinken angesagt, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Da ich in diesen Zeiten noch Anfänger war, musste ich darauf ganz besonders achten, um die Bildung von Blasen einigermaßen in Grenzen zu halten. (Hier muss ich übrigens der Behauptung von Lorenz, man bekäme keine Blasen, die ich schon damals gelesen hatte, teilweise widersprechen: Das gilt meiner Meinung und Erfahrung nach nur für Fortgeschrittene, nicht für Anfänger. Ich hatte nach meinen ersten 8 km an beiden Füßen jeweils eine ganz riesige Blase an den Fersen (ca. 2 cm breit, 3 cm lang) und einige kleine im vorderen Bereich. Übrigens habe ich die erst nach(!) der Wanderung bemerkt, was mal wieder zeigt, wieviel der Glaube bewirken kann. Erst nach einer Gesamtstrecke von etwa 200 km war das Thema "Blasen" einigermaßen erledigt, und mittlerweile (> 470 km) treten diese Plagegeister noch nicht einmal bei regennassem Untergrund auf). Auch die noch nicht so gut trainierte Fussmuskulatur konnte den Flüssigkeitsausgleich gut gebrauchen, um ihre Leistungsfähigkeit wenigstens einigermaßen zu erhalten.

Durch die hohe Flüssigkeitszufuhr wird das Hungergefühl ganz gut in Grenzen gehalten und so hatte ich keinerlei Probleme, mein Gewicht zu halten (72 kg bei 1,80 m)

2. Temperatur ca. 10°C bis 20°C:

Der Flüssigkeitsbedarf ist geringer, der Hunger bleibt mäßig. Bei Temperaturen an der unteren Grenze (10 bis 12°C) esse ich jedoch ohne eigentlichen Hunger 1 bis 2 Schoko- oder Müsli-Riegel, um kalte Hände und Füsse zu vermeiden, sobald ich merke, dass sie beginnen, kälter zu werden. Dennoch keine Gewichtsprobleme. Wahrscheinlich wirken sich hier die angeführten Wärmeverluste insbesondere über die Füße gut aus, sodass die zusätzliche Nahrung wieder vollständig verheizt wird.

3. Wintertemperatur ca. 5°C bis 10°C (unter 4°C bisher nicht vorgekommen):

Hier habe ich zur Zeit ein echtes Problem, denn ich habe seit Ende September etwa 3 kg zugenommen, weil ich viel zu viele (6 bis 8 Stück auf 10 bis 16 km) von diesen oben genannten Junk-Food-Riegeln gemampft habe, um 5 bis 6°C für etwas mehr als 2 bis 3 Stunden auszuhalten. (Mit "aushalten" meine ich, dass man kein Fakir sein muss und auch hinterher keine Erfrierungserscheinungen feststellen kann).

Ich wollte schon kürzlich den Leuten mit dem Temperaturproblem den Tip geben, auf ausreichende Nahrung zu achten und welche mit auf den Weg zu nehmen, aber dann habe ich gerade noch rechtzeitig vor dem Verfassen einer solchen Antwort dieses Problem mit der Gewichtszunahme bei mir bemerkt. Da ich glaube, dass es im Prinzip nicht anders geht (ohne Nahrung hilft auch keine Daunenjacke gegen kalte Hände und Füsse, der Körper spart ja immer zuerst an der Heizung der Extremitäten), als dem Körper ausreichend Brennstoff zur Verfüging zu stellen, wenn der Bedarf über das hinausgeht, was aus dem Fettstoffwechsel gedeckt werden kann, werde ich nun versuchen, statt Junk-Food eine gesündere und nebenwirkungsärmere Alternative zu finden. (Der Fettstoffwechsel ist zwar auch trainierbar, aber leider eben nur in relativ engen Grenzen.) Ich vermute mal, dass es kohlehydratreiche Kost mit niedrigem glykämischen Index tun sollte, aber dann wird man die wohl schon essen müssen, bevor (!) die Hände und Füsse kalt werden, weil diese eben nicht so schnell wirkt. Das erschwert wiederum die richtige Dosierung und so denke ich, es wird noch ein bisschen dauern, bis ich darüber etwas aus eigener Erfahrung berichten kann....

Mit freundlichen Füßen
Dieter


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