Empfehle längerfristig Veränderung nach einem sicher BF ausführbaren Job (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Stammposter, Sunday, 02.09.2007, 12:35 (vor 6228 Tagen) @ Maddin_BN

Hallo an alle,
ich wollte mal fragen, wie Eure Barfußerfahrungen am Arbeitsplatz sind.
Nachdem ich bis heute barfuß am Arbeitsplatz war (Bürojob ohne Kundenkontakt), bin ich heute von meinem Chef aufgefordert worden, ab Montag Strümpfe und zumindest Sandalen zu tragen.
Argument: Andernfalls wäre ich schnell Hausthema.

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Hi Maddin,
mit [durch BF Hausthema Werden] hab' ich, wenn man sonst in der Fa. gut etabliert & beliebt ist, nur beste Erfahrungen gemacht. Schadet überhaupt nicht.
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Außerdem wäre das nicht gut für mich (er meinte meinen Ruf im Hause und infolgedessen auch eventuelle - meiner Erfahrung nach aber nicht vorhandene - Entwicklungs-Chancen)

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Ach wie entzückend! Da versucht´s der Chef aber wirklich - einstweilen noch - "fürsorglich"-diplomatisch (um deinen hausinternen Ruf & um dein "Weiterkommen" besorgt). Er möchte dich zunächst dazu bringen, daß du - um Ruf & Karriere besorgt - dich selbst dazu kriegst, auf BF zu verzichten.
Wenn du diese "Einsicht" nicht zeigst, könnte es allerdings sein, daß er sich auf seine 'Weisungsbefugnis' beruft und dir S & S einfach befiehlt. Das Schlimme ist, daß er das - lt. heutiger Rechtssprechung, im krassen Unterschied zu früher - auch in Abteilungen ohne 'Kundenverkehr' tatsächlich kann. Bei "Nicht-Folgeleistung" auf diesen Befehl kann er abmahnen und kündigen. 8ung: Wird - bereits mündlich - erklärt, man werde den Grund der Abmahnung (hier Nichterfüllung der Schuhe- & Socken-Anforderung) nicht beseitigen, berechtigt dies den Arbeitgeber zur fristlosen Kündigung (frag mich nicht, welches AZ das ist, denkbar, daß Markus U. [er ist übrigens Rechtsanwalt & beträchtlich im Arbeitsrecht tätig] das grad' auf die Schnelle weiß).
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und außerdem würde das negativ auf ihn als Chef zurückfallen nach dem Motto "da laufen die Mitarbeiter barfuß rum", "da können die Mitarbeiter machen was sie wollen". Manchmal sei es eben "besser, sich unauffällig zu verhalten". Ohne Schuhe und Strümpfe sollten daher mein Füße nur unter dem Schreibtisch sein.

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Nun, jetzt weiß man alles. Da hat dein Chef wahrscheinlich von seinem Chef eins auf den Deckel bekommen ('da können die Mitarbeiter machen was sie wollen & sich auch kleidungsmäßig ungewöhnliche Freiheiten herausnehmen' → Führungsschwäche wurde unterstellt). Die Chemie zwischen dir & deinem Chef scheint aber nicht allzu schlecht zu sein, da die Message auch lautet: Bitte nicht mehr BF, auch mir zuliebe!
Zwar scheint dein Chef darauf zu setzen, daß du ihm "von Mensch zu Mensch" den Gefallen tust, dies ist jedoch ebenfalls nichts anderes ein zusätzlicher Strategiebestandteil, um dich aus eigener Initiative dazu zu kriegen, BF zu unterlassen.
Ich wollte insbesondere mit Obigem (Möglichkeit, S & S einzufordern, schlimmstenfalls unter Abmahnungs- & Kündigungsdruck*) keine Panik machen, sondern nur darstellen, was passieren kann, wenn´s absolut bekackt läuft (Worst Case-Fall). Mir gefällt aber an der Sache folgendes nicht:
Hier ist jemand bereits mit deutlicher Akribie dahinter, dein BF am Arbeitsplatz abzustellen, vorläufig noch auf die sanfte Tour mit mäßigem Druck (es fiel immerhin von dir das Wort "ab Montag zu S & S aufgefordert "). Das Normale ist nämlich, daß wenn jemand BF am Arbeitsplatz erstmalig ausprobiert, keine oder - insbesondere an schönen Sommertagen - leicht positive Reaktionen mit "Ansteckungseffekt" kommen.

