Quasi-Barfuß, Begriffsdefinition(en) (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Sunday, 29.10.2006, 16:57 (vor 6538 Tagen) @ Jay

Hi Jay!

Zunächst recht herzlichen Dank für die ausführliche Antwort!

Frage (fiel mir schon früher auf): Du bevorzugst oft den schuhhistorisch korrekteren Terminus "Sabots" (tatsächlich stammen Clogs ja aus Frankreich, in ihnen liefen die Arbeiter in der "Textilindustrie" (natürlich BF) 'rum (und machten dann später als maschinenfeindliche Saboteure Sabotage). Wahrscheinlich hast du eine genauere Definition dieser Begriffe als ich - könnte mir vorstellen, daß "Sabots" die Bezeichnung für die wahren Clogs ist, d. h. mit Holzsohle. Könntest du das einmal präzisieren? (pers. Anmerkung: ich die holländisch-fleuristischen, d. h. mit angespitzt nach oben zeigenden Vorderfuß überhaupt nicht)

Unter Sabots verstehe ich vorne geschlossene, hinten offene flache Lederschuhe mit Leder- oder Kunststoffsohle. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen und Modellen; Absätze sind entweder nur angedeutet oder gar nicht vorhanden (soweit mir bekannt; falls ich mich irre, bitte ich um Korrektur). Von Clogs unterscheiden sich Sabots dadurch, daß sie keine Holzsohle haben und vor allem hinten deutlich flacher sind.
Soweit ich es beobachten konnte, sind sie erst nach der Jahrtausendwende in größerem Ausmaße modisch verbreitet worden (ich selbst besitze seit 2003 oder 2004 welche). Sabots haben den Vorteil, daß sie weitaus eleganter wirken als Clogs und nicht so laut rumklappern, andererseits aber auch keinesfalls mit Pantoffeln verwechselt werden können. Meine bevorzugten Farben sind schwarz und braun; Sabots im "Turnschuhdesign" mag ich nicht. Meiner Meinung nach können vor allem schwarze Sabots mit jeder beliebigen langen Hose kombiniert und eigentlich nur sokkenlos getragen werden.

Quasi-BF ist bei mir ein nicht völlig scharfer, aber in Anlehnung an die math. Limes-("Grenzwert")-Definition geschaffener Begriff. Will heißen: Minimalschuhe dergestalt, daß ich zwar natürlich am liebsten nur noch BF laufen würde, mir das aber nicht durch Zähnezusammenbeißen aufgrund Kälte versauern lassen will. Dann wärmt meine Körpereigenwärme via Fußsohlen z. B. die Sohlen meiner Berkemanns oder Adiletten und alles paßt wieder, bei größerer Kälte hab' ich dann in Clogs auch einen passend temperierten Fußrücken. Quasi-BF heißt auch immer Sockenlosigkeit, obwohl mir meine Winterproblemlösung (kommt demnächst, bitte jetzt nicht als großkotziges Getue werten, wäre jetzt bloß zu lang) "feelingmäßig" manchmal beinahe noch einen Hauch von BF vermittelt. Abschließender Erfahrungsbericht: Wird man in solchen Schuhen -ohne Socken, klar- a 'la "Ist Ihnen denn nicht zu kalt" angesprochen und outet man sich als "eigentlicher Total-BF", sind die Reaktionen ausnahmslos hyperpositiv!

Diese Art von Reaktion kenne ich auch, vor allem aus München (was ja nicht weit von Freising entfernt liegt).
Ich bin übrigens sehr interessiert an Deiner "Winterproblemlösung", zumal der Winter ja schon vor der Tür steht.

In Nadelstreifenhosen kann ich mir barfuß auch nicht vorstellen, wohl aber in einem leichten Anzug (ohne Krawatte).
In puncto Kleidung gelten für Barfüßigkeit wie für Sokkenlosigkeit übrigens exakt dieselben Richtlinien.


Hier kann man sehen, wie bizarr-individualistisch die "Kultur" jedes BF-Menschen (den es ja nur 1x auf der Welt gibt) ist. Bei situativ "unvermeidbarem" Jackett kapituliere ich dann (nennen wir es ruhig so) und es wird mit Kragenhemd, Krawatte und unten niemals mit Jeans & BF, sondern zugehöriger oder passender Hose und gleichfarbigen (dunkelblau, grau oder schwarz) "Herrenkniestrümpfen" kombiniert (und wenn man Materie 'rüberbeamen könnte, hätten alle Leser mein Erbrochenes auf der Tastatur, ausgelöst durch die zugehörigen Schuhe). Kurz: Bei "Anzügigem" bin ich wenn schon, denn schon!

Ich unterscheide bekanntlich scharf zwischen (echter) Barfüßigkeit und Sokkenlosigkeit. Barfuß im duklen Anzug oder gar Nadelstreifenanzug kann ich mir auch nicht vorstellen; in Sommeranzügen laufe ich hingegen auch schon mal barfuß rum, allerdings stets ohne Krawatte (die ich als Kreuzung aus Schlabberlätzchen und Galgenstrick empfinde und gar nicht gern trage). Soweit es geht, trage ich indessen auch Anzüge nach Möglichkeit sokkenlos; wo dies als unangebracht erscheint, zwinge ich meine Füße in Halbschuhe und achte darauf, daß der Hosensaum die Gegend um die Fußknöchel auch beim Sitzen nicht freigibt.

Hosenmäßig gibt es bei mir barfüßig nur folgendes:

xDie klassische blaue Jeans ist unschlagbar, kann jedoch auch andere Farben haben.

