Pro & Contra Winterhärte bei mir - @ Sabrina special (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo lieber Jay!
Zunächst danke ich Dir ganz herzlich für diese rasche und ausführliche Beantwortung meiner Frage!
Der Wunsch sei Befehl. Seit Feb. 2006 kenne ich jetzt das HBF (hatte einmal abends nach irgendeinem Tag mit Trouble irgendwo wg. BF aus purem Jux in Google "barfuß" eingegeben, um irgendwelche [z. B. medizinische?] Argumente zu finden, & Peng!). Tatsächlich war ich vorher (seit Sommer 1974 nur mit Temperatur- & Schicksalsweichenstellungs-Interrupts & sonst insbesondere in bezug auf 'Gesellschaftliches' völlig rücksichtslos praktisch immer barfuß) gar nicht auf die Idee gekommen, daß BF auch winters praktibel sei (vorher nahm ich definitiv das Gegenteil an). Überhaupt scheint Tieftemperatur-BF etwas relativ Neues zu sein, das in größerer Verbreitung erst seit Bestehen des HBF gegeben ist. Auch Markus U. & Descalzar, damals (als die [Zu Spät-Hippies] gerade ihrer Schule entwuchsen) noch jung, berichteten, in dieser Ära niemals Winter-BFs gesehen zu haben.
Ich habe auch noch nie jemanden im Winter barfuß gehen sehen (wobei ich ja erst seit 1979 Augen im Koppe habe). Daß es überhaupt möglich ist, weiß ich auch erst, seit ich das Forum kenne. Ich selber habe mich ab 2004 ganz langsam an die Sache rangetastet, indem ich zunächst im Frühjahr begann, das Barfußlaufen im größeren Stil zu praktizieren. Meine Methode bestand dann einfach darin, im Sommer mit dem Barfußlaufen fortzufahren, im Herbst weiterzumachen und im Winter nicht aufzuhören. Freilich muß ich gestehen, daß ich an manchen Tagen nur deshalb barfuß bin, weil ich das Haus nicht verlasse, denn zu Hause bin ich immer barfuß, ebenso wie mein Mann (der außer Haus meist Schuhe, aber immerhin keine Socken trägt).
Wie meinerseits berichtet, war mein erstes 'Reinschmecken in diese Materie (Ende Nov. 06 bei meinem 1. Treffen mit Markus U.) keineswegs negativ. Wir trafen uns mittags vor seinem Münchner Domizil bei +12° (war kein Problem, obwohl ich unter gewöhnlichen Umständen nicht unbedingt BF gewesen wäre), als wir dann nachts zurückfuhren, waren die paar Schritte auf der bei +3° nebelnassen Straße von meinem Zuhause bis zum Auto grausam, eine beißende, brennende Kälte. Aus München zurückgekommen, stieg ich aus dem 4rad & hatte kein Problem, ich glaubte sogar, so (Straße naß, +2° lt. 4rad-Thermometer) locker ca. 10 Minuten spazierengehen zu können.
Tags darauf ging ich BF in den Clogs in einem schlecht geheizten Agilent- (früher HP) -Kellerlabor & hätte diese Clogs gar nicht gebraucht, ich hatte auch den Folgetagen ständig angenehm warme Füße & fühlte mich übrigens sehr wohl. Nach ein paar Tagen gab sich das wieder & ich fiel wieder in mein altes Fahrwasser zurück (so würden kälteBFehrgeizige Kritiker wie Markus U. sagen). Vielleicht war´s echt ein Fehler, zumal dieser Winter ja eine einmalige Chance geboten hätte.
Das ist eigentlich eine ganz normale Erfahrung. Wenn man bei niedrigen Temperaturen barfuß rausgeht, wird es zunächst für ein paar Minuten sehr unangenehm (Michael aus Zofingen beschreibt das als die "lausigen Minuten"), aber danach kommt ein ungeheurer Wäörmeschub, der auch nach der Rückkehr ins Warme anhält, so daß man glaubt, nie wieder kalte Füße zu kriegen. Tatsächlich habe ich auch nur mehr selten kalte Füße, seit ich für gewöhnlich auch draußen barfuß gehe.
Dadurch, daß Du trotz des guten Beispiels von Markus U. "in Dein altes Fahrwasser zurückgefallen bist", hast Du in dem außergewöhnlich milden Winter leider eine großartige Chance verpaßt.
Desweiteren spielte sich aber auch in den tieferen & periphereren CPU- & RAM-Bereichen meines Hirns eine Melange aus Gleichgültigkeit & [Irgendwie Nicht Richtig Wollen] ab. Da ich ab & zu z. B. bei Neukunden den fett beschuhten Geschäftsmann spielen muß, keimten Verdachtsmomente, ich würde jetzt zu heiße Füße bekommen etc. & es wäre vorbei damit, daß ich z. B. nach einem ganzen voll fett beschuhten Tag problemlos an meinen Socken riechen kann.
