Der menschliche Symbiosetrieb (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz ⌂, Stammposter, Friday, 03.12.2004, 23:44 (vor 7239 Tagen) @ aquajeans

Hallo Aquajeans,

Dies ist ein sehr persönlicher Beitrag.

Zu einem gewissen Grad finde ich darin eigene Erfahrung wieder, in mancher Hinsicht komme ich aber auch zu einer anderen Analyse. Meine Mutter war zweifellos dominant, aber eine Persönlichkeit mit einem breiten Spektrum von Ideen und Einstellungen. In manchen Hinsicht musste ich mich freikämpfen, in anderen Hinsicht hat sie mir den Weg zur Freiheit gewiesen. Sie wusste auch, dass Barfußgehen für mich gut ist und hat es nicht über Gebühr eingeschränkt. Ihr Ideal war es, die Dinge in einem großen Zusammenhang zu sehen, und das habe ich mir zu eigen gemacht.

Deshalb glaube ich auch, dass der Spaß am Barfußlaufen mehr ist als nur die Folge spezieller Situationen in der Kindheit und Jugend. Den Boden zu spüren, ist für mich ein elementares Bedürfnis unserer menschlichen Art, die den aufrechten Gang, den Intellekt und das individuelle Bewusstsein entwickelt hat. Entscheidend für diese Fortschritte war eine besondere emotionale Intelligenz, die unseren Vorfahren erlaubt hat, Haustiere und Kulturpflanzen zu domestizieren und ein faszinierendes Symbiosenetzwerk aufzubauen. Dabei ist evolutionsbedingt ein regelrechter Symbiosetrieb entstanden, der sich z.B. in der Begeisterung der Kinder für Tiere, der Hobbygärnter für Kohlrabi und Radieschen, aber auch in der widersinnigen Hunde- und Katzenhaltung in engen Stadtwohnungen bemerkbar macht.

Da der Boden mit seiner Fruchtbarkeit unser Ernährer ist, musste sich auch zu ihm eine starke Gefühlsbeziehung entwickeln. Dafür haben unsere Sohlen auch so viele Sinnesorgane. Unsere Vorfahren mussten die Bodenbeschaffenheit sehr genau wahrnehmen, um seine Fruchtbarkeit als Jäger und Sammler abzuschätzen oder als Ackerbauer zu beeinflussen. Erst in unserer heutigen technikfixierten Kultur verzichtet man auf diesen Kontakt, weil man z.B. wie Malo im Job Sicherheitsschuhe tragen muss.

Doch das Bedürfnis am Bodenkontakt ist und bleibt eine Grundkomponente unseres Symbiosesinns! Fast alle Kinder wollen am liebsten barfuß laufen, bis es ihnen im Lauf der Zeit aberzogen wird. Doch auch die Erwachsenen strömen in die Barfußparks, wo das im Maschinenzeitalter entstandene Barfußtabu nicht gilt und wo man froh und munter "auf freiem Fuß" leben kann.

Da Menschen mit starkem Symbiosesinn unter den Lebensbedingungen unserer steinzeitlichen Vorfahren die besten Partner fürs Leben waren, verlieben auch wir heutigen Männer uns noch gerne in Mädchen, die barfuß laufen. Aus gegenwärtiger Sicht hat sich das Männerbild ein wenig dahingehend geändert, dass Schuhe das Zeichen einer festen Verankerung in der Wohlstandgesellschaft sind, so dass gemeinsam barfußlaufende Paare leider nur selten zu sehen sind :-((

Soweit meine Argumente dafür, dass Barfußlaufen einfach normal-menschlich ist und nicht unbedingt tiefenpsychologischer Erklärungen bedarf!

Mach's gut und unbeschuht, Lorenz

[image] Was ich über Symbiose gelernt habe


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