Das Wesentliche ist, daß normal ganz wenig darüber geredet wird.

Ist dies jedoch nicht der Fall, sollte man davon ausgehen, daß keine Ruhe sein wird - zumal der Chef ja bereits zielstrebig Sprechblasen 'rausläßt, etwas zu bewirken - nämlich daß du zukünfitg im Job nicht mehr BF bist.
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Ich habe ihm gesagt, dass mir mein Ruf egal ist, die Leute reden ohnehin was sie wollen (haben anscheinend nix Anderes zu tun). Über mich halten sich ohnehin hartnäckig etliche Sch...hausparolen ohne jeden Wahrheitsgehalt. Ich mache meine Arbeit, bin normal gekleidet (Anzug und Kulturstrick müssen zum Glück nicht sein und trage ich daher auch nicht) und verhalte mich den Leuten anständig gegenüber. (Nebenbei bemerkt bringen mir Schuhe und Strümpfe nichts als Knieschmerzen und Schweißfüße.)

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Wie hat er darauf reagiert? Resignierend, daß er mit seiner Taktik (Besorgnis des Unterstellten um seinen eigenen Ruf) nichts ausrichtet? [Stoßseufzer]. Merkte man ihm an: Um bei diesem Typ [gegen BF] 'was auszurichten, muß man zu Höherem greifen...?
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Umgekehrt macht es mir auch nichts aus, dass einige Kolleginnen sich die Haare extrem bunt (grün, blau, pink, lila etc.) färben, Ringe durch die Nase ziehen oder... sagen wir mal "auffällig körperbetont" kleiden, was genauso unangebracht ist, wenn man denn schon einen Dresscode einführt.

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Dieses Argument solltest du bei Debatten (sie sind zu erwarten) in allgemeiner Form zur Verfügung haben: Man stößt sich ja in dieser Firma auch nicht daran, wenn [grüne Haare etc. etc.]...
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Mir persönlich ist es gleich, wie sich jemand kleidet, was für Schmuck er trägt und welche Farbe seine Haare haben, Hauptsache die Leute sind menschlich o.k. und machen ihren Job.

