Bahn oder Auto? ... (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Monday, 05.11.2001, 23:23 (vor 8359 Tagen) @ Bernd A

Hi Bernd und alle anderen Barfußfreunde!

...EINIGES SPRICHT GEGEN DIE BAHN - ABER NICHTS SPRICHT FÜR DAS AUTO!
Hallo, liebe Barfußfreunde und Naturliebhaber,
(beides ergänzt sich ja wunderbar)
Der Dialog zwischen Markus U. und mir zum Thema Bahnfahren oder Auto veranlasste mich zu folgenden Gedanken:

Daher reise ich stets so, wie es mir jeweils am besten auskommt, und stelle dabei ideologische Überlegungen ganz weit hintan.

Diese Meinung teilen leider sehr viele mit Dir (und ich schließe mich das selbst nicht aus!)

Ich freue mich allerdings auch über jeden, der wie Du mit dem Auto kommt.

Das dürfte wie bei den meisten früheren Barfußtreffen, an denen ich teilgenommen habe, ... die Mehrheit sein.

Leider ist es so! Wir stellen unsere Bequemlichkeit vor die Vernunft. Dass der Service der Bahn (speziell auch hier in Deutschland) sehr zu wünschen übrig lässt, ist ja richtig und bekannt. Dennoch darf das kein Freibrief sein, unsere Natur und Umwelt immer weiter zu Grunde zu richten, nur durch Eigennutz und Bequemlichkeit.
Nicht zu letzt verdanken wir ja unserem Autowahn, dass wir kaum noch richtig schöne Naturwege finden, um genussvoll barfuß zu wandern. Wo man hinkommt findet man asphaltierte, geschotterte, betonierte und gut befahrbare Wege. Gut begehbar brauchen sie nicht zu sein.

Auf asphaltierten und betonierten Wegen komme ich barfuß sehr gut und schnell voran, während ich in der freien Natur sehr gut achtgeben muß. Als wir bei unserer letzten Wanderung in Karlsruhe einen Deich überquerten, mußte ich mich beim Abstieg im Bruchteil einer Sekunde entscheiden, ob ich lieber ausrutschen und mich in den Dreck setzen oder (mit allen Risiken) abwärts rennen wollte. Ich entschied mich für letzteres.
Geschotterte Wege sind zwar die größte Herausforderung für die Füße, andererseits aber auch zum Befahren mit Kraftfahrzeugen nur bedingt geeignet, wobei in dieser Hinsicht auch wohl nicht an Autos, sondern an Traktoren und andere schwere und langsame land- und forstwirtschaftliche Arbeitsfahrzeuge gedacht wurde. Häufig ist das Autofahren auf diesen dafür wirklich ungeeigneten Schotterwegen sogar ausdrücklich verboten.

Damit versiegeln wir unsere Landschaft auch immer mehr und nach der nächsten winterlichen Regenperiode geht das Gejammere wieder los, wenn das Hochwasser wieder in kurzer Zeit "Von Null auf Hundert" steigt.
Dabei sind die Regenmengen, die dabei verzeichnet werden, gar nicht so ungewöhnlich hoch. Nur kann das Wasser sich nicht ausbreiten und irgendwo in Wald und Wiesen versickern, nein, es sammelt sich auf versiegelten Flächen, wird durch enge Betonkanäle gezwängt und schießt in verkehrsgerecht begradigten Flüssen im Rekordtempo vom Gebirge zum Meer. Und alles nur, damit wir es schön bequem haben und wie zu Hause im Sofa von A nach B reisen können.

Das ligt allerdings weniger an den Autostraßen (die ja bei Hochwasser ebenfalls überschwemmt und damit unbenutzbar werden), sondern an diversn Flurbereinigungsmaßnahmen etwa in diversen Weinbaugebieten, wo man die vielen kleinen terrassierten Parzellen aus früherer Zeit um der höheren Erträge und der leichteren maschinellen Bearbeitung willen zu großen schrägen Flächen zusammengefaßt hat. das wasser kann auf diesen schrägen Flächen sehr rasch abwärts fließen, zumal man hierfür teilweise eigens Röhren angelegt hat, um der erosionsgefahr zu begegnen. Mit dem Autoverkehr hat das alles nichts zu tun.

