Das richtige Gespür ist gefragt... (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Maddin,
Rolf ist der Meinung, Angriff sei die beste Verteidigung. Manchmal schon, aber wäge besser selbst ab, ob offensive Bemerkungen die richtige Reaktion auf die Aufforderung deines Vorgesetzten sind. Ich kann verstehen, wenn du dir bei folgendem Zustand die Haare raufst: Du selbst darfst nicht barfuß laufen, aber deine viel zu fetten Kolleginnen lassen ihre gepiercte Speckwulst über den Bund ihrer Hüft-Jeans wabbeln, dein männlicher Kollege trägt hellbraune Kunststoffstrümpfe mit weißen Fußbettsandalen und wenn die Chefsekretärin beim Sitzen die Beine übereinander schlägt, erkennst du das Bändchen ihres Tampons. Und ausgerechnet von dir erwartet man, dass du dein Verhalten änderst. In genau der gleichen Situation war auch ich vor ein paar Jahren. Ich fühlte mich ungerecht behandelt und stellte ernsthaft Konventionen in Frage.
Egal, wie oft du die Frage nach Gerechtigkeit oder Sinnhaftigkeit im Kopf hin und her wirfst: Letzten Endes ist es intelligenter, der Aufforderung deines barfuß-intoleranten Chefs Folge zu leisten und im Büro Sandalen zu tragen. Fakt ist, dass geschmacklose Kleidung an geschmacksresistenten Menschen toleriert wird, Barfüßer jedoch in ihre Schranken gewiesen werden.
Glücklich ist der, dessen nackte Füße im Beruf toleriert werden, aber dies ist die Ausnahme. Erwarte nicht, dass sachliche Argumente bei deinem Boss ankommen. Er wird für ein offenes Gespräch über nackte Füße im Büro nicht offen sein, weil der Dialog Chef-Mitarbeiter ein vertikaler ist, d.h. die Kommunikationsebene ist nicht auf Augenhöhe, sondern verläuft von oben nach unten.
Nachdem ich 2002 aufgefordert wurde, geschlossene Schuhe und dunkle Strümpfe zu tragen, machte es mir besonders viel Spaß, meine Schuhe unterm Schreibtisch auszuziehen, bevorzugt im Büro meines Chefs, während der Koordinationssitzungen. Der Alte konnte dann am Duft meiner Schweißfüße teilhaben. Er riss demonstrativ immer wieder das Fenster auf. "Soll er doch", dachte ich mir.
Abgesehen davon habe ich oft eine markante Schweißfußfahne hinterlassen, selbst wenn ich Schuhe anhatte. Das kommt davon!
Alternative: Such dir einen Job, in dem du dich verwirklichen kannst!
Gruß
Bernd
Hallo an alle,
ich wollte mal fragen, wie Eure Barfußerfahrungen am Arbeitsplatz sind.
Nachdem ich bis heute barfuß am Arbeitsplatz war (Bürojob ohne Kundenkontakt), bin ich heute von meinem Chef aufgefordert worden, ab Montag Strümpfe und zumindest Sandalen zu tragen.
Argument: Andernfalls wäre ich schnell Hausthema. Außerdem wäre das nicht gut für mich (er meinte meinen Ruf im Hause und infolgedessen auch eventuelle - meiner Erfahrung nach aber nicht vorhandene - Entwicklungs-Chancen), und außerdem würde das negativ auf ihn als Chef zurückfallen nach dem Motto "da laufen die Mitarbeiter barfuß rum", "da können die Mitarbeiter machen was sie wollen". Manchmal sei es eben "besser, sich unauffällig zu verhalten". Ohne Schuhe und Strümpfe sollten daher mein Füße nur unter dem Schreibtisch sein.
Ich habe ihm gesagt, dass mir mein Ruf egal ist, die Leute reden ohnehin was sie wollen (haben anscheinend nix Anderes zu tun). Über mich halten sich ohnehin hartnäckig etliche Sch...hausparolen ohne jeden Wahrheitsgehalt. Ich mache meine Arbeit, bin normal gekleidet (Anzug und Kulturstrick müssen zum Glück nicht sein und trage ich daher auch nicht) und verhalte mich den Leuten anständig gegenüber. (Nebenbei bemerkt bringen mir Schuhe und Strümpfe nichts als Knieschmerzen und Schweißfüße.)
Umgekehrt macht es mir auch nichts aus, dass einige Kolleginnen sich die Haare extrem bunt (grün, blau, pink, lila etc.) färben, Ringe durch die Nase ziehen oder... sagen wir mal "auffällig körperbetont" kleiden, was genauso unangebracht ist, wenn man denn schon einen Dresscode einführt.
Mir persönlich ist es gleich, wie sich jemand kleidet, was für Schmuck er trägt und welche Farbe seine Haare haben, Hauptsache die Leute sind menschlich o.k. und machen ihren Job.
Aber anscheinend kommt es immer wieder vor, dass man nur auf die baren Füße reduziert wird, und "sowas macht man einfach nicht". Zumindest nicht im Job.
Wie sind da Eure Erfahrungen im Job, und was meint Ihr, wie ich mich jetzt verhalten sollte?
Schöne Grüße aus Bonn,
und ein schönes Wochenende,
Maddin