Widerspruch! (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Wednesday, 07.12.2005, 19:36 (vor 6932 Tagen) @ John Lupus

Hi John Lupus

Hallo, Markus und Andi,
das glaube ich jezt aber alles nicht so recht.
Ihr bezieht euch allen Ernstes auf "Anstandsregeln" und "Kleiderordnung", wenn es darum geht, in welchem Aufzug man eine Kirche betreten soll? Dann geschieht es euch ganz recht, wenn ihr wegen Barfüßigkeit nicht eingelassen werdet.

Ich habe nicht geschrieben, daß ich wegen Barfüßigkeit nicht in eine Kirche eingelassen worden sei. Ich war zweimal barfuß im Kölner Dom, ohne daß es Schwierigkeiten gegeben hätte, und auch aus anderen Kirchen, in denen ich barfuß war, bin ich nicht rausgeschmissen worden.

Denn barfuß verstoßt ihr gegen JEDE Bekleidungsnorm.
Ach, das ist was anderes?
Ja, wieso denn?
Das ist überhaupt nichts anderes.

Mir scheint, als werde hier barfüßigkeit als Tabubruch und "Vorstufe zur völligen Nacktheit" behandelt. Mit dieser Betrachtungsweise bin ich nicht einverstanden. Ganzkörperbekleidung ist nur in wenigen Teilen der Welt und auch nur für Frauen üblich (afghanische Burka in Kombination mit Handschuhen und dikken Strümpfen). Bei uns sind Gesicht und Hände stets nackt, und wenn es die Füße dazu sind, ist der "Nacktanteil" jedenfalls bei langen Hosen sowie langärmeliger Oberbekleidung nicht wesentlich größer als mit Schuhen; er ist sogar kleiner als bei einer Person, die Schuhe und Sokken, dafür aber eine kurze Hose oder kurzärmelige Oberbekleidung trägt.

Es ist schon ein wenig peinlich, wie hier in den Beiträgen die Barfüßigkeit damit relativiert wird, daß man ja im übrigen absolut korrekt angezogen sei. Das heißt, Ihr entscheidet für euch selbst darüber, welche Konvention ihr da verletzen dürft. Denn nichts anderes ist immer noch unser Barußlaufen:
Verletzen von Konventionen.

Das sehe ich nicht so, denn ich laufe nicht barfuß, um Konventionen zu verletzen, sondern weil ich mich so am wohlsten fühle. Gleichwohl nehme ich zähneknirschend zur Kenntnis, daß gewisse Zeitgenossendamit Probleme habben, so daß ich mir das Leben dadurch erleichtere, indem ich am Arbeitsplatz oder im Altarraum einer orthodoxen Kirche nicht barfuß laufe.

Im übrigen sehe ich in dem Hinweis, daß ich "ansonsten korrekt" angezogen bin, keine "Relativierung des Barfußlaufens". In schlampiger, zerrissener, drekkiger oder sonstwie unangemessener Bekleidung fühle ich mich weder barfuß noch mit Schuhen wohl, so daß hier kein barfußspezifischer Zusammenhang vorliegt. Der Hinweis auf die ansonsten korrekte Bekleidung soll vielmehr verdeutlichen, daß Barfüßer entgegen einem weitverbreiteten Vorurteile mehrheitlich keine Gammler sind.

Genauso wie eine kurze Hose eine solche Verletzung von Konventionen sein kann. Aber das ist natürlich "Pfui!".
Merkt ihr überhaupt die Überheblichkeit, die darin steckt, daß ihr euch eure ganz persönliche "Kleiderordnung" zurechtbastelt und dann angewidert mit dem Finger auf die zeigt, die eben dieser Kleiderordnung nicht nachkommen?
Ja, ich wiederhole: Dann geschieht es euch ganz recht, daß andere mit dem Finger auf euch zeigen und euch ausgrenzen.
Grüße
John

Ich sehe keine Überheblichkeit darin, wenn ich eine bestimmte Kleiderordnung für den Kirchenbesuch postuliere, und offensichtlich stehe ich mit dieser Meinung vielleicht in diesem Forum, bestimmt aber nicht auf der ganzen Welt alleine da. Kirchenwächter gibt es übrigens nicht nur im Kölner Dom, sondern auch in vielen italienischen Kirchen sowie in den Kirchen des Heiligen Landes (zumeist orthodoxe Mönche) sowie in den meisten russischen Kirchen (dort übernehmen die alten Babuschkas diese Rolle inoffiziell; sie schreiten sofort energisch ein, wenn sie etwas Unpassendes bemerken). Nun war ich in den Moskauer Kirchen zwar noch nicht barfuß, sondern hatte Flipflops an, ohne daß die Babuschkas irgendein Mißfallen bekundet hätten. Frauen, die in Hosen oder ohne Kopftuch in der Kirche "erwischt" werden, kriegen dagegen in Rußland umgehend mit den Babuschkas Probleme.

Barfuß,
Markus U.


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