Zur Klarstellung (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Oliver!
zu meiner nachfolgend zitierten Aussage
Wer für sich in Anspruch nimmt, in der Öffentlichkeit barfuss zu gehen, sollte über kurze Hosen tunlichst schweigen!
möchte ich gerne folgendes klarstellen:
Selbstverständlich kann jeder gerne seine Meinung zu Stil- und Etiquettefragen haben und die auch gerne äußern. Nur ist es eben meines Erachtens nicht "stimmig", wenn man einerseits selbst barfuss geht, andereseits kurze Hosen "infantil" findet, wo doch aus Sicht einer überwältigenden Mehrheit das Argument "infantil" gerade auf nackte Füße zutrifft.
Findest Du nackte Füße infantil? Dann dürftest Du konsequenterweise auch nicht barfuß gehen. Da du aber als Jurist weißt, daß eine schlüssige und konsequente Argumentation für gute juristische Arbeit unerläßlich, ja sogar deren Kennzeichen ist, vertraue ich darauf, daß Du das, was Du schreibst, auch konsequent lebst. Tatsächlich kann ich mich zwar an einige - zum Teil sehr gute - Sachbeiträge von Dir erinnern, nicht aber daran, daß Du jemals einen Beitrag "aus dem Leben" im Sinne eines Alltagsberichtes - irgendwelche Begebenheiten, die sich auf der Straße, beim Einkaufen, im Restaurant, in einem öffentlichen Verkehrsmittel, auf einem Volksfest oder wo auch immer - verfaßt hättest, woraus ich wiederum folgern muß, daß Du im Alltage niemals barfuß gehst. Da Du hier bekundest, daß Barfußlaufen infantil findest, ist das durchaus konsequent und von daher methodisch nicht zu beanstanden, auch wenn ich grundsätzlich anderer Meinung bin: Gerade baruß fühle ich mich besonders männlich, weil Barfüßigkeit in meinen Augen seit jeher voll tough wirkt.
Und nun speziell zu Deinen Aussagen, Markus:
Ich bleibe jedoch dabei, daß kurze Hosen an Männerbeinen auf sonderbare Weise infantil wirken, wobei dieser Aspekt zugegebenermaßen durch Barfüßigkeit ein bißchen abgeschwächt, aber auf gar keinen Fall aufgehoben wird.
Das heißt dann in der Konsequenz, dass hier im Forum jemand posten dürfte, dass er nackte Füße an erwachsenen Menschen total unpassend und infantil findet, solange er niemanden persönlich angreift und auf der Straße diesbezüglich ungefragt anspricht? Und alle würden dann sagen, "Danke für Deinen Beitrag, wir akzeptieren selbstverständlich diese Ansicht, laufen aber trotzdem weiter barfuss" ?
Da ich viel vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung halte, darf das meiner Meinung nach selbstverständlich gepostet werden, solange das mir angemessenen Worten geschieht. Du selbst hast ja weiter oben eine derartige Meinung in verkappter, aber doch erkennbarer Form bekundet. Da das von der Wortwahl her in angemessener Weise geschah, ist eine sachliche Diskussion Deiner Thesen möglich. Du darfst dann freilich nicht damit rechnen, besonders viel Zuspruch zu finden, da das Forum eindeutig eine Tendenz PRO BARFUß aufweist. Daß ich Barfüßigkeit als besonders männlich und tough empfinde und daher mit Selbstverständlichkeit pflege - in Schuhen fühle ich mich eingeengt und mit Sokken miserabel - habe ich bereits geschrieben. Wenn Du diesbezüglich anderer Ansicht bist, muß ich das selbstverständlich akzeptieren, werde mich aber, wie Du bereits zutreffend prognostiziert hast, dadurch nicht davon abhalten lassen, weiterhin barfuß zu laufen.
Der Vergleich mit südlichen Ländern wie Mexico oder Jordanien sollte illustrieren, daß das "Hitze"- Argument im Sommer gegenstandslos ist, da die Durchschnittstemperaturen im Sommer in diesen Ländern deutlich höher liegen als in Deutschland. Auch bei großer Hitze sind lange Hosen aus Leinen leicht und angenehm zu tragen und sehen zudem besonders zu nackten Füßen sehr gut aus.
Und der Vergleich mit allen Ländern dieser Erde zeigt dann, dass das Argument der Fußgesundheit ud des Gefühls der Freiheit für die Füße gegenstandslos ist, weil nahezu die gesamte Weltbevölkerung ihr gesamtes Leben lang prima mit Schuhen auskommt?
In Afrika, Vorderindien, Südostasien, Neuguinea, Melanesien, Mikronesien und Polynesien sowie unter den meisten Naturvölkern vor allem in Gebieten mit tropischem und subtropischem Klima ist das Barfußlaufen auch heute noch weitverbreitet. Die Tarahumara in Mexico glauben bis heute, daß sie ihre Seelenkräfte aus dem Erdboden empfangen, weshalb sie auch heute noch ihr Leben lang barfuß gehen und sich dem Tragen von Schuhen heftig verweigern: Schuhe zu tragen, wäre für sie ungefähr so, als wenn jemand gefesselt und mit einem Knebel im Munde vor einem mit Lekkereien gefüllten Teller säße.
Gerade weil Barfüßigkeit hierzulande auf der Straße nicht üblich ist, bin ich darauf bedacht, daß meine übrige Kleidung sowohl sauber als auch geschmackvoll gewählt ist, damit ich einen stimmigen und angenehmen Anblick (den ich auch für mein Selbstgefühl brauche) abgebe. Wer sich dagegen schlampig und geschmacklos zu barfuß kleidet, braucht sich über ablehnende Reaktionen nicht zu wundern, weil die Barfüßigkeit insofern nur "die Spitze des Eisbergs" darstellt.
Ich stimme zu, dass es sicherlich angebracht ist, in der Öffentlichkeit ordentliche und saubere Kleidung zu tragen. Über Geschmack aber lässt sich streiten. Manche finden schon nackte Füße, egal zu was, geschmacklos, andere kurze Hosen, ob mit oder ohne Schuhe und ich vermute mal eine Mehrheit heutzutage findet kurze Hosen nicht generell geschmacklos, nackte Füße aber schon.
Das ist sicher so. Es ist aber auch eine Tatsache, daß kurze Hosen n großen Teilen der Erde, vor allem im Orient, aber auch in den Balkanländern (jedenfalls abseits der touristisch erschlossenen Gebiete), Befremden erregen und Abwehr hervorrufen. So ist das Betreten von orthodoxen Kirchen in kurzen Hosen höchst unangebracht. Ich habe einmal selbst mit einem gewissen Wohlgefallen gesehen, wie eine Polin von einem griechisch- orthodoxen Mönchen aus der Grabeskirche in Jerusalem gescheucht wurde, weil sie kurze Hosen anhatte. Ein barfüßiger Asket (ich selbst pflegte damals noch nicht barfuß zu gehen) durfte hingegen unbehelligt seine Gebete verrichten.
Ich möchte hier auch frank und frei bekennen, daß mir jemand nicht gleich angenehm oder sympathisch ist, nur weil er barfuß läuft, denn mir kommt es auf den Gesamteindruck an, und zwar sowohl äußerlich als auch hinsichtlich des Charakters.
Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen.
Liebe Grüße
Oliver S.
Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.