Ich trage auch am liebsten Jeans, wobei die Farbskala bei mir auf blau und schwarz eingeengt ist.

xSehr gut aussehend: Lederhosen (aber nicht die bayerischen "krachledernen", sondern lange schwarz-glänzende). Ein Tip: Kann in vornehmer Gesellschaft DER Barfuß-Türöffner schlechthin sein, weil man weiß, was edle Ausführungen kosten, die dann nicht den plumpen Motorradfahrerlook haben...sind dann aber auch sehr verschleißempfindlich und nur was für "Anlässe".

Habe ich nicht, finde ich aber sehr interessant. Ich weiß jedoch nicht, worin sich "lange schwarz- glänzende Lederhosen" in "edler Ausführung" von "plumpem Motorradfahrerlook" unterscheiden und zu welchen Anlässen Du sie (barfuß) trägst.

xFrüher trug ich auch geriffelte Cordhosen in allen Farben.

Ich mag Cordhosen überhaupt nicht und besitze folglich keine. Da Du schreibst, daß Du sie "früher" trugst, schließe ich daraus, daß Du davon ganz abgekommen bist. Hat es sich zufällig so ergeben (z. B. durch einfachen Verschleiß ohne Ersatz) oder hat das einen bestimmten Grund?

Kurze Hosen wirken meines Erachtens auf den optischen BF-Eindruck vernichtend. Bügelfalten stören sehr stark.

Dem schließe ich mich an. Die optische und ästhetischer Wirkung kurzer Hosen ist unabhängig von der Form der Beine verheerend.

Darüberhinaus trage ich auch winters nur 1 Kleidungsstück am Oberkörper, und zwar oben rund-weit ausgeschnittene, meist unvermeidbar schiefsitzende Pullover (O-Ton meine Mam: "Diesen Schlabber-Look find' ich noch obszöner als deine ständig nackten Füße!")

Darüber bin ich erstaunt. Trägst Du auch im Winter etwa nur einen Pullover ohne was drunter oder drüber? Ich würde darin vermutlich erfrieren, abgesehen davon, daß mich ein Pullover auf bloßer Haut allzu sehr kratzen würde. Ich benötige im Winter obenrum mindestens ein T- Shirt, ein Hemd, einen Pullover und eine Jeansjakke (vorn geschlossen getragen) oder eine Lederjakke (vorn offen getragen).

Abschlußbemerkung zu diesem Punkt: Meine laute, wortschwallige und oft rotzfreche "Schreibe" wird i. d. R. einen wilden Bürgerschreck vermuten lassen. Tatsächlich bin ich ein ruhiger, schüchterner und introvertierter Typ, der sich in Gesellschaft stets philantropischer Umgangsformen und perfekter Tischkultur (meiner Meinung nach ein unbedingtes Muß für jeden barfüßigen Restaurantgast) befleißigt.

Meiner Meinung nach ist es wichtig, daß ein Barfußläufer in der Lage ist, sich als gebildet und kultiviert zu erweisen, um nicht für einen ungebildeten Rohling und Banausen gehalten zu werden. Ich weiß freilich nicht, was Du unter einem "wilden Bürgerschreck" verstehst. Ich habe z. B. sehr lange Haare, die ich i. d. R. zu einem Pferdeschwanz zusammenbinde, einen Oberlippenbart und rasiere mich an Kinn und Wangen höchstens zweimal pro Woche. Wie ich schon schrieb, kann ich, wenn ich alleine bin und nicht angequatscht werden möchte, auch ziemlich finster gukken (mit dem gewünschten Erfolg). Tatsächlich bin ich vom Verhalten her äußerst friedfertig und auch eher introvertiert. Bin ich nun also ein "wilder Bürgerschreck" oder nicht?

Bis zu einem gewissen Grad kann man das Barfußlaufen auch bei Kälte trainieren.

--
Schaff ich wahrscheinlich nicht. Ich wäre aber an Darstellungen von thermisch Ultra- und Hyperharten äußerst interessiert, wie das wahrgenommen und in welchem Gesamt-Outfit das praktiziert wird (Wintermantel & Schal oder proportional reduziert?)

Mit den physikalischen Gegebenheiten kenne ich mich nicht aus (habe Physik nach der 10. Klasse abgewählt). Wenn ich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt barfuß rausgehe, spüre ich in den ersten zwei Minuten nichts besonderes, weil die Wärme, aus der ich komme, nachwirkt. danach folgen zehn bis zwölf "lausige" Minuten, in denen der Körper sich darauf einstellt, die Füße mit Wärme zu versorgen, und danach kann man auch im Winter problemlos barfuß gehen. Dazu muß ich sagen, daß ich mich bevorzugt in der Stadt aufhalte, wo man auch jederzeit ein Kaufhaus, Café etc. aufsuchen kann. Da Schal und Wintermantel zu barfuß bescheuert aussieht, ist bei mir beides außer Gebrauch, um mich obenrum warmzuhalten, benötige ich die oben beschriebenen Schichten an Kleidung (sog. "Zwiebelschalenprinzip). Ich kenne freilich Barfußläufer (z. B. Michael aus Zofingen), die auch im Winter mit sehr wenig Kleidung auskommen.
Ich denke aber, daß mein Outfit ganz gut warmhält, ohne allzu "winterlich" zu wirken, mithin also leidlich "barfußkompatibel" ist.

Fällt mir grade noch ein (hab ich das mal bei dir gelesen?): Auch bei mir gibt es, wenn ich total down bin, kein BF (keine Schuhe, aber die bekannten weißen Baumwolltennissocken).

Kann schon sein, daß Du das von mir gelesen hast. Da für mich Barfüßigkeit in gewisser Weise mit Lebensfreude verbunden ist, trage ich bei Trauer und sehr großer Niedergeschlagenheit Sokken, weil mir dann der Sinn überhaupt nicht nach barfuß steht.

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.


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