Fotostudien / Supermarkt-Ärger (Hobby? Barfuß! 2)

Leo, Stammposter, Wednesday, 12.03.2008, 18:15 (vor 6034 Tagen) @ Manfred (Ten)

Vielleicht darf ich als Ingenieur, der ein ganzes Studium zur Photographietechnik hinter sich hat, auch noch mal Klugscheißern. Die Formel zur Ermittlung der Tiefenschärfe t (= objektseitige Strecke von der vorderen zur hinteren Schärfeebene, die wiederum durch den Unschärfekreis u', mit dem ein Objektpunkt im Negativ/Sensor (Bildebene) wiedergegeben wird definiert werden) ist:

t = - [2u'k(1-ß')]/[ß'²-(u'k/f')²]

mit k = Blendenzahl, f' = Brennweite, ß' = Abbildungsmaßstab

Die zulässige Unschärfe u' verändert sich linear mit der Diagonale des Aufnahmeformats (sprich Negativs oder Sensors).

Und jetzt viel Spaß beim Interpretieren ;-)
Serfuß,
Jörg


Wenn schon klugscheissen, dann richtig ;-)))
Also: Exakter (und unverständlicher) hätte man es kaum ausdrücken können :-)

Populärwissenschaftlich (und verständlicher ?) auf den Punkt gebracht:

Kleineres Aufnahmeformat = kürzere Brennweite für Standardobjektiv* (muss ich das* jetzt erläutern?) = kleinerer Ünschärfekreis.

Dummerweise muss ich das kleinere Aufnahmeformat aber anschliessend stärker vergrössern um wieder aufs gleiche Bildformat zu kommen
- und damit auch die Unschärfekreise u' .

Somit ist letztendlich nix damit gewonnen.
(Habe ich das so gut ausgedrückt?)

Da es ja um die Tiefenschärfe von FÜSSEN geht - ab Schuhgrösse 45 wirds da eben problematisch - ist das ja noch "Topic"...

hoffentlich erhellende Grüsse

Manfred
Oberklugscheisser

Hallo Leute,

ich probier es jetzt mal mit einem Mittelweg: Eine recht gute Herleitung (MIT verständlicher Definition der verwendeten Größen, der ich mich anschließe) findet man in:

http://www.elmar-baumann.de/fotografie/schaerfentiefe/node4.html

Die Herleitung im Rahmen der geometrischen Optik ist zwar relativ einfach, aber langatmig. Aber jedem Fotografen ist wohl schon aufgefallen, dass ab einem bestimmten Abstand bis Unendlich alles scharf abgebildet wird: Wenn der zu Fotografierende BAR-Fuß sich mindestens im Abstand gh (hyperfoklae Distanz) von der Kamera befindet, wird der gesamte Hintergrund auch vollkommen scharf abgebildet, so dass der der Abstand ghyp des Hintergrundes, der gerade den Unschärfekreis ergibt Unendlich wird, siehe:

http://www.elmar-baumann.de/fotografie/schaerfentiefe/node14.html

Das ist ein echter, ungetürkter optischer Effekt! Nur wenn die Gegenstandsweite (Abstand des Motivs von der Kamera kleiner ist als ghyp, werden weit entfernte Hintergrund-Objekte wieder unscharf!

In der Praxis reicht die dort angegebene Näherung:

ghyp = f^2 / (k*z)

Das Verhältnis von Bild- zu Gegenstandsgröße, der Abbildungsmaßstab, wird gemäß:

http://www.elmar-baumann.de/fotografie/schaerfentiefe/node19.html

B/G = f /(g-f)

Also näherungsweise (da Brennweite f gegenüber Gegenstandsweite g vernachlässigbar):

B/G = f/g oder g = f * G/B

Gleichsetzten von ghyp (s.o.) und g liefert:

f^2 /(k*z) = f * G/B oder f = k * (z/B) * G

Ziel: realen Fuß der Größe G in abgebildeten Fuß der Größe B abbilden, so dass die RELATIVE Größe z/B des Zerstreuungskreises (die sich bei Vergrößern oder Verkleinern nicht ändert) möglichst klein wird. Die hierzu erforderliche Brennweite steigt linear mit z/B, am besten ist also ein Weitwinkel-Objektiv mit möglichst kleiner Brennweite, die Gegenstandsweite wird dann:

g/G = k * (z/B) * (G/B)

Übrgens: Auf g wird fokussiert, der Vordergrund bis gv=0,5*ghyp wird dann auch noch scharf. (Wen ein Vordergrund nicht interessiert, kann ja den Fuß als "Vordergrund” (Gegenstandsweite gv) nehmen und auf die doppelte Entfernung g fokussieren. )

In der Praxis nimmt man dann eher die kürzeste Brennweite fmin, die man zur Verfügung hat und muß dann mit dem sich ergebenden relativen Unschärfekreis leben:

z/B = fmin / (k*G)

Wem dieser einfache Sonderfall g=ghyp nicht behagt, kann natürlich die genaue Formel bemühen, sollte dann aber z auf B normieren...

In der Praxis (B unbekannt, daher g einfach mal probiert für f=28mm) sieht das dann so aus (zunächst mit recht dreckigen Füßen vor automatischem Säubern auf dem nassen Rasen):

[image]

Oder näher dran mit jetzt schon saubereren Füßen:

[image]

Wegen des Weitwinkels wirken meine Füße wesentlich größer als meine Hände, der Hintergrund wirkt kleiner! Im Artikel ist der Effekt (winziger Fuß hinter Riesen-Fuß) sogar noch ausgeprägter.

Mit Tele-Objektiv (wie bei Föhn-Aufnahmen) wird der Hintergrund dagegen nicht verkleinert:

[image]

Mit meiner bescheidenen Digtal-Zoom-Knips-Ausrüstung (ohne exteme Wetwinkel- und Tele-Objektive) kann ich Euch die Effekte aber leider nur ansatzweise demonstrieren.

Also das Bild im Artikel kann ich durchaus nachvollziehen, dass frau sich die Füße wäscht, um schön in der Presse zu erscheinen ja auch noch. Ich als (auch: Fußpflege-)Aufwandsminimierer kann auch nachvollziehen, dass jemand trotz Barfuß-Laufens kaum Hornhaut hat , aber folgende Passage in dem Artikel kann ich nun überhaupt nicht bestätigen:

{(Spiegel:) Denn nicht immer ist die nackte Fußpracht erwünscht: "Ich muss schon ständig damit rechnen, dass ich irgendwo im Laden von einer Verkäuferin angefahren werde", sagt Steffi. Besonders in Geschäften, die auf Etikette wert legen, seien nackte Füße nicht gern gesehen.

Ok, da geh ich eh nicht rein...

}Doch auch im Supermarkt hat die Studentin immer wieder Stress: "Ich bekomme mindestens einmal pro Woche gesagt, dass die anderen Leute mit ihren Schuhen den fiesesten Dreck in den Laden schleppen und ich mich nachher ja nicht beschweren soll, wenn meine Füße absterben."

Ich habe in meiner ganzen Barfuß-Karriere erst ein einziges Mal in einem deutschen Supermarkt Ärger bekommen, nämlich dem besagten Edeka in Westerland!

Gruß

Leo


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