Sansculotten (Hobby? Barfuß! 2)
Doch nun zum Thema Barfüssigkeit (ON TOPIC) und kurze - lange Hose. Ha, ich trage bei Vorlesungen und vor
Schülern(innen) im Sommer Cargo - KNIE-BUNDHOSEN!! Das Paradies heutiger Schülerinnen liegt nämlich bei "Shopping bei
H&M"! Und Kniebundhosen sind ein guter Kompromis, um den zahlreichen kritischen weiblichen Blicken standzuhalten.
Kniebundhosen wirken doch total altväterlich und sind mega- out! Zumeist werden sie von älteren Herrschaften in Verbindung mit so richtig fetten Strümpfen und noch fetterem Schuhwerk getragen. Bekanntlich "steht" die heutige Jugend auf fettem Schuhwerk. Wahrscheinlich besteht der Clou des vorgestellten Kompromisses darin, eine Hose, welche gewöhnlich in Verbindung mit besonders fetter Unterschenkel- und Fußbekleidung (dikke Strümpfe und solide Wanderstrümpfe) getragen wird, mit [BF in Tevas] zu kombinieren. Eine gewisse Originalität kann man dieser Art, sich zu kleiden, durchaus nicht absprechen.
Barfüßigkeit als Lehrer/Dozent ist natürlich NICHT drin - aber wer mit knappen Tevas daherkommt, gilt bei den meisten
Schuhfetischisten als "Barfüßiger" (Weiberfastnacht ist allerdings ein besonderer Tag)) .
Tevas sind mir zu grobschlächtig. Wenn ich Sandalen trage, dann sind es Ledersandalen ohne Fersenriemen, die ich mir vor etlichen Jahren im Basar von Jerusalem kaufte - in einem Ladenlokal, welches sehr stark von Palästinensern frequentiert wurde, welche solcherlei Sandalen sokkenlos zu tragen pflegen. Ich besitze zwei Paar davon; sie waren nicht teuer, sehen gut aus, sind bequem und obendrein ziemlich robust. Im Sommer trage ich sie bevorzugt im Büro, da auch ich meinen Beruf nicht barfuß ausüben kann.
Ich entnehme der Seite "Deutsches Strumpfmuseum" zum obigen Bild:
Als Robespierre Matrosen und Arbeiter aus der Gegend von Marseille zur Verteidigung der Revolution nach Paris rief,
erregten diese wegen ihrer bis zur Wade reichenden, unförmigen Beinkleider, den "Matelots", die seit langem zur Tracht der
Küstenbewohner, aber auch zur Kleidung der arbeitenden Schichten gehörten, großes Aufsehen. Die langen Hosen der als
"Sansculotten" (ohne Kniehose) bezeichneten Marseiller und Arbeiter wurden schnell zum Symbol revolutionärer Gesinnung
und lösten die damals in allen bürgerlich-reaktionären Kreisen getragenen Culotten ab. Mit den langen Hosen verschwanden
auch die seit fast eintausend Jahren sichtbar gewesenen Männerstrümpfe. Lediglich konservative Kreise hielten an der
herkömmlichen Tracht der eng anliegenden Kniehose fest, so etwa die Teilnehmer des Wiener Kongresses 1814/15
unter der Führung des Fürsten von Metternich.
Mit meinen Cargo-Kniebundhosen habe ich also immer einen "historisch-adligen" Auftritt - natürlich ohne Strümpfe - und
meistens barfuß! Auf dem Fahrrad trage ich aber, wie Michael aus Zofingen , eine KURZE zerfranste Jeanshose - barfüssig
natürlich.
Ist halt eine Frage der Perspektive. Du nennst es "historisch- adelig", aber wenn Du Dich auf die Französische Revolution beziehst, könnte man auch sagen: reaktionär- konservativ, wozu die Berufung auf den erzreaktionären Fürsten Metternich herbvorragend paßt. Die Sansculotten dagegen waren gerade in der bewegten Zeit von 1792 bis 1794 die Träger der Revolution und damit die Vorkämpfer für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Sie waren übrigens äußerst radikale Demokraten.
In meinem alten Schulbuch für den Geschichtsunterricht, das einige Jahre nach meinem Abitur von meinen Eltern leider weggeschmissen wurde, war eine Abbildung zu sehen, welche eine Pariser Straßenszene aus dem Jahre 1793 zeigt. Die Sansculotten im Vordergrund des Bildes waren alle barfuß und wirkten bis auf die phrygischen Mützen, die einige von ihnen trugen, recht modern gekleidet. Auf jeden Fall sind mir barfüßige Sansculotten sowohl von ihrer Kleidung als auch von ihrer Gesinnung her lieber als Adlige in Kniehosen und Seidenstrümpfen.
Barfuß mit T- Shirt und lokkerer langer Schlaghose,
Markus U.