Kurze Hosen: Ewiges No-No (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Oliver,
das unterschreibe ich voll und ganz. Die Intolleranz der auf Tolleranz hoffenden Barfüßer in Geschmacksfragen ist wirklich frapant.
Andrerseits wäre es ja vermessen, zu denken, Barfüßer wären die besseren Menschen, nur weil sie auf einige Millimeter Sohle unter den Füßen verzichten. Abwertung Andersdenkender geschieht ja im Kopf und nicht in den Füßen ..
Grüße
Kai
(mal barfuß und mal mit Schuhen, mal mit langer und mal mit kurzer Hose, ganz nach Lust und Laune und ohne jede Dogmatik und ohne innern Zwang konsequent handeln zu müssen)
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Henry David Thoreau: Tagebucheintrag 20.10.1857
Ich war erst ein kleines Stück auf der alten Carlisle-Staße gegangen, als ich Brooks Clark sah, der jetzt an die achtzig ist und krumm wie ein Bogen. Er eilte die Straße entlang, barfuß wie gewöhnlich, mit einer Axt in der Hand - vielleicht war er in Eile, weil ihn die Füße in dem kalten Wind froren. Als er zu mir kam, sah ich, daß er außer der Axt in der einen Hand, seine Schuhe in der anderen trug, mit knorrigen Äpfeln und einem toten Rotkehlchen darin. Er blieb stehen, sprach ein Weilchen mit mir und sagte, daß wir einen prachtvollen Herbst hätten und uns jetzt auf kaltes Wetter gefasst machen müssten. Ich fragte ihn, ob er das Rotkehlchen tot gefunden habe. Nein, antwortete er, er habe es mit gebrochenem Flügel gefunden und getötet. Er fügte hinzu, dass er ein paar Äpfel im Wald gefunden habe, und da er nichts besaß, worin er sie hätte heim tragen können, steckte er sie in seine Schuhe. Die waren freilich ein seltsamer Früchtekorb. Wie viele Äpfel er bis vorn in die Zehen hineinbrachte, weiß ich nicht. Ich bemerkte auch, dass seine Taschen vollgestopft waren. Sein alter zerschlissener Gehrock schlotterte wie seine Hose um seine nackten Füße. Er schien an diesem stürmischen Nachmittag ausgerückt zu sein, um wie ein kleiner Junge zu spähen, was er ergattern konnte. Es freute mich, diesen fröhlichen Alten zu sehen, der nur noch mit einem schwachen Fuß im Leben stand, krumm wie ein Schürhaken, und dabei seinen Lebensabend genoss. Ich denke nicht daran, es Hagsucht oder Geiz zu nennen, dieses kindliche Vergnügen, etwas in Wald oder Feld aufzulesen und an einem Oktoberabend nach Hause zu bringen als Trophäe oder als Beitrag zum Wintervorrat. O nein, er war glücklich, dass die Natur ihn immer noch bewirtete und dass er seine Nahrung picken durfte wie ein Vogel.
Besser sein Rotkehlchen als euer Truthahn, besser seine Schuhe voll Äpfel als eure Fässer. Sie werden süßer schmecken und etwas Schöneres zu erzählen haben.( ... ) Er war draußen gewesen gewesen, um nachzusehen, was die Natur ihm beschert, und eilte nun heimwärts zu einem Unterschlupf, der ihm vertraut war, wo er seine alten Füße wärmen konnte.
Wäre er ein junger Mann gewesen, hätte er wahrscheinlich aus Scham seine Äpfel weggeworfen und seine Schuhe angezogen, als er mich kommen sah. Aber das Alter ist souveräner, es hat gelernt zu leben und entschuldigt sich nicht bei jeder Gelegenheit. Es scheint mir ein sehr mannhafter Mann zu sein.
Anmerkung: Henry David Thoreau, amerikanischer Philosoph, Landvermesser, Wanderer (1817-1862). Quelle: Henry David Thoreau "Aus den Tagebüchern" (zusammengestellt und übersetzt von Susanne Schaup), Tewes, 1996.