Daß viele Menschen das eigene Auto der Bahn vorziehen, ist bei den bescheidenen Leistungen der Bahn nicht verwunderlich: Viele Orte, die früher gut mit der Bahn erreichbar waren, sind es schon seit Jahrzehnten nicht mehr, weil die entsprechenden Strekken schon vor vielen Jahren stillgelegt und abgebaut wurden. Einige Stillegungs- und Abbauaktionen habe ich selbst mitbekommen (z. B. die frühere "Kanonenbahn zwischen Wetzlar und Lollar), von anderen Strekken hätte ich niemals etwas erfahren, wenn es mir nicht irgendwelche hochbetagten Leute (ich erfahre gerne etwas von alten menschen über frühere Zeiten) erzählt hätten. Auch fügten sich die heute verschwundenen oder zumindest für den Personenverkehr stillgelegten Strekken mit den romantischen vieldrahtigen Telegrafenmasten harmonisch in das Landschaftsbild ein, während ich die ökologische Verträglichkeit der neuesten Hochgeschwindigkeitsstrekken zutiefst bezweifele.

Eigentlich steht nun ja der Winter vor der Tür, die letzen verdienten nicht diesen Namen. Der vergangene Sommer zeigte nur zwei Extreme: Viel zu kalt/nass und viel zu heiß/trocken. Der "Frühling" war an einem Donnerstag (oder war's Dienstag...?) Der Oktober war so warm wie nie zu vor. Und nun soll das was werden, mit dem Winter? Barfüßige Spaziergänge im Schnee? Wat is dat denn?

Dafür kann man jsa gegebenenfalls in höhere Lagen ausweichen - aber bitte nur in solche, wo man keine Zweifel an der reibungslosen Funktionstüchtigkeit des öffentlichebn Personennahverkehrs etwa in der Art, daß volle oder leere Busse einfach vorbeisausen, zu haben braucht!

Wenn ich so in den alten Wetterstatistiken von Karlsruhe herumstöbere, finde ich Jahre, in denen es hier -23, -24 ja sogar unter -25 Grad kalt wurde. Minus 25 Grad Celsius! Unvorstellbar!

Bei solchen Temperaturen barfuß unterwegs zu sein, ist für mich unvorstellbar. Daher bin ich ganz froh, daß solche sibirischen Temperaturen bei uns nicht mehr vorkommen. Auf doiese Weise können wir auch im Dezember und Januar noch häufig barfuß gehen.

Heute reden wir schon von kalt, wenn's mal ein bissl Rauhreif auf den Wiesen hat. Aber damals war's halt auch noch richtig klar, in den Winternächten, da lag noch Schnee, nicht nur ganz oben in den Bergen, auch in den Städten. Man brauchte ihn ja auch nicht zu entfernen, denn es gab ja keine Autos, die darauf ausrutschen konnten. Es gab Jahre, da hatten wir hier 70 Tage lang Schnee! Das sind Zwei-einhalb Monate!

Na, da ziehe ich das heutige Winterklima aber (gerade auch unter Barfußgesichtspunkten) entschieden vor.

Ich habe mir lange überlegt, ob das ins Forum passt. Es hat je nicht direkt mit barfuß zu tun. Aber ich habe mir gedacht, es hat doch was damit zu tun. Denn viele von uns laufen gerne barfuß, weil sie die Natur lieben und weil sie diese gerne mit den Füßen ertasten. Natur - nicht Schotter, Beton und Asphalt.
Deshalb sollte es uns ein besonderes Anliegen sein, unsere Natur zu erhalten, als unser Lebensraum als Mensch und als unser "Barfußspielplatz".
Ich kann und will natürlich niemandem das Autofahren verbieten. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Das meine ich auch, und darum solltet Ihr respektieren, daß ich mich unter den derzeit gegebenen Bedingungen vorzugsweise für das Reisen mit meinem Auto entscheide. Wie Lorenz schon einmal postete, sollen wir Barfüßer uns ja vor allem durch Toleranz auszeichnen.

Barfüßige Grüße,
Markus U.


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