Socken sind häßliche, eklige stinkende Dinger, und ich bin froh, daß ich meinen Mann mit viel Geduld davon überzeugen konnte, daß Socken scheiße sind ohne diese Dinger an den Füßen sieht er nicht nur weitaus besser aus, sondern ich habe auch weniger Wäsche und damit weniger Arbeit.
Primär bin ich vor allem extrem kälteempfindlich. Obwohl ich längst gecheckt habe, daß auch ich unter normalen Umständen nicht mehr als knapp 37° Körpertemperatur habe, tendiere ich dazu, ständig zu frieren. Der Satz "Manche mögen´s heiß" trifft auf mich extrem zu, ich fühle mich in solchen Sommern wie 2003 extrem wohl, liebe allgemein Tropisches & hab' auch sonst bei mir eine Raumtemperatur von 24°. Um auf BF zurückzukommen:
Die extreme Schuh- & Sockenaversion kommt bei mir vor allem vom Gefängniseffekt her (hier archivisch von anderen bereits des öfteren beschrieben), andererseits fühle ich mich aber, wenn ich BF bin, irgendwie am meisten "als mich selbst" & schaue auch so am besten aus (dies ist die positive Komponente)*. Nachdem ich aber je nach Außentemperatur- & [Weiße Scheiße]-Situation diverse brauchbare Interimslösungen fand, ist es heute bei mir so: Kälte ist bei mir eine recht negative Empfindung, warum sollte ich mir BF (als extrem positives Feeling) durch sie versauern lassen?
Mir wäre subtropisches Klima auch lieber (wer weiß, vielleicht entwickelt sich unser Klima ja dahin), aber solange es gemäßigt ist, müssen wir uns mit den Gegebenheiten abfinden, sofern wir nicht auswandern wollen (kommt für mich nicht in Frage, weil ich immer in Willich gewohnt habe und an meiner Heimat hänge). Ich bin aber schon damit zufrieden, daß ich auch im Winter meist problemlos barfuß gehen kann. "Weiße Scheiße" liegt bei uns ja nur selten und auch niemals lange herum. Ist das mal der Fall, gehe ich auch nicht barfuß, sondern ziehe Clogs an, wobei das übrigens die fettesten Schuhe sind, die ich an meine Füße lasse.
Desweiteren haben mich Markus U.´s Berichte, der sich ja fast schon Nekrosen holte, die wochenlang durch Warmwasserbäder, Tragen dicker warmer Wollsocken etc. behandelt werden mußten, völlig verschreckt. An Gefahren, die erst bemerkt werden, wenn´s zu spät ist, habe ich genug Erfahrung, vor allem, weil bei mir die Gewohnheit wiederkehren könnte, Fuß-Mißempfindungen per Tastsinnswahrnehmung wie betäubt abzuschalten (um mir in der Öffentlichkeit nichts anmerken zu lassen), so scheußlich war für mich z. B. einst das Einlaufen neuer Schuhe (obwohl ich "so" kein Problem hatte, unnatürlich zu gehen bis zu humpeln). Diesen Ehrgeiz, auch immer tieferen Temperaturen barfüßig zu trotzen & ggf. auch Folgen mit Märtyrergleichmut zu begegnen, habe ich beispielsweise überhaupt nicht. Das sind für mich erhebliche Verletzungen.
Ich gehe bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt auch nicht barfuß, sondern ziehe dann entweder meine Riemchensandalen oder Clogs an, meist letztere (wenn "weiße Scheiße", wie Du es nennst, herumliegt sowieso, aber auch sonst erscheinen mir Clogs bei Minusgraden irgendwie sicherer).
Ich bin zwar nicht in meine Füße verliebt, aber ich habe genausowenig den Ehrgeiz, den verletzten BFigen Helden (womöglich mit masochistischer [hier nichtsexueller] Komponente) zu spielen, wenn ich lese: BF durch den Wald fernab der befestigten Wege gewandert & danach zog sich der Schreiber einfach so 1 Stunde lang alle Stacheln & Dornen wieder 'raus. Ich habe auch nicht den Ehrgeiz, 20 oder 50 km BF über Stock & Stein zu wandern, mir genügt es, die Distanz von einem zum anderen Ende "meiner" Stadt (46 000 Ew.) oder einige km in der normalen Prärie meines Lebensumfeldes BF zu Fuß zurücklegen zu können, wenn z. B. das Auto plötzlich ausfällt. (Weshalb ich bei solchen Sachen wie z. B. Rheinsteigwanderungen wohl nie zu finden sein werde, hat neben wenig Freizeit noch einen anderen Grund: Weil ich einfach viel zu faul bin!)
