Hallo Rainer,

Das sind wohl auch diejenigen welche meinen Barfußlaufen tut weh und >ist zu kalt. Kaum mal auf ein paar Kieselsteinen am Strand auf einem >Weg gelaufen: leidende Gesichter und froh darüber daß es eine >Schuhindustrie gibt die Ihnen diese Leiden erspart. Auf die Idee daß >man das Laufen auf "NichtStrandflächen" auch üben kann und wenn man >sich daran gewöhnt hat es durchaus angenehm sein kann (wie eine
Fußreflexzonenmassage) kommen Sie nicht.

Na ja ich muß natürlich auch sagen, daß ich nicht barfuß laufe, weil es gesund ist, sondern weil ich Lust darauf habe und weil es mir Spaß macht. Aufgrund dieses Lustgewinns nehme ich dann auch zunächst einige Unannehmlichkeiten in Kauf:
- Es dauert halt seine Zeit, bis die Fußsohlen nicht mehr übermpfindlich sind und man normal laufen kann.
- An niedrige Temperaturen gewöhnt man sich nur, wenn man sich ihnen auch aussetzt.
- Und schließlich muß man all seine blödsinnigen Phantassien darüber, was die Leute denken zunächstmal überwinden. (Um dann zu sehen, daß die meistens gar nichts denken :))

Ich vergleiche das mit Sport.
Weil es Spaß macht, strengt man sich an, gibt Geld dafür aus und nimmt sogar Verletzungen in Kauf. Es gibt ja Leute, die gerne wandern und dafür sogar blutige Blasen in Schuhen in Kauf nehmen. Das ist selbstverständlich und völlig normal - oder hat etwa schon mal einer daraufhin gesagt: "Was bist du blöd gewesen, hättest die Strecke auch mit dem Auto fahren können." Oder mancher stemmt im Fitnessstudio Gewichte, obwohl ein Elektromotor das doch viel besser könnte. Zum Dank gibts Muskelkater.
Nur wenn einer barfuß läuft und auf einen Glassplitter tritt ist natürlich klar: "Wie kann man nur so blöd sein!"
Das ist doch ungerecht :(

Wer nur Sport macht, weil es gesund ist hört halt schnell wieder auf. Ist ja auch öde. So ist es mit dem Barfußlaufen auch. Der Lustgewinn machts halt und den hat nun mal nicht jeder bei derselben Sache. Obwohl ich glaube, daß es mehr Barfußläufer gäbe, wenn jedem klar wäre, was alles geht.

Als Belohnung kann der Sportler Treppen steigen ohne zu Keuchen oder Radfahren. Und der Barfüßer stärkt seine Sinne, Motorik, Muskulatur, Haltung, Immunabwehr, lernt nebenbei das selbstbewußte und richtige "Auftreten", kann fast überall problemlos laufen und fühlt sich frei. (Auch frei von Fußpilz und üblen Gerüchen.)
Wer sich nie anstrengt, für den wird letzlich alles anstrengend und wer sich immer schön warm anzieht, der braucht irgendwann auch im Bett noch Socken.

Was witzig ist: Wenn ich mal meine Hauptmotivation, den Lustgewinn beiseite lasse und sachlich überlege, so gibt es fast nur Gründe, die dafür sprechen.

Mit diesen "Gefahren" konnte ich jedenfalls bisher gut leben:

- Verletzungen: Nicht anders als sonst im Leben.
Wer kocht oder hämmert tut sich auch schon mal weh.
- Fußpilz: Gedeiht gut in verschwitzten Schuhen.
- Reaktionen der Leute: Kaum Ablehnung, eher Verwunderung, Neugier
und manchmal nervig und meistens kommt gar nichts.
Am Besten von Kindern: (November, im Aldi und laut) "MAMA MAMA,
weißt du was ich gesehen habe: Ein Mann OOOHNE Strümpfe und
OOOOHNE Schuhe." Na sowas!
- Erkältung: Na wo bleibt sie denn?
- Glassplitter und Hundekot: Völlig überbewertet. Statistik:
Glassplitter: 3 in 6 Monaten. Es piekte was und mehr war nicht.
Hundekot: Letzter Kontakt als ich noch Schuhe trug.
- Bordstein und nasse Fliesen: Na ja - aufpassen schärft die
Sinne :))))))
Der angestoßene Zehennagel hat sich inzwischen erneuert.
Aber der gilt sowieso nicht, den hatte ich mir schließlich mit
Sandalen geholt.
- Blasen: Wenn man in der Eingewöhnungsphase übertreibt,
dann nie wieder.
- sonst noch was erstes ???

Es kann natürlich noch schlimmer kommen: Man kann mit Schuhen vom Fahrradpedal abrutschen und sich hinlegen oder mit dem Schuh umknicken und sich einen Bänderriß zulegen oder man kann sich erkälten oder man kann vom herbfallenden Putz der Zimmerdecke erschlagen werden, wenn man barfuß im Bett ist....

Viele Grüße
Jürgen (sf)