Wetter + wie schrittweise Steigerung in der Öffentlichkeit? (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Friday, 27.10.2006, 10:49 (vor 6541 Tagen) @ Chris RSK

Hi Chris,
vorab muß gesagt werden, daß die Unterschiede von BF-Mensch zu BF-M. enorm sind (wie ich auch erst seit "Kenntnisnahme" dieses Forums seit 02/06 weiß). Daher in aller Kürze, wie´s von mir gehandhabt wird, verbunden mit der Bitte, daß möglichst viele ebenfalls berichten.
Gesamtprofil: Wäre hier z. B. das Klima von San Diego, CA, gäbe es mich nur noch BF (die sehr wenigen möglichen Ausnahmen wären jetzt ein zu langes Geschreibsel). Zu 1): Praktisch als erster Blick nach dem Aufwachen schau ich auf das Außenthermometer vor meinem Schlafzi-Fenster und ziehe (wenn <20°) vom Wert algebraisch 2° ab (wg. Gebäudeabwärme). In den Monaten Oktober bis ca. Mai wird dies mit der zu erwartenden Bodentemperatur korrelliert. Stehen keine Erfahrungswerte vom Vortag zur Verfügung, gibt erfahrungsgemäß z. B. bereits ein Balkonboden einigermaßen genau wieder, was dann von der Straße zu erwarten ist, wobei jedoch der "Retardierungseffekt" (möchte jetzt nicht zu lang werden) zu berücksichtigen ist: Sie ist im Frühjahr etwas kälter und im Spätsommer etwas wärmer. Bereits jetzt fällt die Entscheidung, ob der Tag auch outdoor total- oder quasi-BF ist: >18° im Sommer immer, sonst, wenn der Boden paßt, total BF (viele, vor allem "harte" werden mich jetzt ob dieses Temperaturprofils auslachen). >15° oft total BF, 10-15° häufig Berkemanns oder Adiletten, beliebige Kälte (ohne herumliegende weiße Scheiße): Clogs. Winterlösung wäre hier wg. Komplexität zu lang (gehe später einmal darauf ein). WICHTIG (obwohl hier nicht Thema): die Kleidung muß zum Total- oder Quasi-BF passen. Zu Total-BF kann man (ich würde sogar sagen: soll man) einen dünnen oder mittleren Pullover tragen, während ein Mantel hierzu oder auch zu Bade'klapperl' lächerlich wirkt; ist der Mantel (bei mir auch Lederjacke) nicht zu dick, schauen Clogs sogar total gut aus (natürlich trag' ich alle genannten Schuhe ohne Socken und als Hose gibt es nur die lange blaue, evtl. schwarze Jeans von unten nicht zu engem Schnitt, BF in Nadelstreifenhosen fände ich geschmacklich absurd, freilich kann ich nur von Herrenmodenaspekten sprechen). Natürlich ist die morgendliche Entscheidung nicht bindend, es kann ohne weiteres sein, daß ich z. B. nur zum Frühstück in meinem Stammcafe´ was anhab und dann im Auto und in der Fa. nicht mehr. Hab ich dann einmal die Schuhe aus, zieh' ich mir für den Rest des Tages nie mehr welche an (es sei denn, ich müßte in Säurebädern herumwaten o. dgl.).
Zu 2): BF ist bei mir sehr alt. Ich praktizierte schon in der Schule mehr oder weniger chaotisch (war offiziell verboten, hatte aber genug liberale Lehrer) und hab dann rasch ausgeweitet (noch ohne Führerschein, war München-Hamburg per Bahn überhaupt nichts Besonderes).
Das richtige Verhalten bei ungewöhnlichen kommunikativen Vorkommnissen ist eine äußerst komplexe, facettenreiche Wissenschaft. Wichtig ist zunächst einmal die Differenzierung des Primärverhaltens des Gegenübers, d. h. frühzeitig festzustellen, ob er tatsächlich in Ihrem BF nur eine ihm unerklärliche Sache sieht oder ob er bereits apriori anpöbeln will. Ist ersteres der Fall, wird man, vorausgesetzt, man ist höflich, sachlich u. freundlich, erstaunt sein, wie oft alte Menschen schon auf die einfache These "ich geh' einfach so irrsinnig gern barfuß" reagieren mit "Ist ja auch was Schönes. Haben wir als Kinder oft gemacht." Härter erklärungsbedürftigen Fällen wird man begegnen mit "Sie stoßen sich ja auch umweltbewußt an jedem ug Arsen, das Sie im Körper haben und ich hab halt einfach gern gesunde Füße..."
Bei Letzterem ist davon auszugehen, daß der Gegenüber seinen Standpunkt nicht ändern wird. Lange Streitereien wirken unsouverän. Überlassen Sie es dem Gegner, das Gespräch fortzusetzen, Beispiel: "Na, kannst dir wohl keine Schuhe leisten?", Antwort: "So ist es. Aber wenn du mir 50 Euro spenden willst..." (und Ruhe ist). Andere geilen sich wiederum am "fehlenden Benimm, wie schaut denn das aus!" auf, mögliche Replik: "Dann schaun´s weg, oder schauen Sie sich etwa konzentriert Bilder an, die Ihnen nicht gefallen?" Wieder andere könnten auf die Dimension "Hygiene" anzuspielen versuchen und da hilft nur Kopfschütteln und sarkastisch-entwaffnendes Lachen: "Wird bei mir strengstens überwacht. Glauben Sie wirklich, daß ich als Geruchs- und Pilzdreckschleuder in die Öffentlichkeit gehen würde? Ich darf Ihnen versichern: Ist bei mir nicht anders, als wenn ich kopfunter auf den Händen gehen würde." Vorsicht, nicht Dinge dran setzen wie "Wenn Sie das nicht können, kann ich nichts dafür" (jeder Mensch ist auf das, was er ist und was er hat, stolz, auch auf seine Füße, sogar ein BF-Gegner, sonst gesprächsmäßige Eskalation und Aggression). Natürlich sollte man im Extremfall die Option haben, noch blöder zurückzureden als man angeredet wird. Im überigen wurde vor kurzem in einer Replik (Descalzar?) nebenher eine vorbildlich knapp formulierte Definition von Optimal-BF-Allgemeinverhalten gegeben (Höflichkeit, Sachlichkeit, Freundlichkeit), die ich nicht mehr ums Verrecken fand.
Die Welt eines jeden BFs ist äußerst bizarr und individualistisch. Für mich ist z. B. Kälte ein derariges Negativ-Feeling, daß ich gar keinen Bock hab', Ehrgeiz zu entwickeln und ein ultraharter Minusgrad-BF zu werden.
Der Punkt 2 ist sehr wichtig. Es ist wünschenswert, daß jeder über besondere Vorkommnisse und Problemlösungen berichtet, die sich bewährt haben.
Sorry für diese extrem lange Barfuß-Vorlesung. Ich hoffe aber, daß es vielleicht irgendwas gebracht hat.
Thermisch stark gehandicapt und sonst restlos barfuß durchgeknallt, mfG, Jay.


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