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Tja, dies ist die Haltung eines - Gott sei´s gedankt - normalen Mitarbeiters & eines normalen Managements. Ein Glück, daß es noch genug davon & - bix´s "Ein Lebenszeichen von mir" ließ hoffen - evtl. sogar wieder mehr davon.
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Aber anscheinend kommt es immer wieder vor, dass man nur auf die baren Füße reduziert wird, und "sowas macht man einfach nicht". Zumindest nicht im Job.
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Es ist vor allem auch ein Establishment-Problem. BF in der Gesellschaft & im Job ist nicht etabliert, grüne Haare offenbar schon. Mir ist noch in Erinnerung, welch' unendliche Mühe & Nervenverschleiß vor nicht allzulanger Zeit ein Polizist opfern mußte, um einen winzigen Ohrsticker tragen zu dürfen (Gerichtsverfahren, GdP etc. etc.) Man stelle sich einmal vor: Die 1950er Jahre & eine Mitarbeiterin wäre mit grünen Haaren ins Büro gekommen. Sie wäre praktisch sofort ärztliche [Psychiater-]Klientel gewesen. Noch 1971 regten sich konservative TV-Leserbriefschreiber über die violetten Damen-Mähnen in der Science-Fiction-Serie "UFO" auf. Man müßte irgendeinen speziellen "Kick", irgendeine spezielle "Action" machen, um BF am Arbeitsplatz genauso zu etablieren wie violette Haare (sind fast nirgendswo mehr ein Problem). Warum, so frage ich mich jetzt, gelingt das mit BF nicht (von den großen gesundheitlichen Vorzügen für die Mitarbeiter ganz zu schweigen)?
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Wie sind da Eure Erfahrungen im Job, und was meint Ihr, wie ich mich jetzt verhalten sollte?
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Nach langer Überlegung bin ich jetzt zu folgender Empfehlung gelangt: Rücke morgen, Montag, wieder in der Fa. BF ein, nimm dir aber in einer verdeckenden Plastiktüte irgendwelche MinimalSTschuhe, z. B. Flipflops mit. Wird der Chef mit seiner [S & S]-Aufforderung tatsächlich "verbindlich", hast du immer noch die Option offen, dir deine Pranken auf der Toilette zu waschen & die Dinger anzuziehen. Ich würde ihn dann aber in einem darauffolgenden Gespräch zu einem Gentlemen Agreement auf diese Schuhe & zu einem [Bis hierher & nicht weiter] verbindlich festnageln, damit er nicht nach einigen Monaten wieder auf neue Ideen kommt (etwa, daß diese Schuhe nicht "gut" genug sind).
Ob du natürlich einfach riskieren willst, es schlimmstenfalls auf das Äußerste ankommen zu lassen, muß dir allein überlassen bleiben - da ich mich nicht in deinen beruflich-biografischen Werdegang einmischen kann & darf. Wenn du aber genügend Berufserfahrung & gute Referenzen hast, kannst du evtl. riskieren, dich wg. BF aus diesem evtl. noch nicht lange bestehenden Arbeitsverhältnis feuern zu lassen & das Zeugnis zu verbrennen. Ich würde es aber trotzdem nicht tun - seit über 30 Jahren ist es alles andere als einfach, einen Job zu erhalten.
Keineswegs ist dann übrigens gesagt, daß dann BF an diesem Arbeitsplatz für immer verloren ist. Du kannst dann auch mit säuerlich-mitleidig lächelndem Gesicht in der Fa. 'rumlaufen & den übrigen Mitarbeitern, die dich ja jetzt seit einigen Monaten BF kennen, die entsprechende Message vermitteln. Wenn die Belegschaft gut 'drauf ist, sagt sie: Und jetzt auf einmal Schuhplicht in dieser Abteilung - ein solcher Schmarn. (Ordentlichen Chefs "geht der Arsch", wenn sie merken, daß die Belegschaft sich über sie mockiert).
Kannst auch einen Brief an höhere Stellen in der Fa. schreiben & die Begründung für [nach mehreren Monaten jetzt auf einmal nicht mehr BF] auszuloten versuchen...

Ohne Veränderung wird´s aber wahrscheinlich tatsächlich nicht gehen, wenn man dein BF tatsächlich ab morgen nicht mehr haben will. Laß dich am besten von anderen aktiven Forumsusern beraten, wo am ehesten voll BF ausführbare Jobs zu erwarten sind (ich möchte jetzt keinen neuen Längenrekord für Beiträge aufstellen & bin ab morgen bis ca. Mitte Oktober nicht da).
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Schöne Grüße aus Bonn,
und ein schönes Wochenende,
Maddin

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Das gleiche aus Freising (30 km nordöstlich von München),
& (mit etwas Glück bei der Gesprächsführung) allzeit schuh- & sockenfreie Arbeits-Erlebniswelt, Jay
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*) kann auch im Nachhinein noch Ärger mit dem Arbeitsamt geben. Die Kündigung muß begründet werden, & irgendwelche Spießer dort könnten sagen: Durch BF Kündigung "grob fahrlässig herbeigeführt" - mit evtl. temporären Folgen für Sozialleistungen (kenne die genaue Rechtslage nicht).


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