Kilometerlange Wanderungen über Stock und Stein sind mein Dingen auch nicht, und gerade die Wanderungen über den Rheinsteig haben erheblichen Wirbel im Forum erzeugt, so daß ich froh bin, nicht dabeigewesen zu sein. Ich bin aber sowieso eher eine "Stadtmaus" und halte mich nur äußerst ungern in abgelegenen einsamen Gegenden auf.
Ferner ist BF im Winter in Sachen möglicher BF-gegnerischer Reaktionen eine andere Psychodimension als das sommerliche "Kann sich nicht benehmen, kann sich nicht anpassen". Man wirkt schon mehr als skurrile Persönlichkeit; aquajeans berichtete vor kurzem über plumpe Ressentiment-Revanche-Versuche (schließlich war man als BFläufer schneller & wurde vom Contra als überlegen empfunden) mittels "Irrenhaus", um Unverständnis & zur Rede-Stell-Sucht zu bekunden. Je nach zur Verfügung stehender Zeit & Lust kann man dann die Sache zu erklären versuchen (daß man das gewohnt ist & man erscheint dann dem Gegenüber dann als eine Art Zirkusartist, Akrobat oder Fakir) oder man redet auf dümmliches Gerede
"Sie sind ja irre!"
zurück:
"Right. Während Sie ja völlig normal sind."
Ruft der Contra nunmehr übers Handy die Polizei, sollte man erreichen, daß dieser in der Nähe bleibt, schließlich ist er ja ein evtl. heldenhafter Zeuge, der von den Ordnungshütern benötigt wird, beim 110-Ruf wird stets gefragt, wer spricht. Man wartet man ihm gemeinsam auf das Eintreffen der Obrigkeit & kann dabei ggf. das ganz dezente, rätselhafte Mona Lisa-Lächeln aufsetzen.
Ich hatte auch im Winter noch nie unangenehme Erlebnisse mit der Polizei; nur einmal meinte ein Polizist halb erstaunt und halb scherzhaft: "Sie sind ja eine ganz unverfrorene Person." darauf entgegenete ich ihm bewußt fröhlich: "und weil das nicht verboten ist, muß die Polizei mich auf freiem Fuß lassen", worauf der Polizist lachend weiterging. Daß manche Personen wie Michael aus Zofingen oder "Engel" dauernd Scherereien mit der Polizei haben, kann ich gar nicht nachvollziehen. Andererseits liebe ich aber irgendwie Michaels "Katz und Maus"- Spiel mit der Polizei )
Ist der Bürgersicherheitsservice da, wird er beim Check auf [Irgendwo Entsprungen] bestimmt nicht abgeneigt sein, kurz zum 4rad mitzugehen, um amtliche Dokumente ausgehändigt zu bekommen. Den Rest & die Wirkung der Kapitalismusinsignien-Show brauche ich hier nicht wieder aufzuwärmen.
Nimms mir bitte nicht übel, aber ich empfinde das als Gockelgehabe, und es imponiert mir überhaupt nicht.
Vielleicht wird´s im nächsten Winter anders, ich glaube aber nicht daran. Kälte stört mich gewaltig, durch das Positive der Feature BF wird sie aber nicht 2trangig, sondern ich glaube nach wie vor: BF bei Kälte is no pleasure. Frustrierend war jedoch in den letzten beiden Wintern vor allem, daß ich wg. Antipilz-Klarlack-Nägeln (aus Sicherheitsgründen wg. meiner zwar mechanisch sehr bequemen, klimatisch aber ungünstigen Stiefel) nicht indoor z. B. auch bei altbekannten Industriekunden BF gehen konnte (verdarb mir auch die Lust in der Privacy vollends). Den Grüngelbbraunen habe ich zwar nie gehabt & er könnte mich bei Ganzjahres-BF nie mehr gefährden. Die Frage des Winterhartwerdens ist bei mir nicht vom Tisch, einstweilen bin ich aber happy, daß März ist.
Was, bitte, ist der "Grüngelbbraune"?
Ganz liebe Grüße,
Sabrina
*) Irgendwann muß ich jetzt doch einmal meine persönliche BF-Geschichte posten, obwohl man beim detektivischen Zusammentragen meines bisherigen Geschreibsels schon ein ziemliches Dossier erhielte.
Ja, mach das mal. Dossiers pflege ich nicht anzulegen, da ich keine Detektivin bin. Das Detektivgewerbe ist mir zutiefst verhaßt, denn ich finde es widerlich, Menschen nachzuspionieren.